Mathematik: Analysis: Reelle Zahlen: Wichtige Ungleichungen

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Mathematik: Analysis: Vorlage: Topnavi Reelle Zahlen


In diesem Kapitel werden 3 bekannte Ungleichungen eingeführt, die auch immer wieder verwendet werden. Mit einer dieser Ungleichungen lassen sich ganzzahlige Potenzen abschätzen. Bei dieser Ungleichung wird kurz auf die Rechenregeln für ganzzahlige Exponenten eingegangen.


Mittel-Ungleichung

Für nichtnegative Zahlen x,y, x0 und y0 bezeichnet man x+y2 als arithmetisches Mittel und xy als geometrisches Mittel dieser Zahlen.
Es gilt:     x+y2xy.
Das Gleichheitszeichen gilt genau dann, wenn x=y.


Wegen der Rechenregeln für Ungleichungen ist diese Behauptung äquivalent zu
    (x+y2)2xy.
Für den Beweis ist daher die Existenz von Wurzeln aus nichtnegativen reellen Zahlen keine Voraussetzung.


Beweis
Zu zeigen ist also (x+y2)2xy.
Subtrahiert man auf beiden Seiten xy, so ergibt sich:
(xy2)2=(x+y2)2xy0.
Diese Ungleichung ist offensichtlich richtig, das Gleichheitszeichen gilt genau dann, wenn x=y.

Ganzzahlige Potenzen

Mit der Bernoullischen Ungleichung lassen sich Potenzen nach unten abschätzen. An dieser Stelle sollen kurz die ganzzahligen Potenzen und paar Rechenregeln eingeführt werden. Die Eindeutigkeit der n-ten Potenz für positive n wurde schon im Abschnitt über natürliche Zahlen gezeigt.


Definition und Satz


Sei n und x. Definiert man
  1.       x1:=x,   xn+1:=xnx,
  2.       für x0:     xn:=1xn und
  3.       x0:=1
so nennt man n den Exponenten und x die Basis der Potenz xn.

Seien n,m und x,y und bei negativem Exponenten die zugehörige Basis von Null verschieden. Dann gelten folgende Rechenregeln:
  1.       1n=1
  2.       xnxm=xn+m
  3.       (xn)m=xnm und
  4.       (xy)n=xnyn.


Beweis
Die Beweise können einfach mit vollständiger Induktion über n oder m gezeigt werden. Eine Fallunterscheidung in >0,<0 und =0 für n oder m ist in einigen Fällen hilfreich.

Bernoullische Ungleichung

Für alle x, x1, und alle n gilt:
      (1+x)n1+nx.
Das Gleichheitszeichen gilt genau dann wenn n=1 oder wenn n>1 und x=0 .


Beweis
Der Beweis erfolgt über vollständige Induktion über n:
n=1 : ist klar, hier gilt auch für alle x das Gleichheitszeichen.
nn+1 : (1+x)n+1=(1+x)n(1+x)(1+nx)(1+x).
Durch ausmultiplizieren ergibt sich: (1+x)n+11+(n+1)x+nx2.
n1 : Für n1 ist auch nx20 also (1+x)n+11+(n+1)x und das zeigt die Gültigkeit der Ungleichung für n+1.
n1 und x0 : Dann ist nx2>0, also (1+x)n+1>1+(n+1)x.
Das Gleichheitszeichen kann also höchstens dann auftreten, wenn x=0. Wenn aber x=0 gilt, rechnet man leicht nach, dass das Gleichheitszeichen für alle n1 gilt.


Satz
Sei y mit y>1. Dann gilt für alle n
      yn>n(y1)


Beweis
Setzt man 1+x=y in der Bernoullischen Ungleichung, so folgt:   yn1+n(y1)>n(y1).


Schwarzsche Ungleichung

Satz
Sei n und seien x1,......,xn, y1,......,yn reelle Zahlen. Dann gilt:
      x1y1+......+xnynx12+......+xn2y12+......+yn2
 
Gleichheit gilt genau dann, wenn es reelle Zahlen α, β gibt, so dass für alle k=1,...,n:
     α2+β20 und αxk+βyk=0


Zunächst wird das Summenzeichen (mit zwei Rechenregeln) definiert und eine äquivalente Schreibweise der Schwarzschen Ungleichung, ohne Wurzeln, angegeben. Die Rechenregeln lassen sich mit vollständiger Induktion zeigen (und bleiben Ihnen zur Übung überlassen).


Definition und Satz;


Seien n und x1,......,xn, y1,......,yn, α reelle Zahlen.
  1. Eine Summe sei mit dem Summenzeichen wie folgt definiert:
    k=11x1:=x1 sowie

    k=1nxk:=(k=1n1xk)+xn.       k nennt man Summationsindex.

    Dann gilt:
  2. k=1n(xk+yk)=k=1nxk+k=1nyk   und

  3. k=1nαxk=αk=1nxk.


Die Schwarzsche Ungleichung lässt sich jetzt wie folgt darstellen und wird auch in dieser Form bewiesen:


      (k=1nxkyk)2(k=1nxk2)(k=1nyk2).


Beweis
1. Hilfssatz
      k=1n(αxk+βyk)2=0αxk+βyk=0   für  k=1,,n

Beweis des Hilfssatzes
Mit den Rechenregeln für Ungleichungen lässt sich leicht zeigen, dass   (αxk+βyk)20   für  k=1,,n. Daraus folgt (mit vollständiger Induktion):
k=1n(αxk+βyk)2=k=1n1(αxk+βyk)2+(αxn+βyn)20+(αxn+βyn)20.

Wegen       "α12+α22++αn2=0αk=0 für  k=1,,n " (was sich wiederum leicht mit den Rechenregel für Ungleichungen zeigen lässt) folgt unmittelbar der Hilfssatz.

2. Mit etwas Rechenaufwand wird nun die Schwarzsche Ungleichung direkt bewiesen (zunächst noch nicht für das Gleichheitszeichen):
Seien: A:=k=1nxk2, B:=k=1nyk2  und  Γ:=k=1nxkyk.       Zu zeigen ist (1): Γ2AB

Es gilt:
0k=1n(αxk+βyk)2=k=1n(α2xk2+2αxkβyk+β2yk2)
  =α2k=1nxk2+2αβk=1nxkyk+β2k=1nyk2=α2A+2αβΓ+β2B
Wählt man nun α:=Γ und β:=A so erhält man

      0Γ2A2ΓAΓ+A2B=Γ2A+A2B oder mit Ungleichung (1) AΓ2A2B

Für A=0   muss auch   xk=0   für   k=1,,n   gelten. Es folgt   Γ=0   und das zeigt die Behauptung.
Mit A>0   folgt   1A>0  , damit ergibt sich aus obiger Ungleichung (1)   Γ2AB   und das zeigt die Behauptung.

3. Nun für das Gleichheitszeichen:

3.1. Es gelte also das Gleichheitszeichen:
Für A=0   muss auch   xk=0   für   k=1,,n   gelten und die reellen Zahlen   α=1 und  β=0   erfüllen die die Behauptung (analog für   B=0).

Sei AB>0. Dann gilt das Gleichheitszeichen auch in allen oben stehenden Ungleichungen. Mit dem Hilfssatz folgt   αxk+βyk=0   für  k=1,,n. Mit den oben definierten α und β   ist die Behauptung also erfüllt.

3.2. Es gelte α2+β20 und αxk+βyk=0   für   k=1,,n:
Sei α0   (falls α=0 verfährt man mit β entsprechend).
Es folgt   xk=βαyk, A=β2α2B, Γ=βαB , also Γ2=AB und das zeigt die Behauptung.


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