Beweisarchiv: Geometrie: Schwerpunktsätze von Leibniz

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Schwerpunktsatz von Leibniz für das Dreieck Δ=ΔABC
a2+b2+c2=3d2+e2+f2+g2
Schwerpunktsatz von Leibniz für den Tetraeder A,B,C,D
a2+b2+c2+d2=4e2+f2+g2+h2+i2

Die beiden Schwerpunktsätze von GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ der euklidischen Geometrie geben eine allgemeine Formel an, welche erlaubt, in der Ebene bzw. im Raum für einen gegebenen Punkt und ein gegebenes Vieleck (Dreieck bzw. Tetraeder) die Abstände des Punktes von den Eckpunkten in Beziehung zu setzen zu den Abständen der Eckpunkte vom Schwerpunkt des Vielecks.

Im Einzelnen gilt dabei für einen beliebigen Punkt X in der Ebene bzw. im Raum:

(1) Ist P der geometrische Schwerpunkt eines Dreiecks mit den Eckpunkten A,B,C, so ist
|AX|2+|BX|2+|CX|2=3|PX|2+|AP|2+|BP|2+|CP|2   .
(2) Ist P der geometrische Schwerpunkt eines Tetraeders mit den Eckpunkten A,B,C,D, so ist
|AX|2+|BX|2+|CX|2+|DX|2=4|PX|2+|AP|2+|BP|2+|CP|2+|DP|2   .

Die beiden Schwerpunktsätze erlauben eine naheliegende Verallgemeinerung, welche in jedem reellen Skalarproduktraum und insbesondere in jedem reellen Hilbertraum Gültigkeit hat. Wie sich zeigt, beruht diese Verallgemeinerung wesentlich auf der folgenden binomische Identitätsgleichung:

|XY|2=|X|22X,Y+|Y|2(X,Y)

Formulierung der Verallgemeinerung

Für eine natürliche Zahl n seien in einem reellen Skalarproduktraum   n+2 Punkte A1,,An,P,X gegeben.
Dabei habe der Punkt P in Bezug auf die Punkte Aj(j=1,,n) die affine Darstellung
P=j=1nαjAj
mit
αj(j=1,,n)
und
j=1nαj=1   .
Dann gilt die Identität :
(1) j=1nαj|AjX|2|PX|2=j=1nαj|AjP|2
Ist insbesondere P der geometrische Schwerpunkt der Punkte Aj,
ist also
P=1nj=1nAj   ,
so gilt sogar
(2) j=1n|AjX|2=n|PX|2+j=1n|AjP|2=j=1n(|PX|2+|AjP|2)   .

Beweis

Da die Behauptung translationsinvariant ist, kann man annehmen, dass X=𝟎 ist.

Da aus zudem (2) offenbar unmittelbar als Anwendung von (1) folgt, ist demnach allein zu zeigen:

(1*) j=1nαj|Aj|2|P|2=j=1nαj|AjP|2

Dies tut man, indem man von rechts nach links umformt.

So erhält man:

j=1nαj|AjP|2=j=1nαj(|Aj|22Aj,P+|P|2)=j=1nαj|Aj|22j=1nαjAj,P+j=1nαj|P|2=j=1nαj|Aj|22j=1nαjAj,P+1|P|2=j=1nαj|Aj|22P,P+1|P|2=j=1nαj|Aj|22|P|2+1|P|2=j=1nαj|Aj|2|P|2

Hintergrundliteratur

Einzelnachweise und Fußnoten