Mathematik: Analysis: Reelle Zahlen: Topologie

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Mathematik: Analysis: Vorlage: Topnavi Reelle Zahlen


Im vorigen Absatz wurde gezeigt, wie über Betragsfunktion, Abstand, Metrik und offene Mengen eine Topologie auf erzeugt werden kann. Das Verfahren lässt sich auf andere metrische Räume anwenden. Eine Topologie wird daher allgemein über offene Teilmengensysteme nichtleerer Mengen definiert.


Topologie

Definition (topologischer Raum)
Sei M eine nichtleere Menge . Eine Topologie 𝔗 auf M ist eine Teilmenge der Potenzmenge 𝔓(M) , d. h. 𝔗𝔓(M), für die gilt:
  1. ,M𝔗
  2. U,V𝔗  UV𝔗
  3. Seien Ui𝔗 für eine beliebige Indexmenge I    iIUi𝔗
Das Paar (M,𝔗) heißt topologischer Raum. Die Mengen O𝔗 heißen offen (in M). Die Komplemente O:=MO der offenen Mengen O heißen abgeschlossen.



Satz (Eigenschaften abgeschlossener Mengen)
  1. und sind abgeschlossen.
  2. Vereinigungen endlich vieler angeschlossener Mengen sind abgeschlossen.
  3. Durchschnitte beliebig vieler abgeschlossener Mengen sind abgeschlossen.


Beweis
Der Beweis ergibt sich aus den Regeln der Komplement-Bildung und den Eigenschaften offener Mengen.


Eine weitere Charakterisierung von offenen und abgeschlossenen Mengen ist über ihre Beziehung zu bestimmten Punkten möglich. Diese Punkte sind folgendermaßen definiert:


Definition (Berührungspunkt, Häufungspunkt)
Sei M
  1. Ein Punkt x0 heißt ein Berührungspunkt der Menge M, wenn in jeder Umgebung von x0 mindestens ein Punkt von M liegt. Die Menge aller Berührungspunkte von M wird mit M bezeichnet.

  2. Ein Punkt x0 heißt ein Häufungspunkt der Menge M, wenn in jeder Umgebung von x0 mindestens ein Punkt von M liegt, der von x0 verschieden ist. Die Menge aller Häufungspunkte von M wird mit M bezeichnet.


Bei anderen Definitionen des Häufungspunktes wird häufig auch verlangt, dass in jeder Umgebung von x0 unendlich viele Punkte von M liegen müssen. Dies lässt sich aus der obigen Definition aber leicht folgern.


Beispiele
  1. M:={1+1n|n}, x=1M ist Häufungspunkt.
    Ist U eine Umgebung von 1, dann gibt es ein ε>0 so, dass: Uε(1)=]1ε,1+ε[U. Da archimedisch ist, gibt es ein n mit 0<1n<ε. Dann ist y:=1+1n < 1+ε und yUε(1)U. Es liegt also in jeder Umgebung von 1 ein Punkt von M, der von 1 verschieden ist, d. h. 1 Ist ein Häufungspunkt von M.

  2. Die Menge besitzt als Teilmenge von keinen Häufungspunkt!


Mit Häufungspunkten lassen sich nun die abgeschlossenen Mengen wie folgt charakterisieren:


Vorlage:Anker

Satz (Charakterisierung abgeschlossener Mengen)
Eine Menge M ist genau dann abgeschlossen, wenn sie alle ihre Häufungspunkt enthält, wenn also MM gilt.


Beweis
: Sei also M eine abgeschlossene Menge. Dann ist O:=M=M eine offene Menge. Für ein x0O ist O Umgebung von x0. Diese Umgebung enthält keinen Punkt von M. Also kann x0 kein Berührungspunkt und erst recht kein Häufungspunkt von M sein. Dann muss M aber alle seine Häufungspunkte selbst enthalten.

: Es gelte also MM. Sei x0A:=M=M. x0 kann kein Häufungspunkt von M sein, denn M enthält alle seine Häufungspunkte. Es muss also eine Umgebung U von x0 geben, die höchstens x0 als Punkt von M enthält. Es wurde aber vorausgesetzt x0M., d. h. M und U sind punktfremd. Also ist UA und A offen. Dann ist aber M=A geschlossen.


Dass die Menge der natürlichen Zahlen in keine Häufungspunkte hat kann man sich leicht "anschaulich" klar machen. Wie sieht aber die Menge der Häufungspunkte von aus? Kann es sein, dass jede reelle Zahl ein Häufungspunkt von ist, also gilt? Der folgende Satz schafft Klarheit:


Satz (offenes Intervall enthält rationale Zahl)


Ein nichtleeres, offenes Intervall enthält eine rationale Zahl.


Beweis
Sei ]a,b[ ein beliebiges, nichtleeres und offenes Intervall.
Falls a<0 addiert man zu jedem Element des Intervalls eine natürliche Zahl n>a, so dass man von a0 ausgehen kann und die rationalen Zahlen im Intervall erhalten bleiben. Es gilt also ist a<b und c:=ba>0.
Da archimedisch ist, gibt es m,n mit 1c und bmn. Dabei sei für n die kleinste natürliche Zahl gewählt, die diese Bedingung erfüllt und nach dem Wohlordnungssatz auch existiert.
  1. Mit dieser Bedingung kann man wie folgt schließen: bmnnbmn1<bmn1m<b.

  2. Mit c>1m folgt weiter a = bc < b1m  nm1m  a<n1m.

Also ist n1m eine rationale Zahl im Intervall ]a,b[.


Jedes Intervall lässt sich natürlich in mehrere Intervalle unterteilen und diese lassen sich wieder unterteilen usw. In einem Intervall liegen damit mindestens zwei verschiedene rationale Zahlen. Also ist jede reelle Zahl ein Häufungspunkt von .


Eine Menge M heißt dicht in N, wenn MN. Wegen = (Beweisen Sie dies!) lassen sich die gerade gewonnenen Erkenntnisse folgendermaßen festhalten:


Satz ( ist dicht in )
Jeder Punkt von ist ein Häufungspunkt von .

Wegen ist dicht in .


Diese Erkenntnis kommt hier vielleicht in einem etwas "ungewohnten Gewandt" daher. Sie besagt, dass es zu jeder reellen Zahl rationale Zahlen gibt, die dieser reellen Zahl beliebig nahe kommen. Es gibt also zu jeder reellen Zahl x und jedem ε>0 rationale Zahlen r mit rUε(x). Eine erste wichtige Erkenntnis der Beziehung zwischen und .


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