Mathematik: Analysis: Reelle Zahlen: Ungleichungen

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Mathematik: Analysis: Vorlage: Topnavi Reelle Zahlen

Ungleichungen

In den folgenden Kapiteln über Folgen und Reihen werden, z. B. um die Konvergenz nachzuweisen, immer wieder Ungleichungen verwendet. Die wichtigsten Regeln sind hier zusammengestellt und werden teilweise auch bewiesen. Im Anschluss werden noch drei bekannte und wichtige Ungleichungen eingeführt:

  • Ungleichung zwischen arithmetischem und geometrischem Mittelwert
  • Bernoullische Ungleichung und die
  • Schwarzsche Ungleichung.


Rechenregeln für Ungleichungen

Zur besseren Übersichtlich werden zwei Ungleichungen manchmal zusammengefasst:

ab und bc   ⇔   abc

und auch die übliche Sprechweise negativ und positiv benutzt:

a ist positiv   ⇔   a>0     und     a ist negativ   ⇔   a<0


Satz
Für alle a,b,c,d gilt:
  1. a<b   ⇒   a+c<b+c
    (Verträglichkeit von < mit der Addition)

  2. ab und cd   ⇒   a+cb+d und
    a<b und cd   ⇒   a+cb+d
    (Ungleichungen, die gleichgerichtet sind, kann man addieren)

  3. a<b und c>0   ⇒   ac<bc
    a>b und c>0   ⇒   ac>bc
    (Verträglichkeit von < mit der Multiplikation)

  4. 0ab und 0cd   ⇒   acbd und
    0a<b und 0<cd   ⇒   ac<bd
    (Ungleichungen nichtnegativer Zahlen, die gleichgerichtet sind, kann man multiplizieren)

  5. ab und c<0   ⇒   acbc und
    a<b und c<0   ⇒   ac>bc
    (Die Multiplikation mit einer negativen Zahl kehrt die Ungleichung um.)

  6. 0<n für alle n
    (Die natürlichen Zahlen sind positiv)

  7. 0<a<b   ⇒   0<1b<1a

  8. für 0a und 0b gilt:
    ab   ⇔   a2b2 und
    a<b   ⇔   a2<b2


Beweis
Die Behauptungen lassen sich aus den Eigenschaften der linearen Ordnung von beweisen. Die Beweise werden hier allerdings nur zu einigen Punkten gezeigt und die übrigen Ihnen zur Übung empfohlen.


zu 1. Widerspruchsbeweis
Wenn ab   ⇔   a<b oder a=b gilt, ergibt sich wegen der Verträglichkeit der linearen
Ordnung mit der Addition: a+cb+c.
Da aus a+c=b+c ebenfalls a=b folgen würde, entsteht ein Widerspruch zur Voraussetzung.


zu 6. Der Beweis erfolgt durch vollständige Induktion.
Induktionsanfang
Annahme: 10
Addiert man 1 auf beiden Seiten (Verträglichkeit mit der Addition) so folgt: 01
Die beiden Ungleichungen lassen sich (Verträglichkeit mit der Multiplikation) kombinieren zu:
1(1)0(1) d. h. 10
Aus 01 und 10 folgt wegen der Antisymmetrie der Ordnung   1=0 und daraus (Verträglichkeit mit der Addition) 0=1.
muss als Körper mindestens zwei Elemente enthalten, also neben der 0 noch mindestens ein weiteres Element x mit x0. Mit diesem Element x folgt weiter:
x=x1=x0=0. Dies ist aber ein Widerspruch zu x0.
Also muss die Annahme 10 falsch sein. Dann kann aber nur 0<1 gelten und das zeigt den Induktionsanfang.

Induktionsschritt
Aus 0<n folgt mit 1.: 0+1<n+1.
Mit 0<1 und wegen der Transitivität der Ordnung folgt weiter: 0<n+1.


zu 7.
Da a0 gibt es ein Inverses bezüglich der Multiplikation, nämlich 1a.
1a kann nicht negativ sein, denn dann würde mit 3. folgen:
1aa<0a, das bedeutet aber 1<0 und das ist ein Widerspruch zu 6.
Ist nun 0<a<b, so folgt aus dem gerade bewiesenen (ab ist wegen 4. auch positiv):
0<1ab.
Wegen a<b und 0<1ab folgt mit 3.: a1ab<b1ab also
0<1b<1a

Die reellen Zahlen sind archimedisch geordnet

Satz
Zu jedem x gibt es ein n mit x<n.


Wegen dieser Eigenschaft heißt ein archimedisch geordneter Körper.


Beweis
wurde als Obermenge von konstruiert.
Wenn nicht nach oben beschränkt wäre, kann es kein x geben, das eine obere Schranke von ist. (Wäre x obere Schranke würde gelten nx für alle n. Wenn es nicht gilt, muss es also mindestens ein n geben mit x<n).
Der Satz ist daher bewiesen, wenn gezeigt werden kann, dass, nicht beschränkt ist.

Annahme: ist nach oben beschränkt.
Da die reellen Zahlen vollständig sind gibt es ein Supremum s von mit
ns für alle n. Wegen der Verträglichkeit von Ungleichungen mit der Addition folgt:
(n1)(s1). Setzt man jetzt m:=n1 für alle n so folgt weiter:
m(s1) für alle m, also ist auch s1 eine obere Schranke von .
wegen 0<1 folgt mit den Rechenregeln von Ungleichungen:
(s1)=0+(s1)<1+(s1)=s. Also ist s keine obere Schranke. Wegen dieses Widerspruches muss aber die Annahme, dass nach oben beschränkt ist, falsch sein.


Mit der Eigenschaft, dass ein archimedisch geordneter Körper ist, lässt sich bereits so etwas wie ein erster Grenzwert zeigen.


Satz
Sei a, a0 und a1n für alle n. Dann folgt: a=0.


Beweis

Der Beweis erfolgt durch Fallunterscheidung: a=0 und a>0

  1. a=0: Mit den Rechenregeln für Ungleichungen gilt: 0<1n für alle n. Es gilt also 00 und 01n für alle n. Für 0 ist der Satz damit erfüllt.
  1. a>0: Der Beweis erfolgt hier durch Widerspruch.
    Annahme: Es gibt ein a>0 mit a1n für alle n.
    Wegen a>0 gilt auch 1a>0. Multipliziert man a1n mit den beiden positiven Zahlen n und 1a, so erhält man:
          a1an1n1an       ⇒       n1a       für alle n.
    Dann wäre aber kein archimedisch geordneter Körper . Also kann es kein solches a geben.





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