Mathe für Nicht-Freaks: Abbildungsmatrizen

Aus testwiki
Version vom 29. Juli 2024, 18:02 Uhr von imported>Sascha Lill 95 (Beispiele)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

{{#invoke:Mathe für Nicht-Freaks/Seite|oben}}

In diesem Artikel lernen wir, wie wir lineare Abbildungen zwischen beliebigen endlichdimensionalen Vektorräumen mithilfe von Matrizen beschreiben können. Die darstellende Matrix einer solchen linearen Abbildung f:VW ist von der Wahl von Basen in V und in W abhängig. Ihre Spalten sind die Koordinaten der Bilder der Basisvektoren von V.

Verallgemeinerung auf abstrakte Vektorräume

Im Artikel zur Hinführung zu Matrizen haben wir gesehen, wie wir eine lineare Abbildung KnKm durch eine Matrix beschreiben können. Auf diese Weise können wir lineare Abbildungen zwischen Kn und Km vergleichsweise einfach angeben und klassifizieren. Können wir so eine Beschreibung auch für lineare Abbildungen zwischen allgemeinen Vektorräumen finden?

Formell ausgedrückt, betrachten wir die Frage: Gegeben zwei endlichdimensionale K-Vektorräume V und W, wie können wir eine lineare Abbildung f:VW vollständig beschreiben?

Um diese Frage zu beantworten, können wir versuchen, sie auf den Fall von Kn und Km zurückzuführen. Im Artikel Isomorphismus haben wir gesehen, dass jeder endlichdimensionale Vektorraum zu einem Kn isomorph ist. Das heißt, es gilt VKn und WKm. Dabei ist n=dim(V) und m=dim(W). Dieser Isomorphismus funktioniert wie folgt: Wir wählen eine geordnete Basis B=(b1,,bn) von V. Durch Darstellung eines Vektors in V bzgl. B erhalten wir die Koordinatenabbildung kB:VKn, die v=λ1b1++λnbnV auf (λ1,,λn)TKn abbildet. Genauso erhalten wir den Isomorphismus kC:WKm nach Wahl einer Basis C von W. Hierbei ist es wichtig, dass B und C geordnete Basen sind, da wir für unterschiedliche Anordnung der Basisvektoren eine andere Abbildung bekommen würden.

Mithilfe dieser Isomorphismen können wir aus unserer Abbildung f:VW eine Abbildung f:KnKm machen: Wir setzen dafür f=kCfkB1. Um diese Konstruktion zu verstehen, können wir uns einmal das folgende Diagramm ansehen:

Verschieben einer linearen Abbildung in den Koordinatenraum
Verschieben einer linearen Abbildung in den Koordinatenraum

Zu dieser Abbildung f können wir wie im Artikel Hinführung zu Matrizen eine Matrix M zuordnen.

Haben wir damit unser Ziel erreicht? Wenn dem so ist, können wir aus M die Abbildung f rekonstruieren. Aus dem Artikel Hinführung zu Matrizen wissen wir bereits, dass wir mit der induzierten Abbildung aus M die Abbildung f:KnKm rekonstruieren können. Nun sind kB und kC Isomorphismen. Das heißt, wir können die Abbildung f aus f rekonstruieren, indem wir kC1fkB=kC1kCfkB1kB=f bilden.

Also können wir M die zu f zugeordnete Matrix nennen. Wir müssen mit dieser Bezeichnung jedoch vorsichtig sein: Sie hängt von der Wahl der geordneten Basen B von V und C von W ab. Das heißt, wir haben eigentlich mehrere Wege gefunden, um aus f eine Matrix zu konstruieren. Erst nachdem wir die Basen B und C gewählt haben, haben wir einen eindeutigen Weg gefunden, um für f eine Matrix zu finden. Somit sollte die oben konstruierte Matrix M eigentlich "die zu f bezüglich den Basen B und C zugeordnete Matrix" heißen. Passenderweise können wir M mit MCB(f) bezeichnen. Durch die Konstruktion füllt diese Matrix genau die untere Zeile im folgenden Diagramm:

Diagramm, das die Abbildungsmatrix charakterisiert
Diagramm, das die Abbildungsmatrix charakterisiert

Definition

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Warnung Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Hinweis

Rechnen mit Abbildungsmatrizen

Berechnung einer Abbildungsmatrix

Zusammenhang der Elemente bj,ej,f(bj) und a_j=(a1j,,amj)T.

