Mathe für Nicht-Freaks: Folge

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Die Folge ist einer der wichtigsten Begriffe in der Analysis. Anhand von Folgen werden wir nämlich später den Begriff des Grenzwerts definieren. Damit wiederum können wir alle wichtigen Konzepte der Analysis wie die Ableitung und die Stetigkeit einführen.

Der Begriff der Folge im Alltag

Datei:Folgen - Quatematik.webm Der Begriff der „Folge“ ist uns bereits aus dem alltäglichen Leben bekannt:

Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Frage

Allen Beispielen ist gemeinsam, dass die Reihenfolge der Elemente einer Folge genau festgelegt ist. Es gibt eine genau definierte Anordnung der Folgenglieder, die beachtet werden muss. Nach dem Aufstehen sollte man zuerst Kaffee kochen, bevor man diesen trinkt (die umgekehrte Reihenfolge wäre suboptimal Vorlage:Smiley).

Außerdem können in einer Folge ein oder mehrere Objekte mehrmals als Folgenglieder auftreten. In der Folge der Fußballweltmeister kommen einige Nationen mehr als einmal vor, weil sie die Fußballweltmeisterschaft mehr als einmal gewonnen haben. Dies unterscheidet eine Folge insbesondere von einer Menge. Für eine Menge kann nämlich nicht sinnvoll gefragt werden, wie oft ein Element in ihr vorkommt. Man kann nur fragen, ob ein Objekt Element einer Menge ist oder nicht.

Des Weiteren kannst du die einzelnen Folgenglieder einer Folge durchnummerieren. Du kannst sagen, wer der erste Präsident der USA, der zweite und so weiter war. Jedem Element einer Folge kann also eine oder mehrere Zahlen zugeordnet werden, die angeben, wo dieses Objekt in der Folge vorkommt.

Viele der im Alltag bekannten Folgen sind endlich, es sind aber auch unendliche Folgen vorstellbar. Würde man bis in alle Ewigkeit Fußballweltmeisterschaften austragen, wäre die Folge der Fußballweltmeister unendlich lang.

Formale Definition

Kommen wir nun zu dem Begriff der Folge in der Mathematik. Der große Unterschied zum Folgenbegriff im Alltag ist der, dass in der Mathematik eine Folge immer unendlich lang ist. In der Mathematik gibt es auch endliche Folgen, welche aber „Tupel“ genannt werden. Diese sind endliche Abfolgen von Objekten und entsprechen den endlichen Folgen aus dem Alltag.

Eine Folge ist also eine unendliche Abfolge (a1,a2,a3,a4,) von Objekten. Dabei steht a1 für das Objekt an der ersten Stelle, a2 für das Objekt an der zweiten Stelle und so weiter. Für Folgen gibt es die abkürzende Schreibweise (an)n. Damit lautet die (intuitive) Definition einer Folge:

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Diese Definition ist intuitiv, weil wir den Begriff „unendliche Abfolge“ nicht exakt definiert haben. Dies muss für eine exakte Definition nachgeholt werden.

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Wichtige Begriffe

Die einzelnen Elemente an einer Folge werden Folgenglieder genannt. Dabei werden die Folgenglieder mit einer natürlichen Zahl n durchnummeriert. Diese natürliche Zahl nennt man Index. So ist beispielsweise a4 das Folgenglied zum Index 4.

Für eine Folge mit Elementen aus der Menge M ist ein Folgenglied ein konkretes Element aus der Menge M. Nehmen wir die Folge (1, 1, 1, 2, 3, 4, 5, 6,). Das Folgenglied a1 ist das identische Objekt wie a2 oder a3, nämlich die Zahl 1.

Meint man die gesamte Folge, schreibt man (an)n. Zwei Kurzschreibweisen für (an)n sind (an)n und (an). Häufig wird der Buchstabe n als Indexvariable genutzt. Jeder Buchstabe kann aber als Indexvariable verwendet werden, solange er im jeweiligen Kontext keine andere Bedeutung hat. So sind auch die Schreibweisen (ai)i oder (ak)k möglich.

In der Analysis 1 betrachten wir vor allem Folgen mit reellen Zahlen als Folgenglieder. Diese speziellen Folgen nennt man reelle Folgen. In folgender Übersicht und in folgender Tabelle sind alle wesentlichen Begriffe zu den Bestandteilen von Folgen zusammengefasst:

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Begriff Schreibweise Definition
Folge (an)n oder kurz (an) Eine Folge ist eine unendliche Abfolge von Objekten.
Folgenglied an Ein Folgenglied ist ein konkretes Objekt, das in der Folge an einer bestimmten Stelle vorkommt.
Index n Der Index ist eine natürliche Zahl, die die Folgenglieder durchnummeriert.

