Mathe für Nicht-Freaks: Vektoren und Vektorräume in der Schule

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Vektoren werden in der Schulmathematik als Elemente der Ebene oder des Raumes aufgefasst. Die Hochschulmathematik abstrahiert diesen Begriff und fasst Vektoren allgemeiner auf. In diesem Kapitel wiederholen wir, was Vektoren in der Schulmathematik auszeichnet.

Vektorielle Größen in den Naturwissenschaften

Größen, die durch Länge und Richtung im Raum definiert sind, nennt man auch Vektoren. Sie sind in den Naturwissenschaften essentiell, insbesondere in der Physik und in technischen Disziplinen.

So unterscheidet man in den Naturwissenschaftenzwischen skalaren und vektoriellen Größen. Skalare Größen sind durch ihren reellen Zahlenwert und ihre zugehörige Einheit bestimmt. So beschreibt die Angabe 2kg, welche aus dem Zahlenwert 2 und der Einheit kg besteht, eine Masse eindeutig. Zwei Gegenstände, deren Masse gleich 2kg ist, haben dieselbe Masse. Beispiele skalarer Größen in der Physik sind Temperatur, Druck, Energie, Dichte, Arbeit.

Größen, die durch einen Betrag und eine Richtung gegeben sind, heißen vektorielle Größen bzw. Vektoren. Sie werden nicht durch einen Zahlenwert und der Einheit allein beschrieben. Eine vektorielle Größe benötigt noch die Angabe der Richtung, in die sie wirkt. Zwei Vektoren sind nur gleich, wenn neben dem Betrag dieser Größe (angegeben durch Zahlenwert und Einheit) auch deren Richtungen identisch sind. Beispiele vektorieller Größen in der Physik sind Geschwindigkeit, Beschleunigung, Kraft, Drehmoment, Drehimpuls.

Eine Kraft von 5N ist noch nicht vollständig bestimmt, solange wir nicht ihre Wirkungsrichtung kennen. Angenommen, zwei Kräfte von 5N werden auf ein Objekt ausgeübt. Die erste nennen wir K1 und wirkt senkrecht nach unten. Die andere hingegen wirkt senkrecht nach oben und heißt K2. Dann ist K2=K1 und beide Kräfte stimmen nicht überein, obwohl sie den gleichen Betrag haben. Die Addition der Kräfte führt zu der resultierenden Kraft von 0N. Zur Beschreibung solcher Größen werden Vektoren benötigt.

Wir werden später sehen, dass Vektoren mathematisch viel allgemeiner definiert werden. Auch andere Objekte, wie Abbildungen, Folgen und vieles mehr können als Vektoren aufgefasst werden.

Vektoren in der Geometrie

Wir wollen nun kurz die Nutzung der Vektoren in der Geometrie, so wie sie dir aus der Schule bekannt sind, wiederholen.[1]

Stelle dir zwei unterschiedliche Punkte A und B in der Ebene vor. Wir zeichnen nun einen Pfeil von A nach B und schreiben dafür AB und bezeichnen diesen Pfeil als Vektorpfeil.

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Hinweis

Der Pfeil ist vollständig bestimmt durch seine Länge und seine Richtung, die durch die Angabe (der Pfeil führt von A nach B) eindeutig festgelegt ist. Die Pfeillänge eines Vektors entspricht dabei seinem Betrag, während die Pfeilspitze in die Richtung des Vektors weist.

Ein Vektor von Startpunkt A nach Endpunkt B und seine Länge

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Hinweis

Ein ähnliches Vorgehen mit Repräsentanten gibt es bei Brüchen:

35;1830;5185;610 sind Repräsentanten des Bruchs mit dem Wert 0,6. Auch hier nennen wir die Repräsentanten der Einfachheit halber selbst Bruch.

Wir können zusammenfassend folgendes definieren:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition

Gegenvektoren oder inverse Vektoren

Zusammenfassend können wir also sagen, Vektoren in der Ebene sind Objekte (Pfeile), die eine Parallelverschiebung in der Ebene beschreiben. Der zugehörige Vektorraum wird als 2 bezeichnet. In der Geometrie werden die Vektoren durch einen Pfeil dargestellt. Wir können einen Vektor durch einen Buchstaben mit Pfeil notieren, wie z. B. v. Ein Pfeil hat immer eine Länge und eine Richtung. Algebraisch wird die Richtung durch einen Spaltenvektor mit zwei Komponenten angegeben, r=(r1r2).


