Maxwell-Gleichungen in der klassischen Elektrodynamik/ Spezielle Relativitätstheorie

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Bei großen Geschwindigkeiten müssen die Gesetze der klassischen Mechanik modifiziert werden. In der Elektrodynamik ist - im Gegensatz zur klassischen Mechanik - die Lichtgeschwindigkeit ausgezeichnet:

1. Postulat: In einem Inertialsystem breitet sich das Licht in allen Richtungen mit der gleichen Geschwindigkeit c im Vakuum aus.

Neben dem vorangegangenen 1. Postulat gibt es noch ein zweites, das die Erkenntnis ausdrückt, dass raumzeitliche Abstände der folgenden Art beim Wechsel des Inertialsystems invariant sind:

2. Postulat: Das Abstandsquadrat


(ct)2x2=(x0)2x2=(x0,x1,x2,x3)(1000010000100001)(x0x1x2x3)=3μ,ν=0xμgμνxν=xTg_x


bleibt beim Wechsel des Inertialsystems, d.h. x=Λ_x bzw. xμ=3ν=0Λνμxν, unverändert:

xTg_x=xTg_x=xTΛ_Tg_Λ_x, d.h. es gilt g_=Λ_Tg_Λ_.

Hierin ist auch die Tatsache aus der klassischen Mechanik enthalten, dass bei einer Drehung räumliche Abstände unverändert bleiben. Außerdem ist darin auch schon das 1. Postulat enthalten, wenn wir annehmen, dass in x0=ct die Lichtgeschwindigkeit die gleiche ist wie in x0=ct, d.h. c=c.

Im Folgenden verwenden wir übrigens die Einstein'sche Summenkonvention, d.h. es wird immer über gleiche - tief bzw. hochgestellte - Indizes summiert und Summenzeichen werden dann weg gelassen.

Indizes werden dabei folgendermaßen hoch bzw. herunter gezogen:


xμ=gμνxν,


xμ=gνμxν,


xμ=gμνxν,


mit gνμ=δνμ und gμν=gνμ. Über die sog. Metrik (oder den sog. Metriktensor) g_ können wir weitere Aussagen treffen:


xλ=gλμxμ=gλμgμνxνgλμgμν=gλν=δλν,
xλ=gλμxμ=gλμgμνxνgλμgμν=gνλ=δνλg_=(gμν),g_1=(gμν).


Die sog. Vierer-Ortsvektoren (die sowohl die drei Orts- als auch eine Zeitkomponente enthalten) ergeben sich somit zu


x=(xμ)=(x0,x),


(xμ)=(x0,x)=(x0,x).


Die folgenden Ausdrücke in Komponentenschreibweise sind zudem sehr nützlich:


g_=Λ_Tg_Λ_gμν=gαβΛμαΛνβ,


Λ_T=g_Λ_1g_1(Λ_T)νμ=gαμ(Λ_1)βαgνβ=(Λ_1)νμ.


Das gestrichene Inertialsystem bewege sich jetzt relativ zum ungestrichenen mit konstanter Geschwindigkeit v in Richtung der x-Achse:


(x0+x1)(x0x1)=(x0)2(x1)2=(x0)2(x1)2=(x0+x1)(x0x1).


D.h. (a) es gilt entweder x0+x1=f(v)(x0x1) und x0x1=1f(v)(x0+x1)

oder (b) x0+x1=f(v)(x0+x1) und x0x1=1f(v)(x0x1).

Bei v=0 soll x0+x1=x0+x1 und x0x1=x0x1 sein, d.h. f(0)=1 und (b) müssen gelten.

Zum Zeitpunkt 0 stimmen die Ursprünge beider Systeme überein. Im ungestrichenen System hat sich nach einer Zeit t der Ursprung des gestrichenen Systems gegenüber dem des ungestrichenen um die Strecke x1=vt fortbewegt. Für das gestrichene System befindet sich sein eigener Ursprung natürlich weiterhin an Ort und Stelle: x1=0. Hiermit folgt aus (b):


ct=x0=f(v)(c+v)t,
ct=x0=1f(v)(cv)t,


was zu


f(v)=±cvc+v


führt.

Wegen f(0)=1 gilt: f(v)=cvc+v.

(b) nach x0 und x1 aufgelöst:


x0=12(f(v)+1f(v))x0+12(f(v)1f(v))x1,
x1=12(f(v)1f(v))x0+12(f(v)+1f(v))x1


mit


12(f(v)+1f(v))=11(vc)2=γ,
12(f(v)1f(v))=11(vc)2vc=γβ,
β=vc.


Im nicht relativistischen Limes, d.h. für kleine Geschwindigkeiten, ergeben sich wieder die gewohnten Galilei-Transformationen der klassischen Mechanik:


x0=γ(x0βx1)β1x0βx1β1x0,
x1=γ(x1βx0)β1x1βx0=x1vt.


Die übrigen Raumkoordinaten (nämlich jene senkrecht zur Geschwindigkeit) bleiben unter der Transformation unverändert: x2=x2, x3=x3. Zusammengefasst ergibt sich daher:


x=(x0x1x2x3)=(γγβ00γβγ0000100001)(x0x1x2x3)=Λ_(ve^x1)x.


