Statistische Mechanik/ Fakultäten

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In der statistischen Mechanik bedient man sich oft Abzählalgorithmen aus der Kombinatorik. Dadurch entstehen meist recht unhandliche Ausdrücke mit Fakultäten. Um diese handhaben zu können, werden Näherungsformeln benötigt. Eine erste solche Approximation erhält man, indem die Fakultät z.B. einer (natürlichen) Zahl n zunächst (z.B. zur Basis der Euler'schen Zahl e) logarithmiert ,


n!=Πx=1nxlnn!=x=1nlnx,


und dann für Zahlen n1 die entstandene Summe durch ein Integral ersetzt wird:


lnn!=x=1nlnx1ndxlnx=xlnx|1n1ndxx1x=.
nlnnn+1nlnnn.


Wir haben dabei einmal partiell integriert (mit u=1u=x und v=lnxv=1x). Diese Näherung werden wir in den meisten Fällen zu Rate ziehen. Doch gelegentlich wird eine noch etwas bessere Approximation der Fakultät benötigt. Hierzu gehen wir von der Darstellung der Fakultät mittels der Gammafunktion aus:


Γ(n+1)=0dxxnex=xnex|00,n1+n0dxxn1ex=Γ(n)=nΓ(n),


wobei wir wieder einmal partiell integriert (mit u=xnu=nxn1 und v=exv=ex) und n1 vorausgesetzt haben. Für n=0 erhalten wir


Γ(1)=0dxex=ex|0=1.


Wegen dieser Regeln für die Gammafunktion, gilt folgender Zusammenhang zwischen ihr und der Fakultät:


Γ(n+1)=nΓ(n)=(n1)Γ(n1)=...=(n1)(n2)...21Γ(1)=1=n!.


Mit Hilfe der Gammafunktion können wir jetzt die Näherung der Fakultät verbessern. Hierzu beachten wir, dass sich der Integrand der Gammafunktion interessanterweise auch wie folgt schreiben lässt:


Γ(n+1)=0dxxnex=0dxexp(nlnxx).


Der Exponent im Integranden, f(x)=nlnxx, ähnelt dabei bereits der Fakultät in niedrigster Näherung: n!f(n). Daher werden wir jetzt den Exponenten f(x) in x um n (per Taylor) entwickeln, wozu wir f(x)=nx1 und f(x)=nx2 benötigen:


f(x)f(n)+(xn)f(n)+12(xn)2f(n)=nlnnn12n(xn)2.


Da offensichtlich f(n)=0 und f(n)=1n<0 gilt, haben wir somit den Exponenten des Integranden der Gammafunktion um sein Maximum herum entwickelt. Somit haben wir aber natürlich auch den Integranden (d.h. die Exponentialfunktion von f(x)) selbst um sein Maximum entwickelt: Er, d.h. xnex, besitzt also (im betrachteten Integrationsbereich) ein ausgeprägtes Maximum um x=n. Somit gilt näherungsweise:


Γ(n+1)=0dxexp(nlnxx)exp((nlnnn))0dxexp(12n(xn)2)=
exp((nlnnn))2nn2n1dyey2,


worin wir zuletzt die Substitution y=xn2n verwendet und zudem ausgenutzt haben, dass die untere Integrationsgrenze für große n gegen negativ Unendlich geht. Den Wert des letzteren Integrals, d.h. I=dyey2, können wir über folgenden Trick bestimmen:


I2=(dyey2)2=(dyey2)(dxex2)=dxdye(x2+y2),


worin wir jetzt Polarkoordinaten einführen werden: x=ρcosφ, y=ρsinφ, wodurch ρ2=x2+y2 gilt, mit 0ρ< und 0φ2π, so dass sich für die Jacobi-Determinate (x,y)(ρ,φ)=|cosφsinφρsinφρcosφ|=ρ ergibt. Daher erhalten wir für I2:


I2=dxdye(x2+y2)=02πdφ0dρρeρ2=2π0dρρeρ2.


Mittels der Substitution ξ=ρ2dξ=2ρdρ vereinfacht sich dieses Integral zu:


I2=2π0dρρeρ2=π0dξeξ=π.


D.h. es gilt: I=dyey2=π, woraus schließlich folgende Näherung für die Gammafunktion bzw. die Fakultät resultiert:


n!=Γ(n+1)exp((nlnnn))2πn=2πn(ne)n,


die sich also von der schlechteren Näherung im Wesentlichen nur um den Faktor n unterscheidet, der aber oft gegenüber dem schnell anwachsenden Term nn vernachlässigt werden kann. Die beiden Näherungsformeln für die Fakultät sind als »Stirling-Formeln« bekannt.


Nicht selten werden Integrale der Form


dxx2nex2=20dxx2nex2=0dξξ2n12eξ=Γ(2n+12)


zu bestimmen sein, wobei wir hier die Substitution ξ=x2dx=12ξ12dξ und schließlich die Definition der Gamma-Funktion verwendet haben. Den Wert dieses Integrals für n=0 haben wir bereits oben ermitteln:


Γ(12)=dxex2=π.

Den Wert der Integrale für n>1 können wir wieder mit Hilfe der Rekursionsformel für die Gammafunktion angeben:

Γ(2n+12)=Γ(2n12+1)=2n12Γ(2n12)=...=2n122n32...3212Γ(12)


und haben somit den Begriff der Fakultät sogar noch ein wenig verallgemeinert.