Vektoralgebra: Vektoren in kartesischen Basissystemen

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Einführung eines kartesischen Basissystems

Drei aufeinander senkrechte Einheitsvektoren (Vektoren vom Betrag 1, die durch eine beliebig gewählte Strecke dargestellt werden), bilden die Basis B{e1, e2, e3} eines kartesischen oder orthonormalen »Basissystems«. Dieses entsteht aus der Basis durch geradlinige Verlängerung der Basisvektoren in beiden Richtungen. Die Basisvektoren bilden in der genannten Reihenfolge ein Rechtssystem.


Abb. 4.1

Die Richtung der Basis zur Zeichenebene ist beliebig wählbar.

Wir betrachten nun einen beliebig im Raum gelegenen Vektor V, den wir zunächst parallel zu sich selbst verschieben, sodass sein Fußpunkt im Ursprung O der Basis zu liegen kommt. Auf die folgenden Überlegungen hat die Parallelverschiebung keinen Einfluss.


Abb. 4.2

Die (senkrechten) Projektionen V1, V2, V3 des Vektors V auf die Achsen des Basissystems heißen seine vektoriellen Komponenten, deren Beträge heißen seine skalaren Komponenten im gegebenen Basissystem. Durch seine skalaren oder seine vektoriellen Komponenten ist der Vektor im Basissystem eindeutig beschrieben:


𝑽=(V1,V2,V3)=𝑽1+𝑽2+𝑽3=V1𝒆1+V2𝒆2+V3𝒆3.


Eine zweite Möglichkeit, den Vektor zu beschreiben, ist die Angabe seines Betrages und der drei Winkel (»Richtungswinkel«) φ1, φ2, φ3, die er mit den Basisvektoren bildet:


𝑽=(V,φ1,φ2,φ3).


Abb. 4.3

Für die Richtungswinkel gilt die beim Skalarprodukt getroffene Verabredung: Die Winkel sind nicht gerichtet und es gilt


0φiπ,i=1,2,3.


Zwischen den skalaren Komponenten und den »Richtungskosinus« besteht – wie man der Abbildung 4.3 entnehmen kann - folgender Zusammenhang:


(4.1)

V1V=cosφ1,V2V=cosφ2,V3V=cosφ3.

Wegen


(4.2)

V12+V22+V32=V2

ist


(4.3)

cos2φ1+cos2φ2+cos2φ3=1.


 

Rechnen mit Vektoren in Komponentendarstellung

Summe und Differenz zweier Vektoren

Es sei


𝑽=(V1,V2,V3)und𝑾=(W1,W2,W3).


Dann ist


𝑼=𝑽±𝑾=(V1𝒆1+V2𝒆2+V3𝒆3)±(W1𝒆1+W2𝒆2+W3𝒆3)


und wegen der Assoziativ- und Distributivgesetze


(4.4)

𝑼=𝑽±𝑾=(V1±W1)𝒆1+(V2±W2)𝒆2+(V3±W3)𝒆3.

 

Übung 4.1:

Gegeben V = (V1, V2, V3) und W = (W1, W2,W3). Berechnen Sie die skalaren Komponenten des Vektors U = V + W, sowie seinen Größenwert und seine Richtungskosinus cos ψi (i = 1, 2, 3).

Skalarprodukt zweier Vektoren

Aus der Definition des Skalarprodukts ergibt sich für die Skalarprodukte von je zwei Basisvektoren


(4.5)

𝒆1𝒆1=𝒆2𝒆2=𝒆3𝒆3=1

und


(4.6)

𝒆1𝒆2=𝒆2𝒆3=𝒆3𝒆1=0.


Unter Verwendung des KRONECKER-Symbols δik, für das gilt


(4.7)

δik={0wennik1wenni=k,


kann man dafür einfach schreiben


(4.8)

𝒆i𝒆k=δik.


Für das Skalarprodukt von V und W gilt dann


𝑽𝑾=(V1𝒆1+V2𝒆2+V3𝒆3)(W1𝒆1+W2𝒆2+W3𝒆3)


und wegen des Distributivgesetzes


𝑽𝑾=V1W1(𝒆1𝒆1)+V1W2(𝒆1𝒆2)+V1W3(𝒆1𝒆3)+oder𝑽𝑾=V1W1δ11+V1W2δ12+V1W3δ13+V2W1δ21+V2W2δ22+V2W3δ23+V3W1δ31+V3W2δ32+V3W3δ33,

und daher


(4.9)

𝑽𝑾=V1W1+V2W2+V3W3.

Insbesondere ist


(4.10)

𝑽𝑽=V1V1+V2V2+V3V3=V12+V22+V32=V2.


Übung 4.2:

Berechnen Sie den von V und W (siehe Übung 4.1) eingeschlossenen Winkel.

Vektorprodukt zweier Vektoren

Aus der Definition des Vektorprodukts ergibt sich für die Vektorprodukte von je zwei Basisvektoren:


(4.11)

𝒆1×𝒆2=𝒆3,𝒆2×𝒆3=𝒆1,𝒆3×𝒆1=𝒆2,𝒆2×𝒆1=𝒆3,𝒆3×𝒆2=𝒆1,𝒆1×𝒆3=𝒆2,𝒆1×𝒆1=𝒆2×𝒆2=𝒆3×𝒆3=0.


