Mathematik: Analysis: Folgen und Reihen

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Folgen

Sei 𝕏 eine beliebiger normierter Vektorraum, z.B. die Menge der reellen Zahlen. Eine Folge a=(an)n ist eine abzählbare, geordnete Teilmenge von 𝕏. Man kann sie auch als Abbildung von nach 𝕏 interpretieren (es wird also jeder natürlichen Zahl ein Element aus 𝕏 zugeordnet). Eine Folge b=(bn)n heißt Teilfolge von a, falls eine streng monoton wachsende Funktion φ: existiert mit aφ(n)=bn für alle n.

Beispiele

Wichtige Beispiele sind

  • an:=1n. Hier sind die Folgenglieder gegeben durch 1,12,13,
  • an:=1n2
  • an:=(1)nn



Konvergenz und Beschränktheit

Oft interessiert das Verhalten einer Folge (an)n, wenn n sehr groß wird. Es kann nämlich der Fall eintreten, dass alle Folgenglieder auf einen bestimmten Punkt a zulaufen. Dieser Punkt a wird dann Grenzwert genannt und man sagt, dass die Folge gegen ihn konvergiert. Das Ganze fassen wir noch einmal formal in der nächsten Definition zusammen.


Definition - Konvergenz

Eine Folge (an)n reeller Zahlen heißt konvergent gegen den Grenzwert a genau dann, wenn gilt:
Für jedes ε mit ε>0 existiert ein k, so dass für alle n:n>k|ana|<ε.


In dieser Definition hängt k von ε ab. Je kleiner ε wird, um so größer muss k gewählt werden. Man kann dies auch so formulieren: Eine Folge konvergiert genau dann, wenn in jeder ε-Umgebung um den Grenzwert fast alle (bis auf endlich viele Ausnahmen) Folgenglieder liegen.

Konvergiert die Folge (an)n gegen den Grenzwert a, so schreibt man

limn(an)n=a oder - wenn n klar ist - kurz lim(an)n=a.

Eine Folge mit dem Grenzwert 0 nennt man auch Nullfolge. Eine Folge, die nicht konvergiert, heißt divergente Folge.


Beispiele
  1. Die konstante Folge an=a konvergiert gegen a.

  2. Die schon bekannte Folge an=1n ist eine Nullfolge: denn für jedes ε existiert ein N mit 1N<ε. Damit ist
    |1n0|=1n<ε nN.
    Also ist limn(an)n=0.

  3. Die Folge an:=n, n, divergiert. Wäre sie konvergent, müsste es nach der Definition der Konvergenz zu ε=12 ein N geben, so dass für alle nN: |ana|<ε.
    Hieraus folgte aber mittels der Dreiecksungleichung
    1=|an+1an|=|(an+1a)+(aan)|
       |an+1a|+|aan|
       <12+12=1.
    Aus der angenommenen Konvergenz erhielten wir somit die zu 1 = 1 widersprechende Aussage 1<1. Damit ist die Divergenz der Folge bewiesen.


Satz (Eindeutigkeit des Grenzwertes)
Sei (an)n eine Folge, die sowohl gegen a als auch gegen b konvergiert. Dann gilt a=b.

Beweis
Wir schließen indirekt und nehmen ab an. Sei ε=|ab|/2 gewählt. Dann gibt es nach der Definition der Konvergenz zwei natürliche Zahlen N1,N2 mit
|ana|<ε für nN1 und |anb|<ε für nN2.
Für n:=max(N1,N2) gilt dann sowohl |ana|<ε als auch |anb|<ε. Durch Anwendung der Dreiecksungleichung folgt jetzt
|ab|=|aan+anb||aan|+|anb|<2ε=|ab|.
Die Aussage |ab|<|ab| ist aber falsch. Daher muss auch unsere Annahme falsch gewesen sein. Also gilt a=b, wie behauptet.


Definition (Beschränktheit)
Sei (an)n eine Folge reeller Zahlen. (an)n heißt nach oben (nach unten) beschränkt, wenn es ein C gibt mit
anC (anC)  n.
(an)n heißt beschränkt, wenn für 0<C
|an|C.


Eine manchmal hilfreiche Folgerung ist der folgende Satz.