Was bedeutet dieses? Wir betrachten einen Punkt P in einem rechtwinkeligen kartesischen Koordinatensystem. Der Punkt in dieser Ebene wird beschrieben durch einen sogenannten Ortsvektor, der vom Nullpunkt 0=(00) zum Punkt P geht. Dabei wird der Punkt angegeben durch seine Entfernung p1 vom Nullpunkt auf der x1-Achse und seine Entfernung p2 vom Nullpunkt auf der x2-Achse. Wir schreiben dann P=(p1p2). Um den Punkt P ins Koordinatensystem einzuzeichnen, gehen wir also vom Nullpunkt des Koordinatensystems zunächst p1 Längeneinheiten auf der x1-Achse nach rechts (und erreichen auf der x1-Achse den Punkt Px1 mit den Koordinaten (p10) und von dort p2 Längeneinheiten senkrecht nach oben (also parallel zur x2-Achse). Dieser Endpunkt ist dann der Punkt P und hat die Koordinaten (p1p2).

Vorlage:Todo Damit wir die Länge des Ortsvektors OP=p bestimmen können, betrachten wir das rechtwinkelige Dreieck OPx1P. Der Ortsvektor OP=p ist die Hypotenuse dieses rechtwinkeligen Dreiecks und hat die Länge p. Nach dem Satz des Pythagoras gilt:

Vorlage:Einrücken

Also ist die Länge des Ortsvektors

Vorlage:Einrücken

Da wir an der (positiven) Länge des Ortsvektors interessiert sind, benötigen wir nur den Betrag der Wurzel, also die positive Wurzel.

Vorlage:Todo

Ein Vektor von Startpunkt A nach Endpunkt B und seine Länge

Addition von Vektorpfeilen

Die Vektoren a und b werden zur Addition durch Pfeile mit einem gemeinsamen Anfangspunkt dargestellt und zu einem Parallelogramm ergänzt. Der diagonale Pfeil c vom gemeinsamen Anfangspunkt zur gegenüberliegenden Ecke stellt dann die Summe der beiden Vektoren dar. In der Physik verwendet man diese Konstruktion beim Kräfteparallelogramm.

In der Mathematik wird die Addition von Vektorpfeilen a+b=c auch so erklärt: Zunächst wird der Pfeil a gezeichnet. An die Pfeilspitze wird er zu b parallele Pfeil b abgetragen. Der Vektorpfeil, der vom Ursprungspunkt des Vektorpfeils a zum Endpunkt des Vektorpfeils b führt ist der Vektorpfeil c=a+b. Bei dieser Beschreibung wird berücksichtigt, dass der zum Vektor b parallele, gleich lange Vektor b den selben Vektor darstellt. Also b=b. Damit ist obige Addition eindeutig definiert.

Wir können die Vektoren auch in ihrer Koordinatenschreibweise darstellen, nämlich als a=(a1a2) und b=(b1b2). Dann bedeutet obiges Vorgehen, wir verlängern die Koordinate a1 um die Koordinate b1 und erhalten c1=a1+b1. Ebenso verlängern wir die Koordinate a2 um die Koordinate b2 und erhalten c2=a2+b2. Bei der Addition addieren wir also einfach die Koordinaten und erhalten so die Koordinaten des Vektors der Summe a+b=(a1a2)+(b1b2)=(a1+b1a2+b2)=c. Auch hier wird wieder berücksichtigt, dass parallele gleichlange Vektorpfeile den selben Vektor darstellen.


Addition von Vektorpfeilen

Skalare Multiplikation

Die zweite Operation, die skalare Multiplikation eines Vektors mit einer reellen Zahl (einem Skalar), ist dir sicher auch aus der Schule bekannt. Sie bedeutet die Streckung, die Verkürzung oder die Umorientierung der Vektorpfeile.