Für das Vektorprodukt zweier Vektoren gilt wegen der Distributivität


𝑽×𝑾=(V1𝒆1+V2𝒆2+V3𝒆3)×(W1𝒆1+W2𝒆2+W3𝒆3)=V1W1(𝒆1×𝒆1)+V1W2(𝒆1×𝒆2)+V1W3(𝒆1×𝒆3)+V2W1(𝒆2×𝒆1)+V2W2(𝒆2×𝒆2)+V2W3(𝐞2×𝐞3)+V3W1(𝒆3×𝒆1)+V3W2(𝒆3×𝒆2)+V3W3(𝒆3×𝒆3),


woraus sich mit den Gleichungen (4.11) ergibt:


(4.12)

𝑽×𝑾=V1W2𝒆3V1W3𝒆2V2W1𝒆3+V2W3𝒆1+V3W1𝒆2V3W2𝒆1=(V2W3V3W2)𝒆1+(V3W1V1W3)𝒆2+(V1W2V2W1)𝒆3.


Die rechte Seite dieser Gleichung kann als Determinante geschrieben und in dieser Form leichter gemerkt werden:


(4.13)

𝐕×𝐖=|𝒆1𝒆2𝒆3V1V2V3W1W2W3|.


Analog ergibt sich das Vektorprodukt


(4.14)

𝑾×𝑽=(𝑽×𝑾)=|𝒆1𝒆2𝒆3W1W2W3V1V2V3|.


Das Spatprodukt

Für das Spatprodukt lautet die Komponentendarstellung


(4.15)

(𝑼×𝑽)𝑾=|𝒆1𝒆2𝒆3U1U2U3V1V2V3|(W1𝒆1+W2𝒆2+W3𝒆3)


=(U2V3U3V2)W1+(U3V1U1V3)W2+(U1V2U2V1)W3


=|W1W2W3U1U2U3V1V2V3|=|U1U2U3V1V2V3W1W2W3|.


Bei der letzten Umformung wurden die Zeilen der Determinante zyklisch vertauscht, wodurch der Größenwert der Determinante unverändert bleibt.

Vektorprodukt dreier Vektoren (»Entwicklungssatz«)

Für das doppelte Vektorprodukt (U x V) x W kann man schreiben


(4.16)

(𝑼×𝑽)×𝑾=|𝒆1𝒆2𝒆3U1U2U3V1V2V3|×𝐖=[(U2V3U3V2)𝒆1+(U3V1U1V3)𝒆2+(U1V2U2V1)𝒆3]×𝑾.


Bezeichnet man die Klammernterme der Reihe nach mit K1, K2, K3, so kann man dafür schreiben


(𝑼×𝑽)×𝑾=|𝒆1𝒆2𝒆3K1K2K3W1W2W3|.

Die Berechnung der Determinante ergibt für den Faktor von e1:


K2W3K3W2=(U3V1U1V3)W3(U1V2U2V1)W2=U3V1W3U1V3W3U1V2W2+U2V1W2=(U3W3+U2W2)V1(V3W3+V2W2)U1.


Addiert man beim ersten Term das Produkt U1V1W1 und subtrahiert es beim zweiten Term, so erhält man


(U1W1+U2W2+U3W3)V1(V1W1+V2W2+V3W3)U1=(𝑼𝑾)V1(𝑽𝑾)U1.


Analog erhält man den Faktor von e2:


(𝑼𝑾)V2(𝑽𝑾)U2

und für den Faktor von e3:


(𝑼𝑾)V3(𝑽𝑾)U3.


Also ist


(𝑼×𝑽)×𝑾=[(𝑼𝑾)V1(𝑽𝑾)U1]𝒆1+[(𝑼𝑾)V2(𝑽𝑾)U2]𝒆2+[(𝑼𝑾)V3(𝑽𝑾)U3]𝒆3=(𝑼𝑾)(V1𝒆1+V2𝒆2+V3𝒆3)(𝑽𝑾)(U1𝒆1+U2𝒆2+U3𝒆3),


und schließlich


(4.17)

(𝑼×𝑽)×𝑾=(𝑼𝑾)𝑽(𝑽𝑾)𝑼.


Analog findet man


𝑼×(𝑽×𝑾)=(𝑼𝑾)𝑽(𝑼𝑽)𝑾.


Dies ist der so genannte Entwicklungssatz. Das doppelte Vektorprodukt ist demnach eine Linearkombination der Vektoren U und V, also ein Vektor, der in der Ebene der Vektoren U und V liegt.

 


Übung 4.3

Gegeben die Vektoren U = (1, 2, 3), V = (1, 3, -2) und W = (-2, -1, 0). Berechnen Sie:

1. U · V,

2. U x V,

3. U · (V x W),

4. U x (V x W),

5. (U x V) x W.

Weitere Produkte mit vektoriellen Faktoren

Mit den bisher abgeleiteten Regeln lassen sich weitere beweisen:


(4.18)

(𝑻×𝑼)(𝑽×𝑾)=|𝑻𝑽𝑼𝑽𝑻𝑾𝑼𝑾|,(𝑽×𝑾)2=|𝑽𝑽𝑽𝑾𝑽𝑾𝑾𝑾|,(𝑻×𝑼)×(𝑽×𝑾)=𝑽[𝑻𝑼𝑾]𝑾[𝑻𝑼𝑽].


Die in eckigen Klammern stehenden Produkte sind Spatprodukte (siehe dort).