Beweisarchiv: Stochastik: Wahrscheinlichkeitstheorie: Bernstein-Ungleichung

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Satz (Bernstein-Ungleichung)

Sei (Ω,𝒜,𝒫) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Seien B,𝒯 und σ positive reelle Zahlen und n eine natürliche Zahl. X1,,Xn:Ω seien unabhängig verteilte Zufallsvariablen mit EXi=0,XiB und E(Xi2)σ2 für alle i=1,...,n.

Dann gilt:

P[1ni=1nXi2σ2𝒯n+2B𝒯3n]e𝒯

Für den Beweis benötigt man folgendes

Lemma

Für alle x>1 gilt:

x(1+x)ln(1+x)3x22(x+3)


Beweis (Lemma)

Man definiere die Linke Seite der Ungleichung als f(x), die rechte Seite als g(x) und leite jeweils zweimal ab.

f(x)=x(1+x)ln(1+x)
f(x)=ln(1+x)
f(x)=11+x
g(x)=3x22(x+3)
g(x)=3x2+18x2(x+3)2
g(x)=27(x+3)3

Es gilt: f(0)=f(0)=g(0)=g(0)=0

Für x>1 gilt:

1g(x)=(x+3)327=127(x2(x+9)+27x+27)<127(27x+27)=1x=1f(x)
f(x)<g(x)

Für x>0 gilt:

f(x)=0x0tf(s)dsdt<0x0tg(s)dsdt=g(x)

Das gilt auch analog für x<0 mit vertauschten Integralgrenzen.

Damit ist das Lemma gezeigt.

Beweis (Satz)

Der Beweis wird in fünf Schritte unterteilt:

Schritt 1

Es wird zunächst gezeigt:

2σ2𝒯n+2B𝒯3n18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B3n


Allgemein gilt für a>0, b>0: (a+b)2=a+2ab+ba+b

Zieht man auf beiden Seiten die Wurzel, dann folgt: a+ba+b


Mit a=18𝒯nσ2 und b=(𝒯B)2 folgt die Ungleichung. Zur Vereinfachung wird die rechte Seite durch ϵ definiert.


2σ2𝒯n+2B𝒯3n=18𝒯nσ23n+B𝒯+B𝒯3n=a+b+B𝒯3na+b+B𝒯3n=18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B3n=:ϵ

Schritt 2

Zu zeigen: t>0E(i=1nexp(tXi))=i=1n(1+k=2tkk!EXik)

Da die Zufallsvariablen nach Voraussetzung unabhängig sind, können Produkt und Erwartungswert vertauscht werden. Aus der Exponentialfunktion bilde man eine Exponentialreihe. Da etB eine Integrierbare Majorante der unendlichen Reihe ist, können Erwartungswert und Summe vertauscht werden. Mit Xi0=1 und der Voraussetzung EXi=0 folgt:

E(i=1nexp(tXi))=i=1nE(exp(tXi))=i=1nE(k=0tkk!Xik)=i=1n(k=0tkk!EXik)=i=1n(1+k=2tkk!EXik)

Schritt 3

Zu zeigen: i=1n(1+k=2tkk!EXik)exp(nσ2B2(etBtB1))


Sei Fi die Verteilungsfunktion von Xi.

Nach Voraussetzung gilt: XiB

Fi(x)=0=const. für x<B bzw. Fi(x)=1=const. für x>B
dFi(x)=0 für alle x<B und x>B
EXik=xkdFi(x)|x|kdFi(x)|x|2Bk2dFi(x)=Bk2x2dFi(x)=Bk2EXi2Bk2σ2


i=1n(1+k=2tkk!EXik)i=1n(1+k=2tkk!σ2Bk2)


Diese Faktoren sind unabhängig von i. Mit etBtB1=k=0(tB)kk!tB1=k=2(tB)kk! erhält man:

i=1n(1+k=2tkk!σ2Bk2)=(1+σ2B2k=2(tB)kk!)n=(1+σ2B2(etBtB1))n


Aus 1+x=1+0xdt1+0xetdt=ex folgt, falls x positiv ist (1+x)nenx und man erhält mit x=σ2B2(etBtB1)


(1+σ2B2(etBtB1))nexp(nσ2B2(etBtB1))


Damit ist Schritt 3 gezeigt.

Schritt 4

Zu zeigen: tϵn+nσ2B2(etBtB1)𝒯

Man setze t=1Bln(1+ϵBσ2). Um das Lemma (oben) anzuwenden, setze man dann x=ϵBσ2.

tϵn+nσ2B2(etBtB1)=ϵnBln(1+ϵBσ2)+nσ2B2(1+ϵBσ2ln(1+ϵBσ2)1)=nσ2B2(ϵBσ2ln(1+ϵBσ2)+ϵBσ2ln(1+ϵBσ2))=nσ2B2(xln(1+x)+xln(1+x))=nσ2B2(x(1+x)ln(1+x))nσ2B2(3x22(x+3))=3nϵ22ϵB+6σ2


Man setze ϵ=18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B3n wie in Schritt 1 definiert ein:


3nϵ22ϵB+6σ2=(18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B)22B(18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B)+18nσ2=18nσ2+𝒯B2+2B18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B22B(18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B)+18nσ2𝒯=𝒯

Schritt 5

Zum Schluss wird die Behauptung des Satzes gezeigt. Man wende zunächst Schritt 1 an.:

P[1ni=1nXi2σ2𝒯n+2B𝒯3n]P[1ni=1nXi18𝒯nσ2+𝒯2B2+𝒯B3n]=P[1ni=1nXiϵ]=P[ti=1nXitϵn]=P[exp(ti=1nXi)exp(tϵn)]

Nun wende man die Markow-Ungleichung an:

P[exp(ti=1nXi)exp(tϵn)]exp(tϵn)E(i=1nexp(tXi))

Aus den Schritten 2 bis 4 folgt:

exp(tϵn)E(i=1nexp(tXi))exp(tϵn)i=1n(1+k=2tkk!EXik)exp(tϵn)exp(nσ2B2(etBtB1))=exp(tϵn+nσ2B2(etBtB1))e𝒯
P[1ni=1nXi2σ2𝒯n+2B𝒯3n]e𝒯

Wikipedia-Verweis