Beweisarchiv: Zahlentheorie: Elementare Zahlentheorie: Kleiner Satz von Fermat

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Beweisarchiv: Zahlentheorie

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Algebraische Zahlentheorie: Pythagoraszahl nicht-reeller Körper · Korrespondenzsatz der algebraischen Zahlentheorie · Zerlegungsgesetz
Analytische Zahlentheorie: Irrationalität von ζ(3) · Primzahlsatz


Kleiner Satz von Fermat

Aussage

Für eine Primzahl p und eine beliebige ganze Zahl a gilt

apamodp.

Anders ausgedrückt: apa ist durch p teilbar.

Vorbemerkungen

Die folgenden Vereinfachungen oder Spezialfälle werden in den Beweisen nicht eigens erklärt:

  • Ist a durch p teilbar, so gilt
a0apmodp.
  • Für nicht durch p teilbare a kann alternativ die äquivalente Aussage
1ap1modp
gezeigt werden: Die obige Version erhält man durch Multiplikation beider Seiten mit a; umgekehrt darf man bei Kongruenzen durch teilerfremde Zahlen teilen.
  • Man kann sich beim Beweis auf positive Zahlen a beschränken: Für negative a folgt die Aussage dann aus
(a)p(a)=(apa) für ungerade p
bzw.
(a)2(a)=a2a+2a für p=2.
  • Restklassen modulo p werden durch einen Querstrich symbolisiert, die zu beweisende Aussage ist also
a¯p=a¯ bzw. a¯p1=1¯ für a¯0¯.

Beweis 1 (Induktion)

Die Aussage wird per Induktion über a für alle nichtnegativen ganzen Zahlen a gezeigt.

Induktionsanfang: 0p0=0 ist durch p teilbar.

Induktionsschritt: Die Behauptung sei wahr für ein gewisses a. Dann ist nach dem binomischen Satz

(a+1)p(a+1)=ap+(p1)ap1++(pp1)a+1(a+1)

In der Darstellung

(pk)=p(p1)(pk+1)12k

taucht p für 1kp1 nur im Zähler auf. Da p prim ist, treten im Nenner keine Teiler von p auf. Die Binomialkoeffizienten sind daher alle durch p teilbar. Damit folgt

(a+1)p(a+1)ap+1(a+1)=apamodp,

und nach Induktionsvoraussetzung ist das durch p teilbar.

Beweis 2 (Kombinatorik)

Aus Perlen von a verschiedenen Farben soll eine (geschlossene) Kette mit p Perlen zusammengestellt werden. Für jede Perle gibt es a Wahlen, insgesamt gibt es also ap Möglichkeiten. Betrachtet man eine Kette und alle Ketten, die aus ihr durch Rotation hervorgehen, so gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Alle Perlen der Kette haben dieselbe Farbe, es ist also nicht möglich durch Rotation eine neue Kette zu bilden.
  • Die Kette enthält mindestens eine andersfarbige Perle. Durch Rotation erhält man genau p verschiedene Ketten.

Begründung: Es sei k die kleinste Zahl, für die eine Rotation um k Perlen wieder dieselbe Kette liefert. Ist k kein Teiler von p, so sei nk das kleinste Vielfache von k, das größer als p ist. Es ist kleiner als p+k, also ist nkp positiv und kleiner als k, aber die Rotation um diese Zahl von Perlen überführt wieder die Kette in sich selbst, im Widerspruch zur Annahme, dass k bereits die kleinste solche Zahl sei. Also muss k ein Teiler von p sein. Da p eine Primzahl ist, ist k=1 oder k=p, und diese beiden Werte entsprechen genau den beiden oben angegebenen Fällen.

Es gibt a einfarbige Ketten, also ist apa die Anzahl der gemischtfarbigen Ketten. Nach der obigen Überlegungen kann man die gemischtfarbigen Ketten aber in Gruppen zu je p zusammenfassen, ihre Anzahl ist also durch p teilbar.

Beweis 3 (Bijektivität der Multiplikation mit a)

Es sei a nicht durch p teilbar. Die Abbildung

f:(/p)×(/p)×,xax

ist injektiv, da man bei Kongruenzen durch zum Modul p teilerfremde Zahlen teilen darf: Die Aussage

axaymodp

bedeutet

paxay=a(xy),

und da a nach Voraussetzung nicht durch p teilbar ist, muss xy durch p teilbar sein, d.h.

xymodp.

Da Definitions- und Zielbereich der Funktion f dieselbe Zahl von Elementen haben, ist jede injektive Funktion automatisch bijektiv. Die Zahlen

f(1¯),f(2¯),,f(p1)

sind also genau die Zahlen

1¯,2¯,,p1,

allerdings möglicherweise in anderer Reihenfolge. Also sind die Produkte gleich:

f(1¯)f(2¯)f(p1)=1¯2¯p1.

Nun ist

f(1¯)f(2¯)f(p1)=(a¯1¯)(a¯p1)=a¯p1(1¯2¯p1),

also

a¯p1(1¯2¯p1)=1¯(1¯2¯p1).

Da die Zahlen 1,2,,p1 alle teilerfremd zu p sind, darf man durch das geklammerte Produkt teilen, und es ergibt sich die Aussage

a¯p1=1¯

oder anders geschrieben

ap11modp.

Beweis 4 (Gruppentheorie)

Ist a nicht durch p teilbar, so definiert a ein Element a¯ in der Gruppe (/p)×; diese Gruppe hat die Ordnung p1, und nach dem Satz von Lagrange gilt

a¯p1=1¯,

anders ausgedrückt

ap11modp.

Durch Multiplikation mit a ergibt sich die Behauptung.

Anmerkung: Genau dasselbe Argument zeigt auch die allgemeinere Aussage

aφ(n)1modn

für ggT(a,n)=1, die als Satz von Euler-Fermat bezeichnet wird.

Wikipedia-Verweise