Wie können wir die zugehörige Matrix zu f:VW finden? Also wie können wir die Einträge der Matrix MCB(f) konkret berechnen?

Der j-te Spaltenvektor der Matrix MCB(f) ist gegeben durch (kCfkB1)(ej). Wir wollen also diesen Vektor bestimmen. Es gilt (kCfkB1)(ej)=kC(f(kB1(ej))). Die definierende Eigenschaft der Koordinatenabbildung kB ist, dass diese Abbildung den Basisvektor bj auf ej abbildet. Deshalb gilt kB1(ej)=bj. Die j-te Spalte von MCB(f) ist also der Vektor (kC(f(bj)). Um herauszufinden, wie kC den Vektor f(bj) abbildet, müssen wir diesen Vektor in der Basis C darstellen. Es gibt Skalare a1j,a2j,,amjK, so dass f(vj)=i=0maijci. Dann gilt Vorlage:Einrücken Damit ist der ij-te Eintrag von MCB(f) als der Eintrag aij aus der Basisdarstellung f(bj)=i=0maijci gegeben.

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Hinweis Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Verwendung der Abbildungsmatrix

Nun wissen wir, wie wir die Abbildungsmatrix von f bezüglich der Basen B={b1,,bn} und C={c1,,cm} berechnen kann. Wozu können wir diese Matrix nutzen?

Mit Hilfe dieser Matrix kann man den Bildvektor f(v) jedes Vektors vV berechnen. Dazu stellen wir zunächst v bezüglich der Basis B von V dar, also v=λ1b1+λ2b2++λnbn. Wir bezeichnen die Einträge der Abbildungsmatrix mit MCB(f)=(aij). Dann gilt: Vorlage:Einrücken Wir erhalten also eine Darstellung des Vektors f(v)=i=1mμici als Linearkombination der Basisvektoren von C, mit Koordinaten Vorlage:Einrücken Mit Hilfe der Matrizenmultiplikation mit einem Vektor ("Zeile mal Spalte") können wir dies auch so ausdrücken: Vorlage:Einrücken Mithilfe der Abbildungsmatrix erhalten wir also aus dem Koordinatenvektor kB(v)=(λ1,,λn) von v den Koordinatenvektor kC(f(v)) von f(v). Dafür multiplizieren wir kB(v) von links mit der darstellenden Matrix MCB(f): Vorlage:Einrücken Die Gleichung besagt, dass, ausgehend von einem Vektor vV, im Diagramm zur darstellenden Matrix der rote und der blaue Pfad dasselbe Ergebnis liefern.

Das definierende Diagramm einer Abbildungsmatrix
Das definierende Diagramm einer Abbildungsmatrix

Anstatt mit einem Vektor vV zu beginnen können wir auch mit einem beliebigen Vektor x=(x1,,xn)TKn starten. Dann ist x der Koordinatenvektor von kB1(x)=x1b1++xnbn=:v. Ebenso können wir das Produkt y=MCB(f)xKm als einen Koordinatenvektor von kC1(y)=y1c1++ymcm auffassen. Aus dem Diagramm wissen wir, dass y der Koordinatenvektor von f(v) ist. Es gilt also Vorlage:Einrücken Hier haben wir benutzt, dass die Koordinatenabbildungen Isomorphismen sind, wir die Pfeile von kB und kC im Diagramm also auch umgekehrt laufen können. Die Gleichung besagt, dass der rote und blaue Pfad im folgenden Diagramm dasselbe Ergebnis liefern:

Das definierende Diagramm einer Abbildungsmatrix mit invertierter Koordinatenabbildung
Das definierende Diagramm einer Abbildungsmatrix mit invertierter Koordinatenabbildung

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Abbildungsmatrizen und Komposition linearer Abbildungen

Im folgenden Satz zeigen wir, dass die Verknüpfung von linearen Abbildungen der Multiplikation ihrer darstellenden Matrizen entspricht.

