Beweisarchiv: Funktionalanalysis: Hilberträume: Über eine Abschwächung der heisenbergschen Vertauschungsrelation

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Beweisarchiv: Funktionalanalysis: TOPNAV

Einleitung

In der Literatur zur heisenbergschen Unschärferelation findet man eine Reihe unterschiedlicher Interpretationen und Deutungsversuche. Wie man feststellen muss, ist zweifelhaft, ob jemals eine einheitliche Auffassung gefunden wird. Zu dieser Schlussfolgerung wird man nicht zuletzt deswegen gedrängt, weil selbst die "Großväter" der Quantenphysik sehr unterschiedliche Sichten auf die Unschärferelation hatten. [1]

Es steht daher die Frage im Raum, ob man die mit der Unschärferelation zusammenhängenden Deutungsprobleme nicht zumindest abmildern kann. Einen Ansatz dazu lässt sich nach meinem Dafürhalten in der Herleitung der Unschärferelation gemäß John von Neumann finden.

Hier fällt nämlich auf, dass man die zugehörige heisenbergsche Vertauschungsrelation

[A^,B^]=h2πi𝟏

abschwächen kann, ohne im Ergebnis die Unschärferelation zu gefährden.

Diese Abschwächung besteht darin vorauszusetzen, dass der Operator

i[A^,B^]

anstelle der Vertauschungsrelation der schwächeren Bedingung

i[A^,B^]h2π𝟏

genügen möge.

Eine solche Bedingung ist prinzipiell nichts Neues. Man kennt sie in ähnlicher Form aus der Theorie der linearen Operatoren auf Hilberträumen und auch aus der Analysis und Funktionalanalysis bei den (nach unten) halbbeschränkten Operatoren.[2]

Was diese abgeschwächte Bedingung besagt, lässt sich auch so darstellen:

Es soll für jedes ψ des Definitionsbereichs dieses Operators (bei sonst gleichen Voraussetzungen) durchweg
(1) i[A^,B^]ψ,ψ
(2) i[A^,B^]ψ,ψh2πψ2
als gegeben angenommen werden.

Der Beweis auf Basis dieser Voraussetzung verläuft dabei analog dem bei von Neumann.

Exakte Herleitung auf Basis der abgeschwächten Bedingung

Als gegeben werden angenommen:

1) Ein Hilbertraum mit dem Skalarprodukt , und der dazugehörigen Norm =,12 und mit 𝟏 als Identitätsoperator auf

sowie

2) Zwei in definierte selbstadjungierte lineare Operatoren A^:D(A^) und B^:D(B^) mit der Eigenschaft
i[A^,B^]C𝟏 mit C=h2π

und

3) Ein ψ(D(A^)D(B^)A^1(D(B^))B^1(D(A^))) der Norm ψ=1[3][4]

Davon ausgehend lassen sich die folgenden Rechenschritte durchführen:[5]

Schritt 1

Es ist:

ImA^ψ,B^ψ=A^ψ,B^ψB^ψ,A^ψ2i

Also gilt:

2ImA^ψ,B^ψ=i(B^A^ψ,ψA^B^ψ,ψ)=iB^A^ψA^B^ψ,ψ=(i(A^B^B^A^)ψ),ψ=(i[A^,B^])ψ,ψCψ2

Das bedeutet:

ψ22CImA^ψ,B^ψ2C|A^ψ,B^ψ|

Also folgt mit der Cauchy-Schwarzschen Ungleichung:

ψ22CA^ψB^ψ
Schritt 2

Sind nun r,s zwei beliebige Skalare, so gilt - wie man leicht nachrechnet - die oben angenommene Halbbeschränktheitsbedingung in gleicher Weise auch für A^r=A^r𝟏 und B^s=B^s𝟏.

Folglich hat man stets ganz allgemein:

ψ22CA^rψB^sψ=2CA^ψrψB^ψsψ
Schritt 3

Infolge des Schrittes 2 erhält man für ψ=1, r=A^ψ,ψ und s=B^ψ,ψ stets

A^ψA^ψ,ψψB^ψB^ψ,ψψC2
Schritt 4

Wegen C=h2π gewinnt man nun sofort die heisenbergsche Unschärferelation:

A^ψA^ψ,ψψB^ψB^ψ,ψψh4π

Benutzte Quellen

Wikipedia-Verweis

Fußnoten

  1. Gemäß Walter Greiner (Quantenmechanik, 6. Auflage 2005) waren neben Albert Einstein und Erwin Schrödinger etwa auch Louis de Broglie und Max von Laue Gegner der Kopenhagener Deutung, als deren Hauptvertreter Niels Bohr und Werner Heisenberg auftraten.
  2. Vgl. Hans Triebel: Höhere Analysis, S.210 ff. Bei der Überlegung hier ist allerdings eine eingeschränkte Halbbeschränktheitsbedingung vorausgesetzt. Zu beachten ist, dass für einen halbbeschränkten Operator vielfach vorausgesetzt wird, dass er dicht definiert sein soll, was im hiesigen Kontext jedoch nicht notwendig der Fall sein muss.
  3. Im Folgenden wird kurz ψ anstelle von |ψ geschrieben.
  4. Es ist zu beachten, dass das an den Operatoren hochgestellte "-1" auf das jeweilige Urbild verweist.
  5. Im Weiteren wird gemäß der Darstellung von John von Neumann und den üblichen Gepflogenheiten der Mathematik das Skalarprodukt als linear in der ersten Komponente und als semilinear in der zweiten Komponente angenommen. In der Physik findet man oft die entgegengesetzte Praxis.