Betrachten wir einen Vektor w=(w1w2). Die Länge von w ist |w|=w12+w22. Verdoppeln wir nun die Länge dieses Vektors, so erhalten wir |2w|=2w12+w22=4(w12+w22)=4w12+4w22=(2w1)2+(2w2)2. Das bedeutet aber für die doppelte Länge müssen wir sowohl die w1Komponente als auch die w2Komponente verdoppeln. Damit gilt: 2w=2(w1w2)=(2w12w2).

Damit wird ein Vektor verdoppelt, indem wir zweimal die Länge des Vektors in dieselbe Richtung gehen. Man sagt auch der Vektor wird um den Faktor 2 gestreckt. Allgemein wird der Vektor v um den Faktor k>1 gestreckt, wenn w=kv gilt.

Wählt man k<1, dann wird der Vektor um diesen Faktor gekürzt. Wenn z.B. der Vektor v halbiert wird, dann gilt w=12v. Diese Operation nennt mann dann Verkürzung oder Stauchung des Vektors. Allgemein wird die Multiplikation eines Vektors mit einer reellen Zahl eine skalare Multiplikation genannt. Ist die reelle Zahl, mit der der Vektor multipliziert wird, negativ, dreht sich die Richtung des Vektors um.

Skalarmultiplikation: der Vektor w wird mit der Zahl 2 multipliziert und der Vektor v mit der Zahl -1

Wenn wir einen Vektor in entgegengesetzter Richtung zurückgehen, gelangen wir wieder an den Ausgangspunkt des Vektors. Das heißt v+(1)v=(v1v2)+(v1v2)=(v1+v1v2+v2)=(00). Obwohl dieses Ergebnis kein Vektor ist, wird er als Nullvektor erklärt, dies ist ein Vektor ohne Länge. Man benötigt ihn, damit die Vektoren bzgl. der Addition eine Gruppe sind.

Alles oben Gesagte gilt analog auch für den euklidischen Raum 3.

Vektoren im dreidimensionalen Raum

Wenden wir uns Vektoren im dreidimensionalem Raum 3 zu. Ein solcher Vektor a3 kann durch Angabe seiner drei Komponenten beschrieben werden:

Vorlage:Einrücken

So ist der folgende Vektor r durch die Angabe der drei Koordinaten xp, yp und zp eindeutig definiert:

Dreidimensionaler Vektor, welcher im Koordinatensystem über die Angabe von drei Koordinaten eindeutig definiert ist
Dreidimensionaler Vektor, welcher im Koordinatensystem über die Angabe von drei Koordinaten eindeutig definiert ist

Addition im 3

Die Addition und die skalare Multiplikation (wie Streckungen und Stauchungen) im R3 funktionieren analog wie in der Ebene 2. Zwei Vektoren a und b aus dem 3 werden addiert, indem man ihre Komponenten addiert:

Vorlage:Einrücken

Auch die Subtraktion wird komponentenweise durchgeführt:

Vorlage:Einrücken

Skalare Multiplikation

Ein Vektor a3 wird mit einem Skalierungsfaktor s multipliziert, indem jede Komponente des Vektors mit s multipliziert wird:

Vorlage:Einrücken

Der Vektor sa ist |s|-mal so lang wie der Vektor a. Dies bedeutet konkret:

  • Für |s|<1 wird der Vektor verkleinert.
  • Für |s|>1 wird der Vektor vergrößert.
  • Für s>0 hat sa die gleiche Richtung wie a.
  • Für s<0 hat sa die Gegenrichtung von a.

Im Besonderen ist 1a=a und (1)a=a.

Kollineare Vektoren

Zwei Vektoren, von denen einer ein Vielfaches des anderen ist, sind parallel und man nennt sie kollineare Vektoren. So sind die Vektoren a=(1,3,5)T und b=(3,9,15)T kollinear, denn b=3a.

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  1. angelehnt an "Barth, Krumbacher, Barth: Anschauliche Analytische Geometrie", 1997 zweite Auflage, R. Oldenbourg Verlag GmbH, München, Seite 62 - 73, und Seite 81, 82