Aufgabensammlung Mathematik: Die irrationalen Zahlen

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Irrationale Zahlen

In diesem kleinen Projekt wirst du die irrationalen Zahlen ein wenig besser kennenlernen. Eingestreut finden sich einige, nicht allzu schwere Aufgaben, welche dieses Kennenlernen ein wenig aktiver gestalten sollen. Bisher hast du gewiß von den rationalen Zahlen (also der Menge ) und von den reellen Zahlen (also der Menge ) gehört. Führen wir für die Menge der irrationalen Zahlen nun das Symbol 𝕀 ein, so gilt 𝕀= . Einerseits gehören die irrationalen Zahlen somit zu den reellen Zahlen, andererseits unterscheiden sie sich offenbar von den rationalen Zahlen. Worin? Nun, die rationalen Zahlen sind diejenigen Zahlen, welche in der Form pq mit p,q (q0) dargestellt werden können. Und die irrationalen Zahlen sind dann gerade diejenigen Zahlen, für die dies nicht möglich ist. Ein erster, konkreter Kontakt mit einer irrationalen Zahl findet zumeist über den Nachweis der Irrationalität von 2 statt; es wird also gezeigt (und wir werden dies auch freimütig verwenden) 2. Ebenfalls öfters anzutreffen ist der Einstieg über 3 , d.h. man zeigt, dass gilt 3 oder, was gleichbedeutend ist, dass die Gleichung x2=3 keine rationale Lösung besitzt. Diese Beweise findest du auf Myriaden von Seiten im Netz, etwa hier Wurzel aus 2 Wir steigen hier einfach mal mit dem Nachweis der Irrationalität von cos(π/8) ein.>

Allgemein gilt : cos(x/2)=1/2(1+cos(x)) für πxπ.

Mission 1:: Setze x=π/4 und folgere 2cos2(π/8)1=cos(π/4).

Nun verwenden wir das in jeder Formelsammlung zu findende Verhältnis cos(π/4)=2/2 und haben alles parat für

Behauptung 1: cos(π/8)𝕀.

Beweis: Nehmen wir an, es wäre cos(π/8), d.h. cos(π/8)=p/q mit p,q (q0). Quadrieren, Multiplikation mit 2 und Subtrahieren von 1 führt auf 2cos2(π/8)1=2p2q21. Mit dem Ergebnis aus Mission 1 und oben erwähntem Verhältnis folgt 2/2=2p2q21 bzw. 2=4p2q22. Dies steht im Widerspruch zur Tatsache, dass gilt 2. Deshalb ist die Annahme cos(π/8) zu verwerfen und es gilt die Behauptung.

Eine Frage deinerseits lautet möglicherweise "Muss man denn immer so einen Aufwand betreiben, um eine Zahl bezüglich Irrationalität einschätzen zu können?". Nein, nicht immer, aber manchmal noch sehr viel mehr! Einerseits kennt man einige allgemeine Sätze, etwa

Ist n nicht k-te Potenz einer natürlichen Zahl, so ist nk irrational.

Für k=2 ist somit sofort klar, dass 2,, 3,, 6, oder auch 42 allesamt irrational sind. Allgemeiner und etwas salopp ausgedrückt: Steht unter der Quadratwurzel keine Quadratzahl, so ist das Teil irrational.

Für m,n2 ist logn(m) irrational, wenn von den beiden Zahlen m und n die eine einen Primteiler aufweist, welchen die andere nicht besitzt.

Somit sind beispielsweise log20(12) und log3(11) irrational, log10(1000) hingegen nicht.

Für x+,x1 ist stets ln(x)𝕀; so zum Beispiel ln(3).

Dennoch gibt es beliebig viele Irrationalzahlen, welche nicht auf diese Weise erfasst werden können und die dann andere Methoden erfordern wie z.B. Reihendarstellungen. Auf eben diesem Wege zeigt man die Irrationalität der Eulerschen Zahl e oder von cos(1).

Nun werden wir ein wenig beweislastiger weitermachen und einige Aussagen über Summe und Produkt von (ir)rationalen Zahlen anschauen.

Behauptung 2: x und y𝕀 x+y𝕀.

Beweis:Wir führen einen indirekten Beweis; wir nehmen also an, dass gilt: x und y𝕀 und x+y𝕀.

Sei nun x=pq, y𝕀 und x+y=ab. Folglich ist x+y=pq+y=ab bzw. y=aqbpbq, was gerade im Widerspruch zur Annahme y𝕀 steht. Also muss x+y doch irrational sein.

Ganz ähnlich gehen wir in folgendem Fall vor.

Behauptung 3: x0 und y𝕀 xy𝕀.

Beweis:Wir gehen abermals indirekt vor, nehmen also an, es gelte x=pq (p,q0) und y𝕀 und xy=ab.

Dann folgt xy=p/qy=ab bzw. y=bpaq, was gerade im Widerspruch zur Annahme y𝕀 steht. Also muss xy doch irrational sein.

Nun bist du an der Reihe, einen analogen Beweis zu führen.

Mission 2: Zeige:x0 und y𝕀 xy𝕀.

Lösung(shinweis): Wieder über indirekte Argumentation. Wir nehmen an, dass x=pq (p,q0) und y𝕀 und xy=ab. Dann folgt xy=pqy=ab bzw. y=aqbp, was gerade im Widerspruch zur Annahme y𝕀 steht. Also muss xy doch irrational sein.

Du weißt, dass Summe und Produkt rationaler Zahlen wieder eine rationale Zahl ergeben (man spricht von der „Abgeschlossenheit“ gegenüber den Operationen „+“ und „“) Gilt dies auch für die Menge 𝕀?

Mission 3: Seien x,y𝕀.

Gilt dann x+y𝕀 und xy𝕀?

