Beweisarchiv: Lineare Algebra: Endomorphismen: Korrektheit des Algorithmus von Faddejew-Leverrier

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Beweisarchiv: Lineare Algebra: TOPNAV


Der Algorithmus von Faddejew-Leverrier (benannt nach dem russischen Mathematiker Dmitri Konstantinowitsch Faddejew und dem französischen Mathematiker Urbain Jean Joseph Leverrier) ist ein Verfahren, das für beliebige quadratische Matrizen An×n die Koeffizienten ck(k=1,n) des durch p(λ)=det(λIA) definierten charakteristischen Polynoms

p(λ)=cnλn+cn1λn1+cn2λn2++c1λ+c0

ermittelt. Außerdem liefert der Algorithmus sowohl die Determinante als auch die Inverse von A.

Beschreibung des Algorithmus und der Rekursion

Der Algorithmus basiert auf folgender Rekursionsvorschrift für die Matrizen B0,,Bnn×n und die Koeffizienten c0,,cn

B0=0cn=1(k=0)Bk=ABk1+cnk+1Icnk=1ktr(ABk)k=1,,n

Hierin ist tr(M):=i=1nmii die sogenannte Spur einer quadratischen Matrix Mn×n

Der Algorithmus hat weitere interessante Eigenschaften:

  • Wegen
c0=p(0)=det(A)=(1)ndetA

erhält man unmittelbar den Wert der Determinanten von A.

  • Außerdem kann man mit Hilfe der Beziehung
Bn+1=ABn+c0I=0

überprüfen, ob der Algorithmus korrekt terminiert. Durch Umformen erhält man hieraus insbesondere auch die Inverse von A :

A1=1c0Bn

Beweise für die Korrektheit Algorithmus

Direkter algebraischer Beweis

Wir verwenden folgenden bekannten Zusammenhang zwischen Determinante und Adjunkte einer Matrix, der auch zur Matrix-Inversion verwendet werden kann. Es gilt nämlich

(λIA)adj(λIA)=det(λIA)I=pA(λ)I

Aus der Definition der Adjunkten folgt, dass λ in adj(λIA) höchstens mit Grad n1 auftritt. Man kann hierin nach Potenzen von λ sortieren und dann geeignet als Summe zerlegen. Es ist für unsere Zwecke nützlich, das Polynom in λ mit Matrix-Koeffizienten Bkn×n(k=0,,n+1) zu schreiben ( wobei B0=0 und Bn+1=0):

adj(λIA)=k=0n+1Bkλnk

Einsetzen und Umformen liefert:

(λIA)k=0n+1Bkλnk=pA(λ)Ik=1n+1(BkABk1)λnk+1=k=1n+1cnk+1λnk+1I(*)


Durch Koeffizientenvergleich folgt:

BkABk1=cnk+1IBk=ABk1+cnk+1I


Speziell haben wir per Definition (siehe oben):

0=Bn+1=ABn+c0IA1=1c0Bn

Damit ist die Rekursionsvorschrift für die Matrizen Bk sowie die Aussage für die Inverse von A hergeleitet.


Bemerkung: Aus (*) folgt direkt der Satz von Cayley-Hamilton, denn Einsetzen von A auf der linken Seite führt auf eine Teleskopsumme, in der sich alle Terme wegheben. Vergleiche dazu auch die Beweise im Beweisarchiv.


Es muss nun noch die Aussage für die Koeffizienten ck des charakteristischen Polynoms bewiesen werden:

Hierzu verwenden wir Jacobi's Formel zur Differentiation von Determinanten-Funktionen. Es gilt nämlich allgemein für eine Matrixfunktion M(x):

ddxdet(M(x))=tr(adj(M(x))ddxM(x))

Speziell für unsere Situation bedeutet das also:

p(λ)=ddλdet(λIA))=tr(adj(λIA)ddλ(λIA))=tr(adj(λIA))

Wir rechnen nun beide Seiten weiter aus. Einerseits haben wir dann:

tr(adj(λIA))=tr(k=0n+1Bkλnk)=k=0n+1tr(Bkλnk)=k=0n+1tr(Bk)λnk

Andererseits können wir das charakteristische Polynom als

p(λ)=k=0ncnkλnk

schreiben und erhalten als Ableitung:

p(λ)=k=0n(nk)cnkλnk1

schreiben. Koeffizientenvergleich in den beiden Ausdrücken für tr(adj(λIA)) und p(λ) sowie anschließendes Einsetzen der Rekursionsvorschrift für Bk+1 ergibt

(nk)cnk=tr(Bk+1)=tr(ABk+cnkI)=tr(ABk)+cnktr(I)=tr(ABk)+ncnk

und einige letzte Umformungen führen dann auf das behauptete Resultat:

cnk=1ktr(ABk)