Mathematik: Lineare Algebra: Vektorräume: Der Dualraum

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Dualraum

Der Dualraum gehört zu den fortgeschrittenen Themen der linearen Algebra. Es ist daher empfehlenswert, diesen Abschnitt beim ersten Durchlesen des Buches zu überspringen und später nochmal hierher zurück zu kehren.

Sei K im Folgenden ein Körper, V und W K-Vektorräume. Die Menge der Homomorphismen von V nach W bezeichnen wir mit HomK(V,W) bzw. kurz mit Hom(V,W) wenn klar ist, welcher Körper gemeint ist. Mit der Addition und Skalarmultiplikation definiert durch

  • (φ+ψ)(x):=φ(x)+ψ(x), φ,ψHom(V,W)
  • (λ*φ)(x):=λ*φ(x), φHom(V,W),λK

ist Hom(V,W) wieder ein Vektorraum. Damit können wir den Dualraum definieren.

Definition
Sei V ein K-Vektorraum. Dann ist der Dualraum V* definiert als V*:=Hom(V,K).
Bemerkung
  • Eine andere Bezeichnung für den Vektorraum ist auch V.
  • Man kann den Dualraum zwar sowohl für endlich als auch für unendlich dimensionale Vektorräume definieren, wir konzentrieren uns im folgenden aber auf den endlich dimensionalen Fall. Dualräume für unendlich dimensionale Vektorräume spielen in der Funktionalanalysis eine wichtige Rolle. Es braucht jedoch zusätzliche Voraussetzungen um eine anständige Theorie entwickeln zu können.
Satz
Sei V ein K-Vektorraum der Dimension n<, dann ist V isomorph zu seinem Dualraum :V*
Beweis
Wir wählen uns eine Basis v1,,vn von V und definieren dazu
φi(vj)=δij,i,j=1n.
Dies ist ausreichend um eine lineare Abbildung zu definieren. Ist nämlich wV so lässt sich w in der Basis entwickeln durch w=i=1nλivi mit λiK. Aus der Forderung nach Linearität von φj folgt
φj(w)=i=1nλiφj(vi)=λjφj(vj)=λj.
Man rechnet leicht nach, dass φ1,φn tatsächlich linear sind.
Wir wollen nun zeigen, dass diese Vektoren eine Basis von V* bilden. Wir beginnen mit der linearen Unabhängigkeit. Sei dazu λ1,λnK. Wir betrachten die Gleichung
i=1nλiφi=0
Beachte: Wir behaupten, dass die Summe auf der linken Seite die Nullabbildung ist. Das heißt, dass die linke Seite für jedes vV, das wir einsetzen, Null ergibt.
Wir setzen nun also nacheinander alle Basisvektoren vi in die Gleichung ein. Wegen der Voraussetzung an φj bleibt von der Gleichung nur λi=0 übrig. Die Vektoren sind also linear Unabhängig.
Um zu zeigen, dass die φj den Dualraum erzeugen geben wir uns eine beliebiges ψV* vor. Wir wollen zeigen, dass sich dieses mit Hilfe unserer Vektoren darstellen lässt. Dazu verwenden wir die Darstellung von wV von oben:
ψ(w)=i=1nλiψ(vi)=i=1nψ(vi)λiφi(vi).
Wir können für jedes i=1,n den Ausdruck jiψ(vi)λjφi(vj) hinzufügen. Dieser ist nach Voraussetzung an φi gleich Null. Damit können wir w wieder zusammenfügen:
ψ(w)=i=1n[ψ(vi)φi(λivi)+jiψ(vi)φi(λjvj)]=i=1nψ(vi)φi(w).
Das bedeutet also ψ=i=1nψ(vi)φi.
Durch viφi ist eine Abbildung definiert, die die Basis vi auf eine Basis φi abbildet. Die Abbildung ist also ein Isomorphismus.

Achtung: Der im vorherigen Beweis definierte Isomorphismus ist abhängig von der Wahl der Basis!

Beispiel: Wir wählen als Vektorraum 3 und als Basis die Standardbasis e1,e2,e3. Für die dazugehörigen Homomorphismen gilt:

  φ1(e1)=1 φ2(e1)=0 φ3(e1)=0
  φ1(e2)=0 φ2(e2)=1 φ3(e2)=0
  φ1(e3)=0 φ2(e3)=0 φ3(e3)=1.
Ersetzen wir e3 durch e2+e3 so bleiben die ersten zwei Zeile gleich, jedoch ändert sich die letzte:
  φ1(e3)=φ1(e2+e3)φ1(e2)=0
  φ2(e3)=φ2(e2+e3)φ2(e2)=1
  φ3(e3)=φ3(e2+e3)φ3(e2)=1

Die zu einem Vektor vV gehörende Abbildung nach obigen Beweis wird auch die duale Abbildung zu v genannt. Wir bezeichnen diese im folgenden mit v*.


Haben wir zusätzlich ein Skalarprodukt zur verfügung, so können wir einen Isomorphismus angeben, der unabhängig von der Basis des Vektorraums ist

Satz

Ist V ein reeller Vektorraum mit Skalarprodukt <,> so wird durch

v<v,>

ein Isomorphismus zwischen V und V* definiert.

Beweis
Wegen der Bilinearität des Skalarprodukts ist für festes vV die Abbildung  <v,>V*. Wir wählen nun eine Orthonormalbasis v1,vn von V. Die Abbildungen <v1,>,<vn,> entsprechen gerade den dualen Abbildungen v1*,vn* und bilden damit nach obigen Satz eine Basis von V*. Hieraus folgt die Behauptung.

Bemerkung: Für unendlich dimensionale Hilberträume gibt es mit dem Satz von Fischer-Riesz eine analoge Aussage. Hierfür benötigt man aber noch, dass der Vektorraum vollständig ist!