Lösung(shinweis): Verwende z.B. im ersten Fall die Werte 2 und 12 sowie im zweiten Fall jeweils 2. 𝕀 ist also gegenüber diesen Operationen nicht abgeschlossen.

Mit dem bisher Bewiesenen hat man auch eine Methode an der Hand, um in dem einen oder anderen Fall zügig über Irrationalität entscheiden zu können. So ist die Irrationalität von Ausdrücken wie tan(π/6)=3/3 oder cot(π/12)=2+3 rasch zu erkennen.

Mission 4: Zeige, dass jede Zahl x0 als Produkt zweier irrationaler Zahlen dargestellt werden kann.

Lösung(shinweis): Multiplikation mit 1 lässt eine Zahl unverändert. Damit gilt für jede rationale Zahl x=x22, oder anders geschrieben x=x22. Der erste Faktor ist nach Behauptung 3 irrational und der zweite bekanntlich ebenfalls.

Jetzt folgt ein Klassiker.

Vorgelegt seien zwei irrationale Zahlen x und y. Wir stellen uns nun die Frage, ob der Ausdruck xy überhaupt rational sein kann, oder ob er nicht vielmehr irrational sein muss. Versuchen wir es mit x=y=2, also mit 22=:α. Es gibt nun genau zwei Möglichkeiten, entweder α oder α. Gilt die erste Möglichkeit, so sind wir schon fertig, da wir dann ja bereits ein passendes Beispiel gefunden hätten. Nehmen wir also mal α an und bilden dann den neuen Ausdruck α2. α2=(22)2=(2)22=(2)2=2. Will heißen: α2. So oder so, wir dürfen also die Ausgangsfrage positiv beantworten; es existieren irrationale Zahlen x und y mit xy. Gilt das nun auch für den Ausdruck 22? Obwohl wir dies interessanterweise für den Beweis ja überhaupt nicht wissen mussten, sei kurz verraten: Nein! Es handelt sich hierbei um eine sog. „transzendente Zahl“. Allerdings hätten wir hier mittels der weiter oben erwähnten Irrationalität der Zahlen e und ln(3) auch ein wenig "deutlicher" entscheiden können, ist doch eln3=3.

Behauptung 4: Seien a,b,c,d und x𝕀. Wir zeigen: adbc0ax+bcx+d𝕀.

Beweis: Annahme: ax+bcx+d=r. Wir formen diese Gleichung ein wenig um zu x(acr)=drb (*) und betrachten nun folgende Fälle:

1)acr0und2)acr=0.

Gilt 1), folgt x=drbacr, im Widerspruch zur Voraussetzung x𝕀.

Gilt 2), so muss, damit (*) erfüllt wird, gelten drb=0 (x kann nicht Null sein, da es irrational ist). Wir haben somit einerseits acr=0 und andererseits drb=0. Einsetzen der einen Gleichung in die andere führt auf adbc=0, was mit der Voraussetzung adbc0 kollidiert.

Insgesamt muss also die Annahme ax+bcx+d verworfen werden und es gilt die Behauptung.


Mission 5: Zeige: x2𝕀x𝕀.

Lösung(shinweis): Wir beweisen die Kontraposition xx2. Sei also x und somit x=pq. Quadrieren liefert x2=p2q2, was wiederum in liegt.

Dieser kleine Beweis war kein reiner Selbstzweck, sondern spielt eine Rolle in der nächsten Behauptung.

Behauptung 5: Für alle n gilt: n+n+1𝕀.


Beweis: Es ist (n+n+1)2=2n+1+2n(n+1). Angenommen, 2n+1+2n(n+1) wäre rational, also 2n+1+2n(n+1)=p/q.

Dann folgte n(n+1)=1/2(p/q2n1).

Jedoch gilt n(n+1)𝕀, da n(n+1) keine Quadratzahl ist und somit, wie wir weiter oben bereits angemerkt haben, die Irrationalität der Wurzel daraus folgt.

Also muss 2n+1+2n(n+1)=(n+n+1)2𝕀 sein und infolgedessen (siehe Mission Nr. 5) dann auch n+n+1.

Ein konkretes Beispiel, welches häufig anzutreffen ist, lautet 2+3. Völlig anlog kannst du zeigen, dass für alle n gilt: n1+n+1𝕀.

Zum Abschluss des Projektes folgt noch eine kleine Aufgabe mit physikalischer Grundtönung. Es geht um zwei sog. mathematische Pendel. Stelle dir zunächst einmal ein solches Pendel mit der Länge l1 vor. Direkt daneben wird nun ein zweites Pendel mit der Länge l2=2l1 eingehängt. Jetzt lenke beide gedanklich um einen kleinen Winkel (es liegt also eine harmonische Schwingung vor) in die selbe Richtung aus. Dies ist unsere Ausgangssituation. Nun lasse beide Pendel gleichzeitig los.

Mission 6: Zeige, dass diese Ausgangssituation nicht wieder erreicht werden kann, d.h. es gibt keinen Zeitpunkt, zu welchem die beiden Pendel wieder gemeinsam am Startpunkt anzutreffen sind. Anmerkung: Für die Periodendauer T gilt hier T=2πl/g.

Lösung(shinweis): Damit das Pendel der Länge l1 nach k1 Schwingungen wieder gemeinsam mit dem Pendel der Länge l2 (entsprechend nach k2 Schwingungen) am Startpunkt auftaucht, muss gelten k1T1=k2T2, bzw. T2T1=k1k2 (k1,k2). Nun gilt aber auch T2T1=2πl2g2πl1g=2l1gl1g=2. Damit also die Ausgangssituation nochmals eintritt, muss der Quotient k1k2 letztlich irrational werden, was, wie wir wissen, nicht möglich ist.