Mathe für Nicht-Freaks: Reihe

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In den vorigen Kapiteln haben wir uns mit Folgen und deren Grenzwerten auseinandergesetzt. Dieses Konzept wollen wir nun nutzen, um unendliche Summen mathematisch exakt zu beschreiben. Dabei werden wir auf den Begriff der Reihe stoßen, den wir in den nächsten Kapiteln untersuchen wollen.

Motivation der Reihe

Datei:Reihen - Quatematik.webm Was ist 1+12+14+18+? Hier kann man so vorgehen: Wir starten beim Quadrat mit der Seitenlänge 1. Dessen Flächeninhalt ist 12=1. Nun halbieren wir abwechselnd die horizontale und die vertikale Seite. Man erhält so das Rechteck mit dem Flächeninhalt 121=12, danach das Quadrat mit der Fläche 1212=14, dann das Rechteck mit der Fläche 1412=18 und so weiter. Diese Rechtecke können wir geschickt anordnen:

Visualisierung der geometrischen Reihe
Visualisierung der geometrischen Reihe

Wenn wir alle Flächen zusammenaddieren, erhalten wir ein Rechteck mit den Maßen 2×1 und dem Flächeninhalt 21=2. Der Wert der unendlichen Summe 1+12+14+18+ sollte also gleich 2 sein. Wir kommen zum selben Ergebnis, wenn wir die Teilsummen der unendlichen Summe bestimmen:

Vorlage:Einrücken

Die Werte der Teilsummen scheinen gegen 2 zu streben. Das unterstützt die These, dass 1+12+14+18+=2 ist.

Wir haben gerade einer unendlichen Summe einen Wert zugeordnet. Doch jetzt stellt sich die Frage, wie wir das intuitive Konzept einer unendlichen Summe exakt definieren können. An dieser Stelle eröffnen sich einige Fragen:

  • Wie können wir generell den Wert einer unendlichen Summe bestimmen?
  • Gibt es unendliche Summen, denen wir keinen Wert zuweisen können?
  • Wie unterscheidet man unendliche Summen, denen ein Wert beziehungsweise denen kein Wert zugewiesen werden kann?

In diesem Kapitel stellen wir mit dem Konzept der Reihe die formale Definition einer unendlichen Summe vor. Wir werden Reihen mit Hilfe von Partialsummen (= „Teilsummen“) definieren. Die Partialsummen bauen auf dem Begriff der endlichen Summe auf. In späteren Kapiteln beantworten wir die Frage, welchen unendlichen Summen wir einen Wert zuweisen können und welchen nicht.

Endliche Summen

Datei:Summenschreibweise Definition mit Beispiel.webm

Sigmaschreibweise für endliche Summen

Eine endliche Summe ist (wie der Name schon ahnen lässt) nichts anderes, als eine Summe mit endlich vielen Summanden. Es gibt dafür eine gesonderte Schreibweise, die wir im Kapitel „Summe und Produkt“ kennengelernt haben. Hier haben wir gesehen, dass man anstelle von

Vorlage:Einrücken

auch

Vorlage:Einrücken

schreiben kann. Dabei ist k der Laufindex, der alle Werte vom Anfangswert 1 bis zum Endwert n annimmt. Für jeden angenommen Wert von k gibt ak einen Summanden zurück. Am Ende werden diese Summanden addiert. An folgender Animation wird dieses Prinzip verdeutlicht:

Animation zur endlichen Summe
Animation zur endlichen Summe

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Partialsummen

Datei:Partialsummen - Erklärung mit Beispiel.webm

Da wir inzwischen wissen, wie endliche Summen definiert sind, können wir uns der formalen Definition einer unendlichen Summe widmen. Hierzu starten wir mit der Form, die uns intuitiv plausibel erscheint: Vorlage:Einrücken

Wir betrachten zunächst die Folge der Teilsummen:

Vorlage:Einrücken

Diese Folge werden wir später benutzen, um unendliche Summen zu definieren. Sn ist die Summe der ersten n Summanden und stellt eine endliche Summe dar:

Vorlage:Einrücken

Diese Teilsummen werden in der Mathematik Partialsummen (aus dem Lateinischen, von „pars“ = Teil) genannt. Sie sind ein endlicher Teil der unendlichen Summe. Die formale Definition lautet:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition

Reihe

Der Wert einer unendlichen Summe sollte dem Grenzwert ihrer Partialsummen entsprechen: Vorlage:Einrücken

Wir können zuerst die Folge aller Partialsummen bilden und dann ihren Grenzwert betrachten. Wir definieren zunächst die Folge der Partialsummen als Reihe. Für eine Reihe schreiben wir hier k=1ak. Diese Schreibweise ist ähnlich zur n-ten Partialsumme k=1nak. Der einzige Unterschied ist, dass wir als Endwert des Laufindex nicht n, sondern das Unendlichkeitssymbol verwenden. Wir definieren also:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition

