Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler: Rechenregeln für Matrizen

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Rechenregeln für Matrizen

Größenrelationen

Gegeben sind die Matrizen A_m×n und B_m×n mit den Elementen aij und bij, (i=1, ... ,m; j=1, ..., n). Es ist

A_=B_, falls aij=bij für alle i,j

und

A_B_, falls aijbij für alle i,j.

Entsprechendes gilt auch für <, >, . Vergleiche sind nur für Matrizen gleicher Ordnung definiert.

Addition und Subtraktion

Wir hatten schon im Beispiel 3: Verbrauchswerte von drei Firmen aus dem Kapitel Matrizenrechnung Matrizen addiert:

M_=M_1+M_2=
[2001002000010050010010100100000] + [20020010000200200200203002000100]
=
[40030030000300700300304003000100].


Es gilt also:

Gegeben sind A_m×n, B_m×n und C_m×n. Es soll C_=A_+B_ sein bzw.

(cij)m×n=(aij+bij)m×n.

Es werden also zwei Matrizen addiert, indem ihre entsprechenden Elemente addiert werden. Es können nur Matrizen gleicher Ordnung addiert werden.


Beispiel: [120224]+[238631]=[358815].


Entsprechend berechnet sich die Subtraktion.

Beispiel: [120224][238631]=[118453].

Multiplikation

Multiplikation mit einem Skalar

Beispiel 3: Verbrauchswerte von drei Firmen aus Matrizenrechnung:

Was ergäbe sich, wenn sich im nächsten Jahr der Verbrauch aller Firmen verdoppelt hätte?


[800600600004001400600608006000200]=2M_.


Wird eine Matrix mit einem Skalar b multipliziert, werden alle Elemente aij mit b multipliziert:

bA_m×n=(baij)m×n.

Beispiel:

3[120224]=[3606612].


Multiplikation zweier Matrizen

Beispiel 1: Planung für Kuchenbacken

Tante Erna leitet eine kleine Bäckerei, die an 2 Cafés liefert. Sie backt vor allem Biskuitböden, Rührkuchen und Mürbteigböden. Um sich (und uns) die Arbeit zu vereinfachen, hat Erna die Zutaten für die Kuchen in „Eischwer“ umgerechnet (eine altbekannte Faustregel aus der Zeit meiner Oma). Es werden also die Zutaten Mehl, Zucker und Butter in Gewichtseinheiten eines Eies (ca. 50 g) umgerechnet. Es folgt die Tabelle der Zutaten.

Produkt Biskuitteig Rührteig Mürbteig
Produktionsfaktoren kurz: B R M
Ei E 5 4 1
Mehl Me 3 4 6
Zucker Z 4 4 2
Butter Bu 0 4 4

Um damit rechnen zu können, fassen wir nun die Rezeptdaten in einer so genannten Produktionsmatrix P_ zusammen:

P_=EMeZBuBRM[541346442044]

.

Die grünen Buchstaben dienen nur zur Veranschaulichung, damit wir nicht vergessen, dass wir es hier mit realen Dingen zu tun haben und damit wir uns anfangs etwas leichter tun.

Ein Element pij gibt also die Menge des Inputs i an, die für eine Einheit des Gutes j benötigt wird. Es werden beispielsweise für einen Biskuitteig 4 Eischwer Zucker benötigt, allgemein ausgedrückt - für das Produkt j=1 werden 4 Einheiten der Zutat i=3 benötigt.

Tante Erna hat für kommenden Samstag folgende Bestellungen:

Café1 Café2
C1 C2
Biskuitböden 3 5
Rührkuchen 5 8
Mürbteigböden 2 1

In der Matrix Q_ (wie Quantität) zusammengefasst:

Q_=C1C2[355821]BRM.

Wieviel Zutaten muss Tante Erna für die Bestellungen einkaufen? Intuitiv denken wir natürlich "Zutaten * bestellte Menge". Also schreiben wir

R_=P_Q_ bzw. ausführlich und wieder mit den grünen Symbolen zur Orientierung
R_=EMeZBuC1C2[r11r12r21r22r31r32r41r42]=EMeZBuBRM[541346442044]C1C2[355821]BRM

Es soll noch kurz darauf hingewiesen werden, dass die benötigte Menge R_ nichts mit dem Rührkuchen R zu tun hat.

Nun arbeiten wir die Matrix der Rohstoffe elementweise ab: r11 ist die Zahl der Eier für Café1:

  • Für einen Biskuitboden braucht Erna 5 Eier. Es wurden 3 Böden bestellt, also 53=15 Eier.
  • Für einen Rührkuchen braucht Erna 4 Eier, bei 5 Kuchen also 45 Eier.
  • Für einen Mürbteig braucht Tante Erna 1 Ei, bei 2 Böden also 12 Eier.

