MathGymOS/ Analysis/ Komplexe Zahlen/ Die Kreisteilungsgleichung

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In diesem Kapitel wollen wir noch einen Bezug zwischen den komplexen Zahlen und der Geometrie herstelle. Dazu betrachten wir die Gleichung zn=1, die so genannte Kreisteilungsgleichung. Im Reellen hat diese Gleichung nur eine Lösung, im Komplexen hingegen n Lösungen. Wieso das so ist wollen wir uns an einem Beispiel überlegen:

z6=1

Zum Lösen dieser Gleichung ersetzen wir das z durch cis(φ) und wenden den Satz von Moivre an. Dadurch erhalten wir

cis(φ)6=1cis(6φ)=1

Auf der rechten Seite des Gleichheitszeichens steht eine komplexe Zahl mit Realteil 1 und Imaginärteil 0, also müssen wir folgende zwei Gleichungen Lösen:

cos(6φ)=1
sin(6φ)=0

Man sieht sofort ein, dass φ=0 eine Lösung für dieses Gleichungssystem ist. Allerdings ist die Lösung 0° gleichbedeutend mit 360°, wie man ganz einfach aus einem Graphen mit Polarkoordinaten ablesen kann oder sich selbst überlegen kann. Nach einer Drehung von 360° befindet man sich wieder am Anfang, also bei 0° und somit sind diese Lösungen gleichbedeutend. Diese Tatsachen wollen wir ausnutzen und die beiden Gleichungen umschreiben:

cos(6φ)=cos(360)
sin(6φ)=sin(360)

Oder nochmals anders geschrieben und nur mit einer Gleichung:

6φ=360φ=3606=60

Nun kennen wir schon zwei Lösungen: z0=0 und z1=60 Wir müssen aber bedenken, dass die trigonometrischen Funktionen periodisch sind und es somit noch mehr Lösungen gibt. Weitere Lösungen sind 120°, 180°, 240° und 300°. Hier die Begründung:

cis(6120)=cis(720)=cis(2360)=cis(360)

Auch die anderen Lösungen ergeben mit 6 multipliziert ein Vielfaches von 360°. Ein Vielfaches von 360° befindet sich am gleichen Ort wie 360° selbst, daher ist es für den Sinus oder den Cosinus das gleichen, wenn man 360°, 720° oder auch 1800° verwendet. Wieso gibt es dann nur die Lösungen 0°, 60°, 120°, 180°, 240° und 300°? Die nächste Lösung wäre 360°, aber wir wissen ja, dass die Lösung 360° äquivalent zu 0° ist. Auch die übernächste Lösung, also 420°, haben wir bereits. Nach 420° haben wir uns einmal im Kreis bewegt und um 60° darüber hinaus. Also ist 420° gleichbedeutend mit der Lösung 60°. Die Lösungen wiederholen sich periodisch und es gibt (in diesem Beispiel) genau 6 voneinander verschiedene Lösungen:

z0=cis(0)=1
z1=cis(60)=12+32i
z2=cis(120)=12+32i
z3=cis(180)=1
z4=cis(240)=1232i
z5=cis(300)=1232i

Wenn wir diese Ergebnisse grafisch darstellen erhalten wir ein erstaunliches Bild:

Die Lösungen der Kreisteilungsgleichung ergeben in der Gauss'schen Zahlenebene die Ecken eines regulären n-Ecks. Es ist dem Einheitskreis einbeschrieben und hat eine Ecke bei (1|0). Die Lösungen der Kreisteilungsgleichung heissen auch Einheitswurzeln.

Wie haben also einen Bezug zur Geometrie geschaffen. Was für eine Bedeutung kommt dem aber zu?


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