Analysis: Umkehrfunktionen

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Bei einer Funktion wird jeder reellen Zahl x aus einer Menge Df genau eine reelle Zahl y zugeordnet. Im Folgenden wird untersucht, unter welchen Bedingungen die Umkehrung dieser Zuordnung ebenfalls eine Funktion ist und wie man gegebenenfalls ihren Funktionsterm erhält.

Umkehrbarkeit

Nehmen wir  f(x)=x2. Jeder Zahl x aus der Definitionsmenge Df wird eindeutig eine Zahl y aus der Wertemenge Wf zugeordnet, z.B. 3294. Geht man umgekehrt vom y-Wert 4 aus, wird man nicht zu einem eindeutig bestimmten x-Wert geführt: sowohl 2 als auch -2 kommen in Frage. Die umgekehrte Zuordnung  yx ist damit keine Funktion.

Betrachtet man hingegen  f(x)=x3, findet man von jedem y-Wert ausgehend immer nur einen x-Wert. Damit ist die umgekehrte Zuordnung  yx auch eine Funktion.

Definition: Eine Funktion  f:xy mit der Definitionsmenge Df und der Wertemenge Wf heißt umkehrbar,
falls es zu jedem yWf nur ein xDf mit  f(x)=y gibt.

Ist eine Funktion umkehrbar, so heißt die Zuordnung  yx Umkehrfunktion und wird mit f¯ (lies: f quer) bezeichnet.
Jede streng monotone Funktion ist umkehrbar.

Graph

Die Funktion  f:xy und ihre Umkehrfunktion f¯:yx haben in einem gemeinsamen Koordinatensystem denselben Graphen. Will man für f¯ die Darstellung f¯:xy mit y=f¯(x), so muss man die Variablen umbenennen: x wird zu y und y zu x ("Variablentausch").

Zu jedem Punkt  P(a|b) des Graphen von  f gehört dann ein Punkt P¯(b|a) des Graphen von f¯.

Man erhält den Graphen von f¯, indem man den Graphen von  f an der 1. Winkelhalbierenden spiegelt.

Bestimmen der Umkehrfunktion

An der umkehrbaren Funktion  f mit  f(x)=(x+1)2,x1 wird gezeigt, wie man f¯ ermitteln kann.

  • Df¯ bestimmen:

Es gilt  f(1)=0,f(x) für  x, aufgrund der strengen Monotonie von  f ist Df¯=Wf=[0;).

  • Auflösen der Gleichung  y=f(x) nach x:

Mit  y=(x+1)2 gilt y=x+1 oder y=(x+1) und damit x=y1(*) oder x=y1(**).

Da Wf¯=Df=[1;) ist, muss  (**) ausgeschlossen werden.

  • Variablentausch; f¯ angeben:

Aus x=y1 erhält man nun y=x1.

Damit ist f¯ mit f¯(x)=x1;x0 die Umkehrfunktion von  f.

Ableitung

Hat der Graph von  f eine Tangente im Punkt  P(x0|y0), so hat der Graph von f¯ im Punkt P¯(y0|x0) ebenfalls eine Tangente.

Dies bedeutet: Ist  f an der Stellex0 differenzierbar mit  f(x0)0, dann ist f¯ an der Stelle  y0=f(x0) ebenfalls differenzierbar.

Aus den beiden Steigungsdreiecken der Tangenten lässt sich unmittelbar ablesen, dass  f(x0) und f¯(y0) Kehrwerte voneinander sind. Damit ist der folgende Satz anschaulich begründet.

Satz: Ist die Funktion  f in einem Intervall I umkehrbar und differenzierbar mit  f(x)0 für xI,
dann ist die Umkehrfunktion f¯ ebenfalls differenzierbar und es gilt:
f¯(y)=1f(x) mit  y=f(x) bzw. x=f¯(y).

Beispiel:

Gegeben ist die Funktion

 f(x)=x3

und ihre Ableitung

 f(x)=3x2

Die Umkehrfunktion lautet

x=y3=f¯(y)

  • Berechnen von f¯(y)

f¯(y)=1f(x)=13x2=13x2

  • Ersetzen von x durch f¯(y)

f¯(y)=13(y3)2=13y23

  • Ersetzen von y durch x

f¯(x)=13x23=13x23