Wir rechnen das jetzt mit den Matrizen P_ und Q_ aus, wobei wir die nicht benötigten Matrixelemente ausblenden.

EMeZBuBRM[541]C1C2[352]BRM.

Man könnte etwas lieblos sagen: Die erste Zeile von P_ wird mit der ersten Spalte von Q_ multipliziert. Etwas präziser lautet das: Die erste Zeile von P_ wird elementweise mit der ersten Spalte von Q_ multipliziert. Die Produkte werden dann aufaddiert.

r11=53+45+12=37.

Entsprechend erhalten wir die Zahl der Eier für Café2, also "die erste Zeile von P_ wird mit der zweiten Spalte von Q_ multipliziert"

EMeZBuBRM[541]C1C2[5811]BRM.
r12=55+48+111=68.

Wir kommen nun zur benötigten Menge Mehl:

Mehl für Café1:

EMeZBuBRM[346]C1C2[352]BRM.
r21=33+45+62=41.

Mehl für Café2:

EMeZBuBRM[346]C1C2[581]BRM.


r22=35+48+61=53.

Wir fahren nach dem obigen Schema fort. Bitte verfolgen Sie anhand von P_ und Q_ die Berechnungen weiter.

Zucker für Café1:

r31=43+45+22=36.

Zucker für Café2:

r32=45+48+21=54.

Butter für Café1:

r41=03+45+42=28.

Butter für Café2:

r42=05+48+41=36.

Für die Matrix der benötigten Rohstoffe erhalten wir also

R_=EMeZBuC1C2[3768415336542836].
Beispiel 2: Beschaffung von Produktionsmitteln

Dieses Beispiel ist ein wenig allgemeiner als das obige.

Zwei Unternehmen U1 und U2 mit gleichem Produktangebot stellen drei Produkte x, y, z her. Dazu benötigen sie die Produktionsfaktoren a, b, c. Die Inputmengen, die für die Herstellung einer Einheit von x, y oder z benötigt werden, sind in der Produktionsmatrix

P_=xyz[120201211]ambkwhcStueck

und das aktuelle Produktionsprogramm der Unternehmen in der Matrix

Q_=U1U2[102020103010]xyz

angegeben. Beispielsweise werden für die Produktion einer Einheit von x 2 Stück des Gutes c benötigt. Wir suchen die Menge von Produktionsfaktoren R_, die für das Produktionsprogramm beschafft werden müssen.

Es ergibt sich R_=P_Q_

als

R_=[r11r12r21r22r31r32]=abcxyz[120201211]U1U2[102020103010]xyz

Wir multiplizieren:

  • r11=110+220+030=50
  • r12=120+210+010=40
  • r21=210+020+130=50
  • r22=220+010+110=50
  • r31=210+120+130=70
  • r32=220+110+110=60

und erhalten

R_=[504050507060].
Beispiele ohne Sachbezug

Nun wollen wir zwei Matrizen multiplizieren, ganz abstrakt, ohne Plätzchen und Zuckerguss:

C_=A_B_=

(150121)(210130201213)˙.

Auch hier gehen wir - analog zu oben - so vor:

Für das Element c11 multiplizieren wir die erste Zeile von A_ mit der ersten Spalte von B_ , was natürlich schlampig ausgedrückt ist und bedeutet, dass wir die erste Zeile von A_ elementweise mit der ersten Spalte von B_ multiplizieren und die Produkte dann aufsummieren (blah blah ...).

c11=12+5(3)+01.

Für das Element c12 multiplizieren wir die erste Zeile von A_ mit der zweiten Spalte von B_.

c1211+50+0(2)
usw ...

Für das Element c24 multiplizieren wir die zweite Zeile von A_ mit der vierten Spalte von B_.

c24=11+20+13.

Geübte multiplizieren die Produktsummen direkt in die Matrix C_ hinein. Das sieht dann so aus:

(12+5(3)+0111+50+0(2)10+52+0111+50+0312+2(3)+1111+20+1(2)10+22+1111+20+13)=
(215+01+0+00+10+01+0+026+11+020+4+11+0+3)=
(1711014154).

Man kann sich übrigens bei Matrizenmultiplikationen beliebig oft verrechnen. Auch mit viel Erfahrung.

Mit der Berechnung von C_=A_B_= können wir uns nun auch überlegen, welche Dimension die Ergebnismatrix C_ hat. Wir hatten gesehen, dass das "südöstliche" Element c24 heißt - also hat C_ zwei Zeilen und vier Spalten, d.h. C_ hat die Ordnung 2×4.

  A         B    
a a a   b b b b  
a a a   b b b b  
        b b b b  
                 
2 × 3   3 × 4   Spaltenzahl von A = Zeilenzahl von B!!
         
