Mathe für Nicht-Freaks: Basiswechselmatrizen

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In diesem Artikel lernen wir Basiswechselmatrizen kennen. Mithilfe von Basiswechselmatrizen kann man Koordinaten bzgl. einer gegebenen Basis in Koordinaten bzgl. einer anderen Basis umrechnen. Das ist insbesondere nützlich für das Rechnen mit Abbildungsmatrizen.

Herleitung

Wir haben im Artikel Basis gesehen, dass jeder endlichdimensionale Vektorraum eine Basis besitzt. Das heißt, wenn V ein n-dimensionaler K-Vektorraum ist, gibt es eine Basis B={b1,,bn} von V. Also lässt sich jeder Vektor vV eindeutig als Linearkombination der Basisvektoren b1,,bn schreiben, d.h. v=i=1nλibi mit eindeutigen λ1,,λnK.

Weiter wissen wir, dass Vektorräume mehr als eine Basis haben können. Sei C={c1,,cn} eine zweite Basis von V. Dann können wir v auch eindeutig als Linearkombination der ci schreiben, d.h. v=i=1nμici mit eindeutigen μ1,,μnK.

Wir haben also zwei Darstellungen des Vektors v. Über die Basis B bekommen wir die Darstellung v=i=1nλibi und über die Basis C erhalten wir v=i=1nμici.

Wie können wir die Basisdarstellung bezüglich B des Vektors v in die Darstellung bezüglich C überführen?

Diese Frage ist insbesondere interessant im Zusammenhang mit Abbildungsmatrizen, wie wir weiter unten im Abschnitt Anwendung von Basiswechselmatrizen sehen werden. Abbildungsmatrizen erlauben uns, mit Koordinaten statt mit Vektoren von V zu rechnen. Die Koordinaten eines Vektors hängen aber immer von der gewählten Basis in V ab. Wir wollen eine einfache Möglichkeit, um Koordinaten beliebiger Vektoren bzgl. einer Basis B von V in Koordinaten bzgl. einer anderen Basis C von V umzurechnen.

Die Situation im Kn

Um diese Frage zu ergründen, starten wir mit einem einfacheren Spezialfall. Als Vektorraum betrachten wir den Kn und setzen B=(e1,,en) als die (geordnete) Standardbasis fest. Sei weiter C=(c1,,cn) eine beliebige geordnete Basis des Kn. Weil Abbildungsmatrizen von der Reihenfolge der Basisvektoren abhängen, müssen wir für B und C geordnete Basen benutzen.

Sei v=(x1,,xn)T=i=1nxiei ein Vektor, dessen Koordinaten bezüglich der Standardbasis B wir kennen. Der Vektor vKn lässt sich in der Basis C schreiben als v=λ1c1++λncn für eindeutig bestimmte λ1,,λnK. Wie können wir die Koordinaten λ1,,λnK von v bzgl. C einfach aus den Koordinaten x1,,xn von v bzgl. der Standardbasis B berechnen?

Dafür wollen wir die Abbildung KnKn beschreiben, die jeden Vektor v=(x1,...,xn)TKn auf seinen Koordinatenvektor (λ1,,λn)TKn bzgl. C abbildet. Diese Abbildung ist die Koordinatenabbildung kC:KnKn, die wir schon aus dem Artikel "Isomorphismus" kennen. Sie ist linear.

Um kC zu beschreiben, können wir die darstellende Matrix MStdStd(kC) bzgl. der Standardbasis B=(e1,,en) berechnen. Per Definition der darstellenden Matrix im Kn erhalten wir dann den gesuchten Koordinatenvektor (λ1,,λn)T, indem wir v=(x1,,xn)T von links mit MStdStd(kC) multiplizieren.

Um die Matrix MStdStd(kC) zu berechnen, müssen wir kC(e1),,kC(en) bestimmen. Diese bilden dann die Spalten von MStdStd(kC). Wir suchen also die Koordinaten von e1,,en bzgl. C, müssen diese also als Linearkombination von Vektoren in C schreiben. Wir erhalten n Gleichungen Vorlage:Einrücken wobei die aij die gesuchten Koordinaten sind. Die Koeffizienten aij kann man durch Lösen eines linearen Gleichungssystems bestimmen. Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Dann ist kC(ej)=(a1j,a2j,,anj)T für j=1,,n. Damit erhalten wir die Abbildungsmatrix Vorlage:Einrücken Wir erhalten MStdStd(kC)y=kC(y) für alle yKn. Die gesuchten Vorfaktoren λ1,,λn erhalten wir also durch Vorlage:Einrücken

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Verallgemeinerung auf beliebige endlichdimensionale Vektorräume

In einem allgemeinen endlichdimensionalen Vektorraum V gibt es anders als im Kn keine Standardbasis. In dieser Situation haben wir zwei geordnete Basen B=(b1,,bn) und C=(c1,,cn). Weiter haben wir einen beliebigen Vektor vV gegeben als Linearkombination v=x1b1++xnbn bzgl. der Basis B mit x1,,xnK. Die Koeffizienten x1,,xn werden auch die Koordinaten von v bzgl. B genannt. Entsprechend sind die Koordinaten bzgl. der Basis C gewisse Skalare λ1,,λnK mit v=λ1c1++λncn.