Satz
Jede konvergente Folge ist beschränkt.
Beweis
Sei limn(an)n=a. Dann gibt es nach Definition zu ε=1 ein N mit
|ana|<1 für alle nN.
Es folgt
|an|=|a+ana||a|+|ana|<|a|+1
Also sind alle Folgenglieder ab aN durch |a|+1 beschränkt. Übrig bleibt also zu zeigen, dass die Menge M:={ai:i<N} beschränkt ist: M enthält aber nur endlich viele Glieder und besitzt damit ein Maximum. Die Folge (an)n ist somit durch max(M{|a|+1}) beschränkt.

Vorsicht! Die Umkehrung dieses Satzes gilt im Allgemeinen nicht. Man betrachte hierfür nur die Folge an=(1)n. Diese ist zwar beschränkt aber sie konvergiert nicht.

Cauchy-Folgen

Definition (Cauchy-Folge)
Eine Folge (an)n heißt Cauchy-Folge, falls für alle ε>0 ein N existiert, so dass |anam|<ε für alle n,mN gilt.
Satz
Jede konvergente Folge reeller Zahlen ist eine Cauchy-Folge.
Beweis
Sei (an)n eine konvergente Folge. Dann gibt es ein ε>0 ein N mit
|ana|<ε2 für alle nN
Daraus folgt mit Hilfe der Dreiecksungleichung
|anam||ana|+|aam|<ε für alle n,mN.

Teilfolgen

Definition (Teilfolge)
Sei (an)n eine Folge reeller Zahlen und
n0<n1<n2<
eine aufsteigende Folge natürlicher Zahlen. Dann heißt
(ank)k
Teilfolge von (an)n.


Man sieht schnell ein, dass bei einer konvergenten Folge ebenfalls alle Teilfolgen konvergieren. Doch wie sieht es bei divergenten Folgen aus? Der folgende Satz von Bolzano-Weierstraß lierfert ein Kriterium, wann eine Teilfolge mit Sicherheit konvergiert.

Satz (Bolzano-Weierstraß)
Jede beschränkte Folge reeller Zahlen besitzt eine konvergente Teilfolge.
Beweis
Sei M eine beschränkte unendliche Menge. Zu dieser Menge M sei eine Hilfsmenge H wie folgt definiert:

H:={x | x, ],x[  M ist endlich }.

1. Nachweis der Existenz eines Supremums für die Hilfsmenge H

Wenn gezeigt werden kann, dass H eine nichtleere nach oben beschränkte Menge ist, liefert die Eigenschaft der Vollständigkeit die Existenz eines Supremums von H.

H Da die Menge M beschränkt ist, ist sie insbesondere nach unten beschränkt. Sei u eine solche untere Schranke. Dann ist

      ],u[  M =

Da die leere Menge endlich ist, ist u ein Element von H. Also ist H nicht leer.



     H
nach oben
beschränkt
Da M beschränkt ist, existiert eine obere Schranke s von M.

Sei s1>s. Dann ist   ],s1[  M =M  eine unendliche Menge, da M eine unendliche Menge ist.

Es folgt s1H. Dann ist aber s aber auch eine obere Schranke von H.

Die Vollständigkeit von liefert die Existenz eines Supremums s:=sup H.


2. Das Supremum s:=supH ist ein Häufungspunkt von M

Sei ε>0. Zu zeigen ist: Uε(s) = ]sε,s+ε[ enthält mindestens einen von s verschiedenen Punkt von M.

  1. Es gibt ein hH mit h ]sε,s+ε[, da sonst sε eine obere Schranke von H wäre. Das kann aber nicht sein, da s als kleinste obere Schranke von H definiert wurde. Mit hH folgt aus der Definition von H, dass es nur endlich viele xM geben kann mit x<h, denn sonst wäre H nicht endlich.

  2. Andererseits folgt wegen s+ε (s ist supH und ε>0), dass es unendlich viele xM geben muss mit x<h+ε.

  3. Aus 1. und 2. folgt, dass es unendlich viele xM geben muss mit hx<h+ε (denn zieht man von den unendlich vielen x aus 2. die endlich vielen aus 1. ab, so bleiben immer noch unendlich viele x übrig).
Also gibt es unendlich viele xM mit xUε(s). Es wäre bereits ausreichend gewesen einen von s verschiedenen Punkt zu finden.

Metrische Räume

Ist 𝕏 kein normierter sondern ein metrischer Raum, so kann man Folgen genauso definieren und die Begriffe Konvergenz, Beschränktheit etc. äquivalent einführen, indem die Ausdrücke |ana0| bzw. |anam| durch d(an,a0) bzw. d(an,am) ersetzt, wobei d die Metrik auf 𝕏 ist.