Komplexe Zahlen/ Quadratische Gleichungen

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Zur Einführung der komplexen Zahlen hatten wir eine Lösung der folgenden Gleichung konstruiert: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel Aufbauend auf den Grundrechenarten für komplexe Zahlen befassen wir uns jetzt grundsätzlicher mit quadratischen Gleichungen.

Allgemeine Form

Die allgemeine Form der quadratischen Gleichung lautet: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Dafür werden folgende Bezeichnungen verwendet:

  • a,b,c werden Koeffizienten genannt.
  • ax2 heißt quadratisches Glied.
  • bx ist das lineare Glied und
  • c das konstante Glied oder auch Absolutglied der Gleichung.

Die Gleichung ist in Normalform, wenn a=1 gilt, also wenn das quadratische Glied den Koeffizienten 1 hat. Aus der allgemeinen Form lässt sich die Normalform gewinnen, indem durch a dividiert wird. Damit lässt sich die Normalform (mit den üblichen Variablen) so schreiben: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Im Folgenden gehen wir der Einfachheit halber von a=1 aus, behandeln quadratische Gleichungen also immer in der Normalform.

Eine andere Formulierung für die Suche nach den Lösungen einer quadratischen Gleichung lautet: Gesucht werden die Nullstellen für ein (normiertes) Polynom zweiten Grades: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Reelle Koeffizienten

Beginnen wir mit reellen Zahlen als Koeffizienten, also p,q. Mit den bekannten Gleichungsumformungen (Subtraktion, quadratische Ergänzung, binomische Formel, Wurzel, erneute Subtraktion) erhalten wir die Lösungen der quadratischen Gleichung in Normalform: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel Das ist die bekannte Lösungsformel (genauer: eine der üblichen Schreibweisen) für quadratische Gleichungen; der Term unter der Wurzel wird Diskriminante D genannt. Der Wert von D entscheidet über Anzahl und Art der Lösungen:

  • Diskriminante positiv: In diesem Fall gibt es zwei verschiedene (reelle) Werte für die Wurzel und folglich zwei verschiedene Lösungen x1,x2.
  • Diskriminante gleich Null: In diesem Fall liefert auch die Wurzel den Wert Null, es gibt also nur eine Lösung p2. Man sagt jedoch aus Gründen der Symmetrie (auch der späteren Anwendungen wegen), dass die Gleichung zwei gleiche Wurzeln oder eine Doppelwurzel habe.
  • Diskriminante negativ: In diesem Fall gibt es keine reellen Lösungen. Lässt man aber komplexe Zahlen als Grundmenge für die Lösungen zu, erhält man zwei verschiedene komplexe Lösungen. Diese sind zueinander konjugiert, das heißt, sie haben den gleichen Realteil und ihre Imaginärteile unterscheiden sich nur durch das Vorzeichen.

Für die letzte Aussage können wir einfach die Lösungsformel ergänzen: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Komplexe Koeffizienten

Betrachtet man die Normalform der quadratischen Gleichung mit p,q, also mit komplexen Koeffizienten, kann man die Lösungen in der gleichen Weise mit Gleichungsumformungen (vor allem der quadratischen Ergänzung) finden: Sämtliche Umformungen benutzen Rechenregeln, die bei den komplexen Zahlen genauso gelten. Damit gilt die bekannte Lösungsformel auch im Bereich der komplexen Zahlen:

Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Im Einzelfall erhält man auf diese Weise die Lösungen. Allerdings bleiben Unklarheiten:

  • Es wird meistens die Quadratwurzel aus einer komplexen Zahl (der Diskriminante) benötigt; die Grundrechenarten genügen also nicht.
  • Weil sich die komplexen Zahlen nicht anordnen lassen, sind Aussagen wie „Diskriminante positiv“ nicht möglich.

Im vorigen Kapitel (siehe auch Übung 9) wurde festgestellt, dass es zu einer komplexen Zahl (ungleich Null) immer zwei Quadratwurzeln gibt, wobei sich Realteile und Imaginärteile nur durch die Vorzeichen unterscheiden. Daraus ergibt sich, dass eine quadratische Gleichung mit komplexen Koeffizienten immer zwei komplexe Lösungen hat. Falls die Diskriminante gleich Null ist, fallen diese Lösungen zusammen.