Wir suchen eine Methode, um die Koordinaten x1,,xn bzgl. B eines beliebigen Vektors vV in die Koordinaten λ1,,λn bzgl. C umzurechnen. Wir benötigen also eine Abbildung KnKn, die (x1,,xn)T auf (λ1,,λn)T abbildet.

Wir kennen bereits die Koordinatenabbildungen kB:VKn mit kB(v)=(x1,,xn)TKn und kC:VKn mit kC(v)=(λ1,,λn)T. Wir wollen aus (x1,,xn)TKn den Vektor (λ1,,λn)TKn erhalten. Die Koordinatenabbildungen sind Isomorphismen. Also schickt kB1:KnV den Vektor (x1,,xn)T auf v und kC:VKn bildet v auf (λ1,,λn)T ab. Führen wir erst kB1 und anschließend kC aus, so erhalten wir eine Abbildung, die (x1,,xn)T auf (λ1,,λn)T abbildet.

Vorlage:Anker Unsere gewünschte Transformation wird also durch die lineare Abbildung kCkB1:KnKn realisiert. Wir können dann, wie oben bei der Situation im Kn, die Abbildungsmatrix von dieser linearen Abbildung im Kn bezüglich der Standardbasis bestimmen. Diese Abbildungsmatrix ist dann MStdStd(kCkB1). Wenn wir uns an den Artikel Abbildungsmatrizen erinnern, ist dies aber das Gleiche, wie die Abbildungsmatrix MCB(idV), wegen kCkB1=kCidVkB1.

Es ergibt auch intuitiv Sinn, dass die Basiswechselmatrix von B nach C genau durch die darstellende Matrix MCB(idV) der Identität bzgl. den Basen B und C gegeben ist. Denn multiplizieren wir den Koordinatenvektor kB(v) bzgl. B eines Vektors vV von links mit MCB(idV), so erhalten wir per Definition der darstellenden Matrix genau den Koordinatenvektor bzgl. C von idV(v)=v. Es gilt also Vorlage:Einrücken für alle vV. Die Matrix MCB(idV) rechnet also Koordinaten bzgl. B in Koordinaten bzgl. C um. Das ist genau, was die Basiswechselmatrix auch macht.

Definition

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition Die Basiswechselmatrix hat noch viele andere Namen. Sie wird in der Literatur auch als Übergangsmatrix, Basisübergangsmatrix, Transformationsmatrix oder Koordinatenwechselmatrix bezeichnet. Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Warnung

Anwendung von Basiswechselmatrizen

Vorlage:Todo

Das Problem mit Abbildungsmatrizen

Wir können für jede lineare Abbildung f:VW zwischen zwei endlich dimensionalen Vektorräumen eine Abbildungsmatrix MCB(f) finden. Diese hängt aber von der Wahl der geordneten Basen B und C ab. Wählen wir andere Basen B oder C, erhalten wir wahrscheinlich eine andere Abbildungsmatrix. Das sehen wir in folgendem Beispiel: Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Lösung des Problems

Gegeben sind eine Abbildung f:VW und geordnete Basen B und B von V sowie C und C von W. Wir stellen uns folgende Frage: Wie können wir die Darstellungsmatrix MCB(f) in die Darstellungsmatrix MCB(f) überführen?

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz

Wir wollen uns im Folgenden überlegen, warum die Formel aus dem Satz richtig ist und wie man darauf kommt.

Aus der Definition der Darstellungsmatrix wissen wir, dass für alle Vektoren xKn gilt MCB(f)x=kCfkB1(x) und MCB(f)x=kCfkB1(x). Diese Gleichung können wir einem Diagram veranschaulichen:

Darstellung der gleichen linearen Abbildung bezüglich verschiedener Basen als zwei Diagramme
Darstellung der gleichen linearen Abbildung bezüglich verschiedener Basen als zwei Diagramme

Bei diesen beiden Diagrammen ist es egal, welchen Weg man geht. Zum Beispiel ist es egal, ob wir mit f von V direkt nach W gehen oder den Umweg über Kn und Km einschlagen. Entsteht bei jedem Weg die gleiche Abbildung, spricht man von einem kommutierenden Diagramm.

Wir können die beiden Diagramme zusammenfügen:

Darstellung der gleichen linearen Abbildung bezüglich verschiedener Basen als ein Diagramme
Darstellung der gleichen linearen Abbildung bezüglich verschiedener Basen als ein Diagramme

Auch dieses Diagramm kommutiert wieder. Das heißt, wenn man einen festen Start- und Endpunkt hat, ist es immer noch egal, welchen Weg man im Diagramm geht. Es kommt immer die gleiche Abbildung heraus. Wenn wir links oben bei Kn starten, ist es also egal, welchen Weg wir nutzen, um zum Km unten links zu kommen. Wir können über xMCB(f)x von Kn nach Km gelangen oder zuerst kBkB1:KnKn, dann xMCB(f)x und schließlich kCkC1:KmKm ausführen.