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Warnung

Eins zu Eins Korrespondenz zwischen Matrizen und linearen AbbildungenVorlage:Anker

Mit Abbildungsmatrizen können wir nach einer festen Wahl geordneter Basen B und C eine Abbildung f eindeutig eine Matrix MCB(f) zuordnen. Das können wir nach der Wahl der Basen mit jeder beliebigen linearen Abbildung f:VW machen. Dadurch erhalten wir eine Funktion, die eine Abbildung f auf ihre Abbildungsmatrix MCB(f) schickt: Vorlage:Einrücken Bei dieser Formel ist Hom(V,W), die Menge aller linearer Abbildungen von V nach W und Km×n ist die Menge aller m×n-Matrizen.

Wie sind wir auf die Zuordnung der Matrix MCB(f) zur Abbildung f gekommen? Wir haben zu f mit Hilfe der Basen B und C zuerst eine eindeutige Abbildung f:KnKm gefunden und danach die zu f zugeordnete Matrix bestimmt. Die Abbildung f ist durch die Koordinatenabbildungen definiert: f=kCfkB1. Also haben wir die Zuordnung Vorlage:Einrücken Weil kC und kB Bijektionen sind, können wir aus einem f:KnKm auch ein eindeutiges f:VW bekommen, dem f zugeordnet wird. Dafür müssen wir nur f:=kC1fkB setzen.

Also haben wir eine Bijektion zwischen Hom(V,W) und Hom(Kn,Km).

Auch die Zuordnung Vorlage:Einrücken ist eine Bijektion, was wir schon im Artikel Einführung in Matrizen gesehen haben.

Also ist auch Hom(V,W)Km×n eine Bijektion, weil sie die Verknüpfung der beiden Bijektionen Hom(V,W)Hom(Kn,Km) und Hom(V,W)Km×n ist. Wie sieht aber die Umkehrung der Bijektion Hom(V,W)Km×n aus?

Die Umkehrabbildung Km×nHom(V,W) bildet eine Matrix AKm×n auf eine lineare Abbildung f:VW ab, so dass MCB(f)=A. Seien B=(b1,,bn) und C=(c1,,cm) geordnete Basen von V und W und A=(aij), d.h. aij ist die i,j-te Komponente der Matrix A. Wegen MCB(f)=A muss gelten Vorlage:Einrücken Wegen dem Prinzip der linearen Fortsetzung ist f dadurch schon komplett definiert. Wir sehen hier, dass dass die aij das Gewicht von ci in f(bj) ist. Intuitiv speichert die j-ten Spalte der Abbildungsmatrix wieder das Bild des j-ten Basisvektors, also f(bj).

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Hinweis

Beispiele

Wir berechnen die darstellende Matrix einer konkreten linearen Abbildung 32 bzgl. der Standardbasis.

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Betrachten wir nun dieselbe lineare Abbildung, aber eine andere Basis im Bildbereich.

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Wir sehen aus den beiden vorherigen Beispielen, dass die darstellende Matrix einer linearen Abbildung von der gewählten Basis abhängt. Es ist wichtig, dass wir geordnete Basen betrachten: Die darstellende Matrix hängt auch von der Reihenfolge der Basisvektoren ab.

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Umgekehrt können aber auch verschiedene Abbildungen die gleiche Abbildungsmatrix haben, wenn man sie zu verschiedenen Basen darstellt:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Betrachten wir nun noch ein etwas abstrakteres Beispiel:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

{{#invoke:Mathe für Nicht-Freaks/Seite|unten}}