Als Vektorgleichung können wir dies auch wie folgt zusammenfassen:


x0=γ(x0βx),
x=x+γ1β2(βx)βγβx0=x+γ2γ+1(βx)βγβx0,


weil β2=γ21γ2=(γ+1)(γ1)γ2. Diese Vektorgleichungen sind für beliebige β gültig.

Außerdem gilt Λ_1(v)=Λ_(v), weil sich vom ungestrichenen System aus das gestrichene System mit v entfernt.

Λ_(ve^x1) ist ein sog. "Lorentz-Boost". Er ist eine "eigentliche, orthochrone Lorentztransformation", weil

detΛ_=γ2(1β2)=1 (eigentlich) und Λ00=γ1 (orthochron). Man schreibt hierfür auch Λ_L+.

Hierzu gehören auch Drehungen:

Drehung R_ im dreidimensionalen Raum: R_TR_=R_R_T=1_ mit detR_=1;

Λ_=(100R_) erfüllt daher auch g_=Λ_Tg_Λ_, detΛ_=detR_=1, Λ00=11.

Es kann gezeigt werden, dass sich eigentliche, orthochrone Lorentztransformationen immer in Lorentz-Boosts und Drehungen zerlegen lassen.

Beispiele für Transformationen, die g_=Λ_Tg_Λ_ erfüllen, aber keine eigentlichen, orthochronen Lorentztransformationen sind:

Raumspiegelung P_=(1001_3×3),

Zeitspiegelung T_=(1001_3×3),

totalen Spiegelung P_T_

und somit auch das Produkt aus P_, T_ oder P_T_ mit Λ_L+.

Bei einer Längenmessung im gestrichenen System gilt dx0=0, sodass wir aus der Lorentz-transformierten x-Koordinate für das ungestrichene System folgern können:


dx1=γ(dx1+βdx0)=dx0=0γdx1dx1.


Im gestrichenen System erscheint die Länge dx1 des relativ dazu (mit v) bewegten ungestrichenen Systems um einen Faktor 1γ1 verkürzt:


dx1=1γdx1dx1


Man spricht daher von einer sog. »Längenkontraktion«.

Bei einer Zeitmessung im ungestrichenen System gilt dx=0, sodass wir aus der Lorentz-transformierten Zeit für das gestrichene System folgern können:


dx0=γ(dx0βdx1)=dx1=0γdx0dx0.


Im gestrichenen System erscheint die Zeitspanne dx0 des relativ dazu (mit v) bewegten ungestrichenen Systems um einen Faktor γ1 größer. Dies wird daher »Zeitdilatation« genannt.

  • Additionstheorem für Geschwindigkeiten: Im ungestrichenen System

bewege sich ein Körper entlang der x-Achse mit der konstanten Geschwindigkeit u=Δx1Δt. Die vom gestrichenen System aus betrachtete Geschwindigkeit u=Δx1Δt des Körpers ergibt sich wie folgt:


Δx1=γ(Δx1vΔt),Δt=γ(Δtvc2Δx1)u=Δx1Δt=uv1uvc2.


  • Die sog. Eigenzeit τ wird über die »Bogelänge«

in der vierdimensionalem Raumzeit eingeführt (v=dxdt):


(cdτ)2=gμνdxμdxν=(cdt)2(dx)2=(1(vc)2)(cdt)2=1γ2(cdt)2dt=γdτ.


  • Die 4er-Geschwindigkeit ist


u=(uμ)=(ddτxμ)=(cdtdτ,ddτx)=(γc,γv)


mit v=dxdt, sodass


u0=(c,0)u=Λ_(v)u0


gilt. Die herkömmliche Zeitableitung ist nämlich wie z.B. in v=dxdt nicht Lorentz-invariant. Daher wird in der 4er-Geschwindigkeit stattdessen nach der relativistisch invarianten Eigenzeit τ abgeleitet.

  • Aus der Vierergeschwindigkeit ergibt sich der 4er-Impuls, bei

dem Energie und Impuls zu einer physikalischen Größe zusammen gefasst werden :


p=mu=(mγc,mγv)=(Ec,p).


  • Aus dem 4er-Impuls-Quadrat können wir die relativistische Energie

bestimmen:


(Ec)2p2=gμνpμpν=pμpμ=pp=p2=(mc)2γ2(1(vc)2)=(mc)2


oder E=±(mc2)2+(pc)2.

  • Für das relativistische Kraftgesetz gilt: md2xμdτ2=fμ.

Wegen xμ=(ct,x) und dτ=1γdt und γ(v=0)=1 folgt:


fμ=md2xμdτ2v=0md2dt2(ct,x)=(0,md2dt2x)=(0,F)=(f00,f0)=f0μ,


wenn md2dt2x=F das klassische Kraftgesetz ist. Umgekehrt folgt dann mittels Lorentz-Boost aus f0μ=(0,F) die 4er-Kraft fμ=(f0,f):


fμ=Λνμ(v)f0ν
f0=γ(f00+βf0)=γβF,
f=f0+γ2γ+1(βf0)β+γβf0=F+γ2γ+1(βF)β.


Für die Lorentzkraft auf eine Punktladung gilt im Ruhesystem: F=qE+q(β×B)=q(E+β×B)+qE. Hieraus resultiert im relativ dazu (mit v) bewegten System für die Null-Komponente der zugehörigen relativistischen Kraft:


f0=γβF=γβqE.