Die verschiedenen Kompositionen in blau und rot eingezeichnet
Die verschiedenen Kompositionen in blau und rot eingezeichnet

Folglich ist die Abbildung KnKm, xMCB(f)x gleich der Verknüpfung der Abbildungen kBkB1, xMCB(f)x und kCkC1. Wir haben nun gesehen, dass die Abbildung xMCB(f)x in die Abbildung xMCB(f)x überführt werden kann. Ursprünglich wollten wir aber die Matrix MCB(f) in die Matrix MCB(f) überführen. Wie kommen wir von der Abbildung KnKm, xMCB(f)x wieder zu der Matrix MCB(f)Km×n?

Die Matrix MCB(f) sieht kompliziert aus. Deshalb überlegen wir uns, wie wir diese Frage für eine allgemeine Matrix AKm×n beantworten können. Wir betrachten die zu A zugehörige lineare Abbildung LA:KnKm, xAx. Die Darstellungsmatrix der linearen Abbildung LA bezüglich den Standardbasen des Kn und Km ist wieder A. Setzen wir nun die Matrix MCB(f) für A ein. Die Darstellungsmatrix der Abbildung xMCB(f)x bezüglich den Standardbasen ist genau MCB(f).

Wie wir schon gesehen haben, ist die Abbildung xMCB(f)x gleich der Verknüpfung der Abbildungen kBkB1, xMCB(f)x und kCkC1. Also stimmt die Darstellungsmatrix der Verknüpfung von kBkB1, xMCB(f)x und kCkC1 bzgl. der Standardbasen mit MCB(f) überein.

Wir können die Darstellungsmatrix der Verknüpfung aber auch anders ermitteln. Im Artikel Matrizenmultiplikation haben wir gesehen, dass Verknüpfungen von Abbildungen genau der Multiplikation der jeweiligen Darstellungsmatrizen entsprechen. Deshalb schreiben wir die Darstellungsmatrizen der verknüpften Abbildungen einzeln auf und multiplizieren sie dann.

  • Wie wir für MCB(f) schon gesehen haben, ist die Darstellungsmatrix von xMCB(f)x bezüglich der Standardbasen von Kn und Km wieder MCB(f).
  • Die Darstellungsmatrix von kCkC1 haben wir bereits oben hergeleitet, sie ist MCC(id). Das ist genau die Basiswechselmatrix TCC.
  • Genauso ist die Darstellungsmatrix von kBkB1 gegeben durch die Basiswechselmatrix TBB=MBB(id).

Multiplizieren wir diese drei Matrizen, erhalten wir die Matrix MCB(f). Also gilt Vorlage:Einrücken Das heißt, dass sich MCB(f) aus MCB(f) durch Linksmultiplikation mit TCC und Rechtsmultiplikation mit TBB berechnen lässt.

Transformation am Beispiel

Wir wissen nun, wie wir Darstellungsmatrizen einer linearen Abbildung zu verschiedenen Basen ineinander überführen können. Betrachten wir noch einmal das obige Beispiel. Wir haben die lineare Abbildung Vorlage:Einrücken und die geordneten Basen B=(e1,e2), C=((1,1)T,(1,0)T) und C=((1,2)T,(1,0)T). Die Matrix MCB(f) haben wir bereits berechnet: Vorlage:Einrücken Wir wollen MCB(f) durch Matrizenmultiplikation bestimmen, also durch MCB(f)=TCCMCB(f)TBB. Wir müssen TBB und TCC bestimmen. Es gilt TBB=I2, denn die Basis B ändert sich nicht. Nun zur Berechnung der Basiswechselmatrix TCC: Wir wissen TCC=MCC(id). Um diese Matrix zu bestimmen, müssen wir die Basisvektoren von C in der Basis C ausdrücken:

Vorlage:Einrücken Also ist Vorlage:Einrücken Daraus folgt Vorlage:Einrücken Überzeuge dich davon, dass dieses Ergebnis mit dem von oben übereinstimmt.

Beispiele

Basiswechsel einer Darstellungsmatrix

Wir haben die Basen Vorlage:Einrücken von 2 und die Basen Vorlage:Einrücken von 3 gegeben. Sei f:23 eine Abbildung mit der folgenden Abbildungsmatrix bzgl. B und C: Vorlage:Einrücken

Wir wollen die Abbildungsmatrix von f bzgl. den Basen B und C bestimmen. Das machen wir mit Matrizenmultiplikation MCB(f)=TCCMCB(f)TBB. Dafür müssen wir zunächst die Basiswechselmatrizen TBB und TCC berechnen. Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Aufgaben

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Gruppenaufgabe