Als Nächstes setzen wir den Grenzwert der unendlichen Summe mit dem Grenzwert der Partialsummenfolge gleich. Die Partialsummenfolge ist eine gewöhnliche Folge. Entweder sie besitzt einen Grenzwert oder sie divergiert. Divergiert die Partialsummenfolge, divergiert auch die unendliche Summe beziehungsweise die Reihe. Konvergiert die Partialsummenfolge, setzt man den Wert der unendlichen Summe mit dem Grenzwert der Partialsummenfolge gleich. Eine unendliche Summe ist also dasselbe wie der Grenzwert der dazugehörigen Folge von Partialsummen. Auch für diesen Grenzwert der Partialsummenfolge benutzen wir die Schreibweise k=1ak:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition Vorlage:Noprint

Ist eine Reihe eine Zahl oder eine Folge? Vorlage:Anker

Wie wir bereits bemerkt haben, wird der Ausdruck k=1ak sowohl für die Folge der Partialsummen (= Reihe) als auch für den Grenzwert der Partialsummenfolge (= Wert der Reihe) verwendet. Das widerspricht grundlegenden Prinzipien der Mathematik, wonach Schreibweisen eindeutig sein müssen. Der Ausdruck k=1ak sollte nicht gleichzeitig eine Folge und einen Grenzwert, also eine reelle Zahl, bezeichnen. So schreibt Otto Forster in seinem Buch zur „Analysis 1“:

„Das Symbol

n=0an

bedeutet also zweierlei:

  1. Die Folge (n=0man)m der Partialsummen.
  2. Im Falle der Konvergenz den Grenzwert limmn=0man.“

– Otto Forster in „Analysis 1“[1]

Beim Ausdruck k=1ak müssen wir also darauf achten, ob damit die Partialsummenfolge oder ihr Grenzwert gemeint ist. In den meisten Fällen können wir das allerdings schnell aus dem Kontext schließen.

Zusammenfassung

Wir haben die Idee einer unendlichen Summe formal so definiert:

  1. Wir haben die Summe der ersten n Summanden als n-te Partialsumme definiert.
  2. Wir haben die Folge der Partialsummen Reihe genannt. Der Grenzwert dieser Reihe entspricht dem Wert der unendlichen Summe.

Beispiel: Geometrische Reihe mit 12

12+14+18+=1

Schauen wir uns das Ganze am Anfangsbeispiel der unendlichen Summe 1+12+14+18+ an. Diese Summe entspricht in unserer Definition der Reihe k=012k. Zunächst bilden wir die Folge ihrer Partialsummen:

Vorlage:Einrücken

Die unendliche Summe 1+12+14+18+ entspricht dieser Partialsummenfolge:

Vorlage:Einrücken

Die n-te Partialsumme können wir direkt ausrechnen, indem wir die geometrische Summenformel k=0nqk=1qn+11q für q1 verwenden. Wir erhalten mit q=12:

Vorlage:Einrücken

Somit entspricht unsere Reihe folgender Folge:

Vorlage:Einrücken

Die Folge (212n1)n konvergiert, da limn12n1=0 ist (geometrische Folge mit q=12). Der Wert der Reihe ist gleich 2:

Vorlage:Einrücken

Übungsaufgabe

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Aufgabe

Folge der Restglieder

Wir haben gesehen, dass eine Reihe k=1ak dasselbe wie eine Partialsummenfolge (k=1nak)n ist. Gehen wir nun davon aus, dass die Reihe k=1ak konvergiert. Der Grenzwert von limnk=1nak existiert also und entspricht dem Grenzwert k=1ak. Damit ist limn(k=1akk=1nak)=0.

Betrachten wir nun den Unterschied zwischen den Partialsummen und dem Grenzwert der Reihe. Die Differenz zwischen der n-ten Partialsumme und dem Reihengrenzwert wird n-tes Restglied Rn genannt. Sie entspricht dem Fehler zwischen der n-ten Partialsumme und dem Reihengrenzwert.

Die formale Defintion des n-ten Restglieds lautet: Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition

Die Restglieder sehen so aus:

Vorlage:Einrücken

Nun betrachten wir die Folge der Restglieder (Rn)n. Wie verhält sich diese Folge? Wir haben oben schon erwähnt, dass es bei konvergenten Reihen Sinn ergibt, wenn limnRn=limn(k=1akk=1nak)=0. Das werden wir im folgenden Satz beweisen:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Hinweis

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  1. Forster, Otto. Analysis. F. Vieweg, 1978. 6. Auflage. Seite 35