Mathe für Nicht-Freaks: Ableitung der Umkehrfunktion

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Im folgenden Artikel werden wir untersuchen, unter welchen Voraussetzungen die Umkehrfunktion einer bijektiven Funktion in einem Punkt differenzierbar ist. Außerdem werden wir eine Formel herleiten, mit der wir die Ableitung der Umkehrfunktion explizit bestimmen können. Das praktische an dieser ist, dass wir damit die Ableitung an bestimmten Punkten bestimmen können, selbst wenn wir die Umkehrfunktion nicht explizit kennen.

Motivation

Betrachten wir zunächst als Beispiel eine lineare Funktion. Für diese ist es sehr einfach, die Ableitung der Umkehrfunktion zu bestimmen. Nicht-konstante lineare Funktionen sind nämlich auf ganz bijektiv und damit umkehrbar. In diesem Fall können wir die Umkehrfunktion explizit berechnen und danach ableiten. Konkret wählen wir f: mit f(x)=2x1. Die Umkehrfunktion lautet

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f1 ist auf ganz differenzierbar und (f1)(y)=12 für alle y.

Betrachten wir als nächstes die Funktion f(x)=x2. Hier müssen wir zunächst aufpassen, da sie nicht auf ganz injektiv, und damit nicht umkehrbar ist. Schränken wir den Definitions- und Wertebereich jedoch auf 0+ ein, so ist f:0+0+, f(x)=x2 bijektiv. Die Umkehrfunktion ist die Quadratwurzelfunktion

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Bei der Differenzierbarkeit müssen wir eine weitere Sache beachten: f1 ist in y=0 nicht differenzierbar. Dies können wir mit Hilfe des Differentialquotienten, oder auch durch die folgende Überlegung zeigen:

Da die Wurzelfunktion f1 die Umkehrfunktion der Quadratfunktion f ist, gilt f1f=id. In null gilt damit insbesondere

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Wäre nun f1 in null differenzierbar, würde mit der Kettenregel

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gelten. Also kann f1 in null nicht differenzierbar sein. Auf + ist f1 hingegen differenzierbar, und es gilt

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Dieses Beispiel zeigt also, dass es vorkommen kann, dass f1 nicht auf dem gesamten Definitionsbereich differenzierbar ist, obwohl f überall differenzierbar war. Konkret liegt das daran, dass f(f1(0))=f(0)=0 ist, wie wir später sehen werden.

In den beiden Beispielen war es also relativ einfach die Ableitung der Umkehrfunktion zu bestimmen. Wie sieht es aber mit komplizierteren Funktionen, zum Beispiel ln als Umkehrfunktion von exp aus? Hier können wir nicht so einfach die Ableitung der Umkehrfunktion berechnen. Oder was passiert, wenn sich eine bijektive Funktion gar nicht explizit umkehren lässt? Gibt es dann dennoch eine Möglichkeit die Ableitung der Umkehrfunktion zu bestimmen? In diesen Fällen wäre es natürlich gut, wenn wir eine allgemeine Formel hätten, mit der wir die Ableitung von f1 aus der Ableitung von f bestimmen könnten. Wenn wir uns die Ableitung aus dem zweiten Beispiel nochmal ansehen, dann fällt Folgendes auf:

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Da f1(y)=y für alle y+ und f(x)=2x für alle x+ ist. Sehen wir uns das erste Beispiel nochmal an, so gilt dort ebenfalls

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Die Frage ist nun, ob dies Zufall ist, oder ob diese Formel unter gewissen Voraussetzungen auch allgemein gilt? Setzen wir voraus, dass f:DW in x~D und f1:WD in y~=f(x~)W differenzierbar ist, dann können wir uns die Formel allgemein herleiten. Dazu verwenden wir denselben Ansatz, den wir oben für die Nicht-Differenzierbarkeit der Quadratwurzelfunktion in null verwendet haben: Für alle yW gilt

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Leiten wir nun auf beiden Seiten an der Stelle y~ ab, so gilt nach der Kettenregel

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Hierbei haben wir verwendet, dass f in f1(y~)=x~ und f1 in y~ differenzierbar sind. Nun dividieren wir noch auf beiden Seiten durch f(f1(y~)) (geht natürlich nur, wenn der Ausdruck ungleich null ist), und erhalten

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beziehungsweise

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Die Formel gilt also unter diesen Voraussetzungen auch allgemein. Die Frage ist nun noch, unter welchen Bedingungen an f die Ableitung von f1 sicher existiert.

  • Zum einen muss die f1 existieren. Dies ist genau dann der Fall, wenn f bijektiv ist, was wiederum genau dann der Fall ist, wenn f surjektiv und streng monoton ist.
  • Wie wir oben gesehen haben muss f im Punkt x~=f1(y~) differenzierbar sein mit f(x~)0.
  • Wir werden sehen, dass wir noch eine weitere Voraussetzung benötigen, nämlich dass f1 in y~ stetig ist. Ist der Definitionsbereich D von f ein Intervall, so ist dies nach dem Satz über die Stetigkeit der Umkehrfunktion immer erfüllt.

Unter genau diesen Voraussetzungen werden wir einen Satz formulieren und beweisen. Anschließend untersuchen wir noch ein paar Beispiele.

Satz über die Ableitung der Umkehrfunktion Vorlage:Anker

Satz und Beweis

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz

Merkregel und graphische Veranschaulichung zur Formel

Graph von f mit Ableitung f(x0)=dxdy=m
Graph von f1 mit Ableitung (f1)(y0)=dydx=1m

Mit Hilfe der Leibnizschen Notation für die Ableitung lässt sich die Formel der Ableitung der Umkehrfunktion durch einen einfachen Bruchrechentrick veranschaulichen: Für f1(y)=x und f(x)=y gilt

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Auch graphisch können wir die Formel klar machen: Ist die Funktion f im Punkt x0 differenzierbar, so entspricht f(x0) der Steigung der Tangente an dem Graphen in (x0|f(x0)). Es gilt daher

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Den Graphen der Umkehrfunktion erthalten wir nun in zwei Schritten:

  1. Zunächst müssen wir den Graphen von f um 90 (im bzw. gegen den Uhrzeigersinn) drehen. Der daraus entstandene Graph hat im Punkt x0 die Steigung 1m, da die Tangente in diesem Punkt senkrecht auf der ursprünglichen Tangente steht.
  2. Anschließend müssen wir den Graphen noch (horizontal bzw. vertikal) spiegeln. Dabei dreht sich das Vorzeichen der Tangentensteigung um.

Insgesamt erhalten wir

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Umkehrung des Satzes und Erweiterung auf gesamten Definitionsbereich

Es gilt auch die folgende Umkehrung des Satzes:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz

Fordern wir nun zusätzlich im ursprünglichen Satz, dass f auf ganz D differenzierbar ist mit f0. Dann können wir die Ableitungsfunktion von f1 auf ganz W bestimmen:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz

Beispiele

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel

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Übungsaufgaben

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Aufgabe

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Aufgabe

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