Analysis: Differenzierbarkeit einer Funktion

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Differenzierbarkeit für Funktionen auf Banachräumen

Seien X und Y Banachräume, sei UX offen und sei f:UY eine Funktion. Dann heißt f differenzierbar in x0U, falls ein Operator Ax0(X,Y) und eine Funktion φx0:UY existieren, so daß folgendes gilt:

1. φx0 ist stetig in x0 mit φx0(x0)=0

2. Für alle xU ist f(x)=f(x0)+Ax0(xx0)+φx0(x)xx0.

f heißt differenzierbar auf U, wenn f differenzierbar in x0 ist für alle x0U.

Ist f differenzierbar in x0U, dann ist der Operator Ax0(X,Y) eindeutig bestimmt.

Sind nämlich Ax0,Bx0(X,Y) und sind φx0,ψx0:UY stetig in x0 mit φx0(x0)=0=ψx0(x0) und f(x)=f(x0)+Ax0(xx0)+φx0(x)xx0 bzw. f(x)=f(x0)+Bx0(xx0)+ψx0(x)xx0 für xU, dann erhält man durch Subtraktion der Gleichungen nach Umstellen die Gleichung (Ax0Bx0)(xx0)=(ψx0(x)φx0(x))xx0 für alle xU. Ist nun yX mit y=1, dann ist durch xn:=x0+yn eine Folge in X definiert mit limnxn=x0. Setzt man nun xn für x in obige Gleichung ein, erhält man (Ax0Bx0)(yn)=(ψx0(xn)φx0(xn))1n und damit (Ax0Bx0)(y)=(ψx0(xn)φx0(xn)) für alle n. Durch Grenzübergang folgt nun mit der Stetigkeit der Funktionen ψx0 und φx0, daß (Ax0Bx0)(y)=limn(ψx0(xn)φx0(xn))=0. Also ist Ax0(y)=Bx0(y) für alle yX mit y=1. Für beliebiges 0yX folgt dann aus der Linearität der Operatoren Ax0(y)=yAx0(yy)=yBx0(yy)=Bx0(y) und für y=0 ist die Gleichung trivial.

Der somit eindeutig bestimmte Operator Ax0(X,Y) wird meist mit f(x0) bezeichnet. Die Abbildung f:x0f(x0) heißt Ableitung der Funktion f.


Beispiele:

1. Sei A(X,Y) und sei f:XY;xf(x):=Ax. Dann ist f differenzierbar auf ganz X mit f(x)=A für alle xX. Dies folgt einfach aus der Linearität von A wegen  f(x)=Ax=Ax0+A(xx0)=f(x0)+A(xx0) für alle x,x0X.

2. Sei y0Y fest und sei f:XY;xf(x):=y0. Dann ist f differenzierbar auf ganz X mit f(x)=0(X,Y) für alle xX. Auch dies ist leicht einsehbar, da  f(x)=y0=f(x0) für alle x,x0X gilt.

3. Seien X,Y,Z Banachräume, sei UX offen, sei f:UY differenzierbar in x0U und sei A(Y,Z). Dann ist auch die Abbildung Af:UZ;xAf(x) differenzierbar in x0 mit (Af)(x)=Af(x).

Aus f(x)=f(x0)+f(x0)(xx0)+φx0(x)xx0 folgt wegen Linearität von A die Gleichung Af(x)=Af(x0)+Af(x0)(xx0)+Aφx0(x)xx0 und die Funktion Aφx0 ist stetig in x0 als Komposition stetiger Funktionen mit Aφx0(x0)=0, also ist (Af)(x)=Af(x), d.h. ein Operator A, der nach der Funktion f zur Anwendung kommt, kann aus der Ableitung „herausgezogen“ werden. Aber Vorsicht: Stehen f und A in umgekehrter Reihenfolge, folgt aus der Kettenregel: (fA)(x)=f(Ax)A.


Differenzierbarkeit reeller Funktionen

Im Fall X=Y= beachte, daß (,) isometrisch isomorph ist zu vermöge der kanonischen Einbettung j:(,);xjx mit  jx(y)=xy mit der Inversen j1:(,);TT(1). Die Aussage „f:U ist differenzierbar in x0U“ bedeutet also die Existenz einer reellen Zahl mx0 sowie einer in x0 stetigen Funktion φx0:U mit φx0(x0)=0, so daß f(x)=f(x0)+mx0(xx0)+φx0(x)|xx0|. Als Schreibweise hierfür wird auch  f(x0):=mx0 verwendet, die Ableitung f(x) kann also wiederum als reelle Funktion aufgefaßt werden und wird mit  f bezeichnet.