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Definition als Funktion

Definition

Oben haben wir die Folge intuitiv als unendliche Abfolge von Objekten definiert. Mit Hilfe des Funktionenbegriffs kann diese Definition konkretisiert und vor allem mathematisch exakt formuliert werden. Hierzu nehmen wir die Menge der natürlichen Zahlen und ordnen jeder natürlichen Zahl n ein beliebiges Objekt an zu (wobei diese Objekte aus einer Menge M stammen, in der wir eine Folge bilden möchten). Damit erhalten wir eine unendliche und durchnummerierte Abfolge beliebiger Objekte, wie die folgende Skizze verdeutlicht:

Vorlage:Einrücken

Eine solche Zuordnung ist nichts anderes als eine Funktion M, also eine Abbildung von den natürlichen Zahlen in eine Menge M, die alle möglichen Folgenglieder enthält. So haben wir bei der Folge der deutschen Bundeskanzler die Zuordnung:

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Die „unendliche Abfolge“ von Folgengliedern können wir somit als eine Funktion auffassen, die für jede natürliche Zahl n angibt, was das n-te Folgenglied sein soll:

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Obige Definition nutzt nur bereits bekannte Konzepte und erfüllt damit die Anforderungen an eine mathematisch exakte Definition. Deswegen wird sie in den meisten Lehrbüchern als Definition einer Folge verwendet.

Anmerkungen

Bei einer Folge (an)n mit Folgengliedern aus der Menge M steht die Kurzschreibweise (an)n=(a1,a2,) also für eine Funktion f:M,nan. Folgen sind also nichts anderes als Funktionen.

Nehmen wir die beiden Folgen (an)n=(f:,nn) und (bn)n=(g:,nn). Streng genommen, sind beide Folgen verschieden, da die Zielmenge einmal und einmal ist und damit die Funktionen nicht gleich sind. Ihre Kurzschreibweisen unterscheiden sich aber nicht: (an)n=(1, 2, 3, 4,) und (bn)n=(1, 2, 3, 4,). Diese Unterscheidung wird deutlich, wenn man (an)n als Folge in den natürlichen Zahlen und (bn)n als Folge in den reellen Zahlen bezeichnet.

Um anzudeuten, dass eine Folge (an)n eine Abbildung von den natürlichen Zahlen in die Menge M ist, sagt man, dass (an)n eine Folge in M ist. Manchmal wird auch die Schreibweise (an)nM benutzt.

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Arten von Folgen

Eine Intervallschachtelung ist eine Folge von Mengen.
Die ersten Folgenglieder einer Folge von quadratischen Funktionen.

Folgen können beliebige Objekte als Folgenglieder besitzen. So sind reelle Folgen Folgen von reellen Zahlen. Dies ist auch der Typ der meisten Folgen, die uns in der Analysis begegnen werden. Es ist aber auch möglich, Folgen von komplexen Zahlen zu haben, welche komplexe Folgen genannt werden. Aber auch Folgen von Mengen oder Folgen von Funktionen sind möglich.

In den letzten Kapiteln haben wir bereits Intervallschachtelungen kennengelernt. Da Intervalle Mengen sind, sind Intervallschachtelungen Beispiele für Folgen von Mengen. Die folgende Tabelle listet einige Beispiele für Folgen auf:

Art der Folge Explizites Bildungsgesetz Die ersten Folgenglieder
Reelle Folge (an)n an=n2 1,4,9,16,
Komplexe Folge (cn)n cn=in i,1,i,1,i,
Folge von Mengen (Mn)n Mn={k|kn} {1},{1,2},{1,2,3},{1,2,3,4},
Folge von Intervallen (Mn)n Mn=[1n,1n] [1,1],[12,12],[13,13],[14,14],
Folge von Funktionen (fn)n fn::xx2n f1(x)=x2,f2(x)=x22,f3(x)=x23,f4(x)=x24,

Das explizite Bildungsgesetz ist dabei diejenige Formel, mit der man ein Folgenglied in Abhängigkeit vom Index ausdrücken kann. Im nächsten Kapitel werden wir genauer auf die verschiedenen Bildungsgesetze für Folgen eingehen.

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