Mathe für Nicht-Freaks: Dualraum
{{#invoke:Mathe für Nicht-Freaks/Seite|oben}} Wir haben bereits den Vektorraum der linearen Abbildungen zwischen zwei -Vektorräumen und kennengelernt. Wir werden hier nun den Fall betrachten, dass der Vektorraum dem Körper entspricht.
Motivation
Betrachten wir folgendes Beispiel: Wir möchten Äpfel und Birnen kaufen. Ein Apfel kostet € und eine Birne €. Wenn die Anzahl der Äpfel und die Anzahl der Birnen bezeichnen, wie viel müssen wir insgesamt bezahlen? Die Formel des Gesamtpreises ist . Diese Gleichung können wir als -lineare Abbildung Vorlage:Einrücken auffassen. Nehmen wir an, dass die Preise sich um die Hälfte erhöhen. Um die Formel zu erhalten, die den neuen Gesamtpreis angibt, müssen wir die alte Formel mit multiplizieren. Die Formel, die diesen Preis angibt, würde dann lauten. Die zugehörige lineare Abbildung ist Vorlage:Einrücken Wir sehen, dass . Angenommen stattdessen steigt der Preis der Äpfel um € und Preis der Birnen um €. Die entsprechende Formel für den Gesamtpreis erhalten wir durch Addition auf die ursprüngliche Formel, das heißt . Das kann wie folgt als Addition linearer Abbildungen aufgefasst werden. Wir definieren durch und . Dann gilt . Wir haben in diesem Beispiel also lineare Abbildungen von nach addiert und mit Skalaren multipliziert.
Wir haben also lineare Abbildungen von , die den Gesamtpreis angeben. Eine solche Abbildung ordnet jedem Vektor einen Wert, nämlich den Preis, zu. Wir können sagen, dass die Abbildung diese Vektoren misst. Deshalb nennen wir lineare Abbildungen von nach lineare Messfunktionen. Wir haben oben gesehen, dass Summen und skalare Vielfache von solchen Abbildungen wieder lineare Abbildungen sind. In anderen Worten sind Linearkombinationen von linearen Messabbildungen wieder lineare Messabbildungen. Es gibt also eine Vektorraumstruktur auf den linearen Messabbildungen von .
Wie sieht es bei anderen Vektorräumen aus? Betrachten wir den -Vektorraum der komplexen Polynome vom Grad höchstens . Hier gibt es eine Reihe von einfachen Messabbildungen. Diese können zum Beispiel einem Polynom seinen Wert an einem Punkt zuordnen Vorlage:Einrücken Alternativ kann man einem Polynom den Wert seiner Ableitung im Punkt zuordnen Vorlage:Einrücken Da die Koeffizienten von Polynomen Skalare sind, können wir sie benutzen um weitere Messabbildungen zu definieren. Betrachte zum Beispiel für die Abbildungen definiert durch und . Dann gilt . Wir sehen auch hier, dass Summen von Messabbildungen wieder Messabbildungen sind.
Allgemein kann man auch über einem beliebigen -Vektorraum den Raum der linearen Messabbildungen betrachen. Wir werden sehen, dass dieser, wie in den Beispielen zuvor, ein Vektorraum ist. Diesen nennt man den Dualraum von .
Definition
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition Der folgende Satz besagt, dass der Dualraum ein Vektorraum ist. Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Beispiele für Vektoren im Dualraum
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel
Duale Basis
Wir wissen nun, was der Dualraum eines -Vektorraums ist: Er besteht aus allen linearen Abbildungen von nach . Intuitiv können wir diese Abbildungen als lineare Abbildungen auffassen, die Vektoren aus messen. Deshalb nennen wir Elemente des Dualraums in diesem Artikel manchmal "(lineare) Messfunktionen".
Motiviert durch diese intuitive Vorstellung von "Messungen" fragen wir uns: Gibt es eine Teilmenge von Messfunktionen, mit der sich Vektoren eindeutig bestimmen lassen? Das heißt, gibt es eine Teilmenge , sodass wir für jede Wahl von Vektoren mit eine Messfunktion mit finden?
Wir überlegen uns zuerst an einem Beispiel, was das bedeutet:
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel
In der kontraponierten Form lautet unsere Frage: Gibt es eine Teilmenge , sodass für alle Vektoren gilt: Wenn für alle Messungen gilt, dann muss sein.
Wir versuchen, diese Frage erstmal im zu beantworten.
Messfunktionen zum eindeutigen Bestimmen von Vektoren
Ein Vektor ist durch seine Einträge eindeutig bestimmt. Wenn wir also Messfunktionen aus so auswählen, dass ihre Werte uns die Einträge eines Vektors liefern, haben wir sichergestellt, dass ein Vektor durch diese Werte schon eindeutig bestimmt ist. Betrachten wir also für die Abbildungen Vorlage:Einrücken Man kann überprüfen, dass die Abbildungen linear sind. Außerdem gilt für jedes . Die Abbildung liefert also den ten Eintrag von Vektoren in . Ein Vektor ist durch die Werte der schon eindeutig bestimmt: Angenommen wir haben Vektoren und in mit gleichen Funktionswerten unter den , also mit für alle . Dann gilt für alle und damit . Also gilt: Sind mit für alle , dann folgt .
Es ist intuitiv auch klar, dass wir keine der Messfunktionen weglassen können, um einen Vektor durch die Werte eindeutig zu bestimmen. Lassen wir zum Beispiel die weg, , dann gilt für Vorlage:Einrücken zwar für alle Messfunktionen mit , aber es ist . Die Messfunktionen mit bestimmen einen Vektor also nicht mehr eindeutig.
