Mathe für Nicht-Freaks: Beweise für Vektorräume führen

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In diesem Kapitel wollen wir vorführen, wie man beweist, dass eine Menge mit geeigneten Verknüpfungen einen Vektorraum bildet.

Allgemeine Beweisstruktur

Laut Definition ist ein Vektorraum V über einem Körper K eine Menge V mit zwei Verknüpfungen , der Addition, und , der Skalarmultiplikation, die eine Liste von Axiomen erfüllen. Diese sind im Artikel Vektorraum aufgelistet. Es handelt sich um vier Axiome für die Addition und vier Axiome für die Skalarmultiplikation.

Wollen wir also zeigen, dass eine Menge einen Vektorraum bildet, müssen wir zunächst die Verknüpfungen und definieren und dann beweisen, dass die Axiome erfüllt sind. Bei der Definition der Verknüpfungen ist zu beachten, dass die Summe zweier Vektoren und das Produkt eines Skalars mit einem Vektor wieder Vektoren aus der Menge V ergeben, d.h. für alle v,wV und λK gilt vw,λvV. Dies nennt man Abgeschlossenheit und ist wichtiger Teil der Wohldefiniertheit der Verknüpfungen! Dann arbeiten wir die Axiome am besten in der Reihenfolge aus der Definition ab.

Das Ganze wollen wir nun an einem Beispiel vorführen. Als Beispiel wählen wir den Polynomraum der Polynome von Grad kleiner oder gleich n (für ein festes n).

Definition des Polynomraums

Zunächst müssen wir den Polynomraum definieren, genauer gesagt die zugrunde liegende Menge von Vektoren.

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition

Auf dieser Menge führen wir zwei Verknüpfungen ein, eine Addition und eine Multiplikation mit Skalaren aus K:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition

Wir wollen darauf hinweisen, dass die Summen auf der rechten Seite der Abbildungsvorschriften wieder nur von 0 bis n laufen. Wir erhalten also wieder Polynome, die höchstens Grad n haben und landen somit auch tatsächlich in K[X]n. Dies ist wichtig, um überhaupt wohldefinierte Abbildungen mit Wertebereich K[X]n zu erhalten. Man sagt auch, die Menge K[X]n ist abgeschlossen unter den Operationen und .

Der Polynomraum ist ein Vektorraum

Wir wollen nun den folgenden Satz zeigen:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz

Wir müssen nun also die 8 Vektorraumaxiome zeigen:

Vorlage:Liste

Wir werden nun jeden dieser Schritte einzeln beweisen.

Assoziativität der Addition

Wir beginnen mit der Assoziativität der Addition. Diese folgt aus der Assoziativität der Addition in K

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beweis

Kommutativität der Addition

Nun folgt die Kommutativität der Addition. Wie eben folgt auch diese aus der Kommutativität der Addition in K:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beweis

Neutrales Element der Addition

Nun müssen wir beweisen, dass eine Null existiert, d.h. ein neutrales Element bezüglich der Addition. Dafür müssen wir zunächst einen Kandidaten finden. Es gibt hier einen "offensichtlichen": Das Nullpolynom 0=i=0n0Xi. Dies ist tatsächlich das neutrale Element:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beweis

Inverse bezüglich der Addition

Der nächste Schritt ist die Existenz von Inversen. Hier gibt es auch wieder eine offensichtliche Wahl: Für ein f=i=0nfiXi bietet sich g=i=0n(fi)Xi als potenzieller Kandidat für das Inverse von f an. Dies ist tatsächlich ein Inverses, wie der nächste Beweis zeigt:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beweis

Distributivität

Die Beweise zu den beiden Distributivitätseigenschaften folgen beide aus der Distributivität in K und gehen ähnlich, wir zeigen daher hier nur die zweite:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beweis

Assoziativität bezüglich der Multiplikation

Als Nächstes gilt es die Assozitivität bezüglich der skalaren Multiplikation zu beweisen. Dies folgt (ähnlich wie bei den ersten beiden Axiomen) aus der Assoziativität der Multiplikation in K:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beweis

Unitäres Gesetz

Die letzte Eigenschaft, die gezeigt werden muss, ist das unitäre Gesetz. Dies ist einfach:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beweis

Damit haben wir also alle 8 Vektorraumaxiome gezeigt, und somit ist also (K[X]n,,) ein Vektorraum. {{#invoke:Mathe für Nicht-Freaks/Seite|unten}}