Statistik: Vergleich zweier Varianzen

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Wir haben es mit zwei verschiedenen Grundgesamtheiten zu tun. Wir interessieren uns dafür, ob die Varianzen dieser beiden Grundgesamtheiten gleich sind. Beide Merkmale dieser Grundgesamtheiten sollen normalverteilt sein.


Herleitung der Prüfgröße

Zu prüfen ist also die Hypothese: H0: σ12 = σ22.

Geschätzt werden beide Varianzen wieder mit der Stichprobenvarianz

s2=1n1i=1n(xix¯)2.

Es soll nun daraus eine Prüfgröße konstruiert werden. Wir wissen bereits, dass der Quotient

Y=i=1n(XiX¯)2σ2

χ2-verteilt mit n-1 Freiheitsgraden ist. Eine Möglichkeit, zwei solche Zufallsvariablen zu verquicken, ist die F-Verteilung. Es ist nämlich der Quotient

f=Y1n11Y2n21=i=1n1(X1iX¯1)2(n11)σ12i=1n2(X2iX¯2)2(n21)σ22

F-verteilt mit n1 - 1 und n2 - 1 Freiheitsgraden. Wir wollen nun noch unsere Stichprobenvarianzen einpflegen und wir sehen, dass ja in Zähler und Nenner die Stichprobenvarianzen S12 und S22 schon dastehen. Also erhalten wir

f=S12σ12S22σ22=S12S22σ22σ12

Wir wollen diesen Quotienten nun mit der Nullhypothese in Verbindung bringen. Die Hypothese

H0:σ12=σ22 lässt sich auch schreiben als H0:σ12σ22=1 und es ist dann der Quotient der Prüfgröße unter H0

f=S12S22.

Wenn die Nullhypothese wahr ist, sollte f nicht zu groß sein, aber auch nicht zu klein, weil sonst die Stichprobenvarianzen zu unterschiedlich wären. H0 wird also nicht abgelehnt, wenn die Stichprobe f in den „mittleren“ Bereich

[f(α2;n11;n21);f(1α2;n11;n21)]

fällt, wobei f(p;k1;k2) das p-Quantil der F-Verteilung mit k1 und k2 Freiheitsgraden ist.

Bereichhypothesen werden entsprechend aufgefasst:

H0:σ12σ22 lässt sich auch schreiben als H0:σ12σ221.

Dieser Test wird abgelehnt, wenn

f>f(1α2;n11;n21),

wobei sich f wie oben berechnet.

Entsprechend wird H0:σ12σ221 abgelehnt, wenn

f<f(α2;n11;n21).

Beispiel

Bert und Berta haben im Fach Analysis ein Tutorium gehalten. Die Zeit, die die n1 bzw. n2 Studierenden für eine typische Klausuraufgabe benötigten, wurde festgehalten:

Tutorium von Bert:  8  3  4  4  10  9  2  9  5
Tutorium von Berta: 6  5  6  7   9  3

Beide Gruppen erzielten eine durchschnittliche Bearbeitungsdauer von 6 min. Ist aber auch die Varianz beider Gruppenleistungen gleich?

Wir wollen also nun bei einem Signifikanzniveau 0,05 die Nullhypothese testen, dass die Varianzen gleich sind.

Der Nichtablehnungsbereich für diesen Test ist

[f(α2;n11;n21);f(1α2;n11;n21)]=[f(0,025;8;5);f(0,975;8;5)]=[0,21;6,76],

wobei sich f(0,025;8;5) als

f(0,025;8;5)=1f(0,975;5;8)=14,82=0,21

errechnen lässt. Wir erhalten zunächst die Stichprobenvarianzen

s12=1n1i=1n(xix¯)2=18 ((86)2+(36)2+(46)2+..+(56)2)=728=9

und analog dazu

s22=4 .

Die Prüfgröße errechnet sich nun als

S12S22=941=2,25.

Sie fällt in den Nichtablehnungsbereich und man kann die Hypothese nicht ablehnen.


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