    2 × 4       neue Matrix
Folgerung aus den Beispielen

Jetzt können wir die Matrizenmultiplikation als Formel darstellen:

Gegeben sind die Matrizen Am×r, Br×n. Das Element cij des Produktes C_=A_B_ ergibt sich, indem man die ite Zeile von A mit der jten Spalte von B elementweise multipliziert und die Produkte aufaddiert:

cij=k=1raikbkj.

Es muss also die Spaltenzahl von A_ gleich der Zeilenzahl von B_ sein.

2. Beispiel von oben:

P_Q_ konnte bestimmt werden. Was aber ergibt Q_P_? Wir versuchen es:

U1U2[]xyz xyz[]ambkwhcStueck
3×2 3×3

Wir haben zwei Spalten bei P_T, aber drei Zeilen von Q_. Hier ist eine Multiplikation nicht definiert.

Vielleicht geht aber P_TQ_? Von der Ordnung her würden die Matrizen ja zusammenpassen. Sehen wir uns das an:

P_TQ_=
xyzabcmkwhStück[120201211]U1U2[102020103010]xyz

Wir hätten für das Produkt eines Elements die Konstellation mit der entsprechenden Einheit für den Input als

ax+by+czm3kWhStueck,

also kompletten Unsinn. Wir sehen, dass die Anordnung der Matrizen von Bedeutung ist.

Beachten:

Im allgemeinen ist A_B_B_A_.

Man schreibt A_A_=A_2,  A_A_A_=A_3 usw., falls die Multiplikationen erlaubt sind.

Multiplikation von Vektoren

Es gilt speziell bei einem Zeilenvektor a_T und einem Spaltenvektor b_ der Ordnung n:

a_Tb_=(a1a2an).(b1b2bn)=i=1naibi.

Man nennt diese Art des Produkts Skalarprodukt, weil das Produkt der Vektoren ein Skalar ergibt.

Beispiele:

Es ist (123)(121)=(1+4+3)=(6)=6,

aber

(123)(121)=(121242363).

Umformung von Matrizengleichungen

Additive Erweiterung

Man kann eine Matrizengleichung additiv von links oder rechts erweitern, wobei die Ordung der Matrizen übereinstimmen muss.

Beispiel:

Gegeben sind A_m×n,B_m×n und C_m×n. Es ist

A_=B_     A_+C_=B_+C_    C_+A_=B_+C_   A_C_=C_+B_.

Multiplikative Erweiterung

Man kann eine Matrizengleichung multiplikativ erweitern, wobei die Ordung der Matrizen den Multiplikationsgesetzen entsprechend sein muss.

Von links:

Beispiel

Gegeben sind A_m×n,B_m×n und C_r×m. Es ist

A_=B_     C_A_=C_B_.


Ausklammern:

C_A_+C_B_=C_(B_+A_).

Es ist auch

A_+C_A_=(I_+C_)A_.


Von rechts:

Beispiel

Gegeben sind A_m×n,B_m×n und D_n×s. Es ist

A_=B_     A_D_=B_D_.


Ausklammern:

B_D_A_D_=(B_A_)D_.


Umformungen wie A_C_=C_A_ sind im allgemeinen nicht zulässig und auch oft gar nicht definiert.


Spezielle Rechenregeln

Gegeben sind A_n×n und invertierbar, B_n×n und invertierbar, C_n×m und die Nullmatrix O_m×r. Es sind

A_A_1=A_1A_=I_;
A_I_=A_;
C_O_=O_
(B_A_)T=A_TB_T;
(B_A_)1=A_1B_1.

Skalare werden wie Zahlen behandelt. Insbesondere können die Seiten der Gleichung wahlweise von links und von rechts mit einem Skalar multipliziert werden.

Beispiel:

[5]A_=A_[5]=5A_


Beispiele für Umformungen


Gegeben ist die Gleichung A_x_=b_; A_ ist invertierbar. Gesucht ist x_:

A_x_=b_     A_1A_x_=A_1b_   I_x_=A_1b_   x_=A_1b_


Gegeben ist A_X_+X_=B_X_+C_,  wobei (A_B_+I_) invertierbar ist. Gesucht ist X_:


A_X_+X_=B_X_+C_    A_X_B_X_+X_=C_    (A_B_+I_)X_=C_     (A_B_+I_)1(A_B_+I_)X_=(A_B_+I_)1C_    I_X_=(A_B_+I_)1C_    X_=(A_B_+I_)1C_


Gegeben ist A_=X_(X_TX_)1X_T  mit X_n×m,I_n×n. Gesucht ist A_A_:

Es ist A_A_=X_(X_TX_)1X_TX_(X_TX_)1X_T.

Mit (X_TX_)1X_TX_=I_ erhalten wir

A_A_=X_I_(X_TX_)1X_T=X_(X_TX_)1X_T=A_

Es ist also A_A_=A_. Man nennt die Matrix A_ idempotent.

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