Wir haben mit den mit eine Menge an Messfunktionen gefunden, die Vektoren aus eindeutig bestimmen und die minimal ist, weil wir keine der Funktionen weglassen können.
Können wir diese Überlegungen auf einen allgemeinen Vektorraum verallgemeinern? Im haben wir benutzt, dass ein Vektor durch seine Einträge eindeutig bestimmt ist. Die sind aber gerade die Koordinaten von bezüglich der Standardbasis : Es gilt Vorlage:Einrücken In einem allgemeinen Vektorraum haben wir keine Standardbasis. Sobald wir aber eine Basis gewählt haben, können wir genauso wie im von den Koordinaten eines Vektors bzgl. sprechen. So wie im mit der Standardbasis, so ist dann auch in mit der gewählten Basis ein Vektor durch seine Koordinaten bzgl. eindeutig bestimmt. Sobald wir also eine Basis gewählt haben, können wir versuchen, genauso wie im vorzugehen.
Wir nehmen im Folgenden an, dass endlichdimensional ist, d.h. . Sei eine Basis von . Dann ist jeder Vektor von der Form Vorlage:Einrücken mit eindeutig bestimmten Koordinaten . Analog zum definieren wir nun für die linearen Messfunktionen in Vorlage:Einrücken Eine der Messfunktionen bestimmt also gerade die te Koordinate von Vektoren bzgl. der Basis . Es gilt also Vorlage:Einrücken für jeden Vektor . Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Warnung Weil Vektoren in durch ihre Koordinaten schon eindeutig bestimmt sind, sind Vektoren durch die Werte der schon eindeutig bestimmt. Mit anderen Worten, es gilt für alle Vorlage:Einrücken Aus demselben Grund wie bei kann man auf keines der verzichten: Fehlt die te Messfunktion , , dann lassen sich Vektoren, deren te Koordinate bzgl. verschieden ist, nicht mehr unterscheiden. Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Frage
Die Messfunktionen bilden eine Basis
Sei ein Vektorraum mit gewählter Basis und seien die definiert wie oben. Will man Vektoren durch die Werte der eindeutig bestimmen, kann auf keines der verzichten. Der Grund dafür ist, dass man das Ergebnis einer Messung (die te Koordinate von bzgl. ) nicht aus den anderen Messungen kombinieren kann. Wir können also keine der Messfunktionen als Linearkombination der anderen () darstellen. Mit anderen Worten, die Messfunktionen sind linear unabhängig.
Auf der anderen Seite verraten uns die Werte der bereits alles, was es über einen Vektor zu wissen gibt: Seine Koordinaten bzgl. der gewählten Basis . Lassen sich alle anderen Messfunktionen aus deshalb aus den kombinieren? Eine beliebige Messfunktion aus ist nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung schon durch ihre Werte auf den Basisvektoren eindeutig bestimmt. Für seien diese Werte. Ferner gilt und für und alle . Durch Einsetzen der erhalten wir, dass Vorlage:Einrücken die gleichen Werte auf den Basisvektoren annehmen. Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung sind die beiden linearen Abbildungen also gleich. Also lässt sich jedes als Linearkombination der schreiben. Das bedeutet, die Messfunktionen bilden ein Erzeugendensystem von .
Also ist eine Basis des Dualraums und wir können den folgenden Satz beweisen:
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Die eindeutig bestimmte Basis nennen wir die zu duale Basis und schreiben auch für die Basisvektoren.
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Warnung
Was passiert im Unendlichdimensionalen?
Oben haben wir nur den Fall betrachtet. Können wir genauso vorgehen, wenn Unendlichdimensional ist? Um die Messfunktionen zu definieren, müssen wir erst eine Basis von wählen. Sei also eine Basis von , wobei eine (unendliche) Indexmenge ist. Das Prinzip der linearen Fortsetzung gilt auch im Unendlichdimensionalen: Für vorgegebene Werte , , gibt es genau eine lineare Abbildung mit für alle . Wir können also genau wie im Endlichdimensionalen für die Abbildung durch die Vorschrift Vorlage:Einrücken definieren.
Man kann zeigen, dass dann auch im Unendlichdimensionalen eine linear unabhängige Teilmenge von ist. Der Beweis ist analog zum Beweis der linearen Unabhängigkeit im Satz zur dualen Basis.
Im Unendlichdimensionalen kann aber kein Erzeugendensystem von sein: Man kann die Funktion Vorlage:Einrücken die den Wert 1 auf allen Basisvektoren annimmt, nicht als endliche Linearkombination der darstellen.
Im Unendlichdimensionalen ist die "duale Basis" also keine Basis des Dualraums.
Aufgaben
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Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Aufgabe
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In der letzten Aufgabe haben wir gefordert, weil wir im Beweis ein Element benötigt haben, das weder noch ist. Der Körper besteht nur aus den Elementen und . Das heißt, wenn wir eine lineare Abbildung konstruieren wollen, die einen -dimensionalen Untervektorraum als Kern hat, dann müssen wir sie als Vorlage:Einrücken definieren. Diese Abbildung ist linear, weil es eine lineare Abbildung gibt, deren Kern ist und die einzige Möglichkeit eine Abbildung Kern hinzuschreiben, diese Abbildungsvorschrift ist. Insbesondere kommen wir bei der letzten Teilaufgabe zu einem anderen Ergebnis: Die Abbildung ist eindeutig.
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