Beispiel: Gegeben ist die komplexe Gleichung

Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Nach der Formel erhält man folgende Lösungen:

Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Um hier die Wurzel zu ziehen, müssen wir d=512i (eine Zahl im 4. Quadranten) zunächst in die Polarform umwandeln und erhalten nach den Umrechnungsregeln:

Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Nach Moivre ergeben sich für die erste Quadratwurzel folgende Werte: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Jetzt können wir die Lösungsformel weiter auswerten: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel Warum die zweite Quadratwurzel von d nicht benötigt wird, wird als Übung 3 besprochen.

Hinweis: Die wiederholten Näherungswerte führen zu deutlichen Ungenauigkeiten. Die Lösungen sollten eigentlich x1=15+8isowiex2=34i lauten, wie im folgenden Abschnitt erwähnt wird.

Linearfaktoren

Mit den Nullstellen eines Polynoms zweiten Grades (also den Lösungen x1,x2 einer quadratischen Gleichung) kann man es in seine Linearfaktoren xan zerlegen:

Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Der Beweis erfolgt einfach durch Einsetzen der Lösungsformel (siehe Übung).

Multiplizieren wir außerdem die Klammern in der vorstehenden Beziehung aus: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Durch Koeffizientenvergleich erhält man die folgenden Beziehungen, die als Satz von Vieta[1] bekannt sind: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Diese Beziehungen haben drei wichtige Anwendungen:

  • Im Reellen kann man bei ganzzahligen Koeffizienten unter Umständen durch „scharfes Hinsehen“ die Lösungen einfach bestimmen.[2]
  • Es können Gleichungssysteme der folgenden Form gelöst werden:

Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

  • Es können quadratische Gleichungen zu vorgegebenen Lösungen konstruiert werden. Auf diese Weise ist das oben berechnete Beispiel erstellt worden. Die Lösungen x1=15+8iundx2=34i liefern folgende Gleichung:

Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Übungen

Aufgaben

Vorlage:Übung4 Bei der Lösungsformel für eine quadratische Gleichung mit komplexen Koeffizienten heißt es: „Es wird meistens die Quadratwurzel aus einer komplexen Zahl (der Diskriminante) benötigt.“ Unter welcher Voraussetzung wird eine solche Quadratwurzel nicht benötigt?

Vorlage:Übung4 Bestimme die Lösungen zur folgenden Gleichung: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Vorlage:Übung4 Beim obigen Beispiel für eine quadratische Gleichung mit komplexen Koeffizienten wird nur die erste komplexe Quadratwurzel verwendet. Warum wird die zweite Wurzel nicht benötigt?

Vorlage:Übung4 Bestätige die folgende Beziehung für die Lösungen x1,2 einer quadratischen Gleichung: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Lösungen

Vorlage:Übung4 Lösung Wenn die Diskriminante gleich Null ist, ist auch die Wurzel gleich Null; beide Lösungen fallen also zusammen. Wenn die Diskriminante eine reelle Zahl und positiv ist, sind auch die komplexen Quadratwurzeln reelle Zahlen. In allen anderen Fällen werden komplexe Quadratwurzeln benötigt.

Vorlage:Übung4 Lösung Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Vorlage:Übung4 Lösung Die erste Lösung der Gleichung erhält man, indem die erste Quadratwurzel mit dem positiven Vorzeichen bei ± verknüpft wird.

Die zweite Lösung der Gleichung erhält man, indem die erste Quadratwurzel mit dem negativen Vorzeichen bei ± verknüpft wird.

Die zweite Quadratwurzel ergibt sich aus der ersten Quadratwurzel durch Vorzeichenwechsel. Die Verknüpfung mit dem positiven Vorzeichen ist also gleichbedeutend mit der zweiten Lösung; die Verknüpfung mit dem negativen Vorzeichen entspricht der ersten Lösung.

Vorlage:Übung4 Lösung Der Beweis erfolgt, indem (wie angegeben) für x1,x2 die Lösungsformel eingesetzt wird: Komplexe Zahlen/ Vorlage:Formel

Hinweis

  1. Vorlage:W oder Franciscus Vieta (1540–1603)
  2. Ein Beispiel findet sich in diesem Vorlage:W.

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