Varianten der klassischen Mechanik/ Hamilton-Jacobi-Theorie

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Die zeitabhängigen kanonischen Transformationen führen auf folgenden Zusammenhang zwischen der transformierten Hamiltonfunktion H¯(Q,ΠQ,t) in den neuen Koordinaten (Q,ΠQ) und der ursprünglichen Hamiltonfunktion H(q,πq,t) in den alten Variablen (q,πq):


H¯(Q,ΠQ,t)=H(q,πq,t)+tGn,n=1,2,3,4.


Gn ist hierbei eine der Erzeugenden der kanonischen Transformation q=q(Q,ΠQ,t),πq=πq(Q,ΠQ,t). Diese Transformation soll jetzt so gewählt werden, dass


H¯0.


Hierdurch werden die neuen kanonischen Variablen über die Hamilton'schen Bewegungsgleichungen zu Konstanten:


Q˙=H¯ΠQ=0Q=Q0=const.,
Π˙Q=H¯Q=0ΠQ=Π0=const..


Zusätzlich dürfen wir noch die erzeugenden Funktionen der kanonischen Transformation zu Rate ziehen: Wegen dG1(q,Q,t)=πqdqΠQdQ+(H¯H)dt folgt hieraus Π0=ΠQ=(Q)Q=Q0G1(q,Q,t) , woraus sich dann durch Auflösen q bestimmen ließe (denn Q und ΠQ sind ja Konstanten), wenn G1 bekannt wäre. Alternativ folgt aus dG3(q,ΠQ,t)=πqdq+QdΠQ+(H¯H)dt, dass Q0=Q=(ΠQ)ΠQ=Π0G3(q,ΠQ,t) gilt, woraus gleichermaßen durch Auflösen q ermittelt werden könnte, wenn G3 bekannt wäre. Außerdem wäre es dann möglich, bei beiden Varianten der erzeugenden Funktion die alte kanonische Impulsvariable folgendermaßen anzugeben: πq=qG1,3. Somit können wir die sog. "Hamilton-Jacobi'schen Differenzialgleichungen" aufstellen:


0=H¯(Q,ΠQ,t)=H(q,πq=qG1(q,Q0,t),t)+tG1(q,Q0,t)


oder alternativ


0=H¯(Q,ΠQ,t)=H(q,πq=qG3(q,Π0,t),t)+tG3(q,Π0,t),


aus denen die erzeugenden Funktionen G1 bzw. G3 ermittelt werden müssen.

Die letztere Variante der Hamilton-Jacobi'schen Differenzialgleichung soll nun für den harmonischen Oszillator aufgestellt und gelöst werden. Hierzu gehen wir also wieder von der Hamiltonfunktion H(q,πq)=πq22m+12mω2q2 aus, woraus die folgende Differenzialgleichung resultiert:


0=12m(G3q)2+12mω2q2+tG3.


Mit dem Ansatz (denn die erzeugende Funktion ist wegen ΠQ=Π0=const. keine Funktion mehr von ΠQ)


G3(q,Π0,t)=S1(q)+S2(t)


wird aus jener Gleichung


12m(S1(q)q)2+12mω2q2=tS2(t).


Da die linke Seite nur von q und die rechte Seite ausschließlich von t abhängt, können wir aus ihr zwei Gleichungen der Form


12m(S1(q)q)2+12mω2q2=E=const..
tS2(t)=E=const..


bilden. Lösen wir die Erstere nach S1q auf und integrieren dies über q, so erhalten wir:


S1=dq2m(E12mω2q2).


Entsprechend hierzu wird die zweite Gleichung über die Zeit integriert:


S2=Et+const..


Die im Prinzip beliebige Konstante Π0 wählen wir einfach gleich E: ΠQ=Π0=E. Außerdem gilt:


const.=Q0=Q=(ΠQ)ΠQ=Π0G3(q,ΠQ,t)=E(S1(q)+S2(t))=m2dq1E12mω2q2t.


Mit Hilfe der Substitution mω22Eq=sinα folgt hieraus die bekannte Lösung des harmonischen Oszillators:


q(t)=2Emω2sin(ωt+δ),


mit der Konstanten δ=ωQ0.