Beweisarchiv: Algebra: Gruppen: Klassifikation endlicher abelscher Gruppen

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Satz

Jede endliche abelsche Gruppe ist direktes Produkt zyklischer Gruppen von Primzahlpotenzordnung. Bis auf Reihenfolge und Isomorphie der Summanden ist diese Zerlegung eindeutig.

Beweis

Sei G eine endliche abelsche Gruppe der Ordnung n. Für k ist μk:GG, gkg, d.h. die Multiplikation mit k, ein Gruppenendomorphismus.

Die Eindeutigkeitsaussage ergibt sich wie folgt: Falls

Gi/piri,

betrachte |kerμpr| für p prim und r. Falls ppi, so ist μpr auf dem Summanden /piri ein Isomorphismus. Falls p=pi, umfasst der Kern der Einschränkung von μpr auf /piri genau pmin{r,ri} Elemente. Folglich ist

|kerμpr|=pi=ppmin{r,ri}

und daher

logp(|kerμpr|2|kerμpr+1||kerμpr1|)=pi=p(2min{r,ri}min{r+1,ri}min{r1,ri})=|{i:pi=pri=r}|.

Also lassen sich die Summanden in der obigen direkten Summe eindeutig zurückgewinnen.


Für die Existenzaussage beweisen wir zunächst zwei Hilfssätze:


Lemma 1. Ist G=kerμk, so ist jeder Primteiler von n auch Teiler von k.

Beweis (per Induktion nach n): Der Fall n=1 ist klar, da n dann gar keine Primteiler hat.

Sei daher jetzt n>1 und die Behauptung gelte für alle kleineren Gruppenordnungen. Wähle ein aG0. Für die Ordnung d von a gilt dann d>1 nach Wahl von a. Dann ist G/a eine abelsche Gruppe der kleineren Ordnung nd und wird ebenfalls von der Multiplikation mit k annulliert. Nach Induktionsvoraussetzung hat nd nur Primteiler, die k teilen. Nach Voraussetzung gilt d|k, so dass auch n nur solche Primteiler hat. Damit ist das Lemma bewiesen.


Lemma 2. Ist p prim und G abelsch von Primzahlpotenzordnung n=pr und hat gG maximale Ordnung, so ist g ein direkter Summand von G, d.h. es gibt eine Untergruppe H<G mit G=gH.

Beweis (per Induktion nach r): Falls G zyklisch ist (dies umfasst auch den Fall r=0, ist die Behauptung klar, denn dann gilt G=g=g0.

Ist dagegen G nicht zyklisch, so hat jedes Element höchstens Ordnung pr1, d.h. die (r1)-malige Hintereinanderausührung von μp bildet ganz G auf 0 ab. Das Bild von μpk enthält mindestens n|kerμp|k Elemente, so dass sich |kerμp|r1n und folglich |kerμp|>p ergibt. Deswegen können wir akerμp0 wählen; dann ist a zyklisch von der Ordnung p und wir können folglich weiter ein bkerμpa finden. Es ist dann auch b zyklisch von Ordnung p und diese beiden Gruppen haben trivialen Durchschnitt. Die zyklische Gruppe g kann nur eine Untergruppe der Ordnung p enthalten, also gilt ga=0 oder gb=0. Sei U diejenige der Gruppen a, b mit GU=0. Allgemein ist für xG die Ordnung vno x+UG/U höchstens so groß wie die Ordnung von x. Das Element g+UG/U hat wegen GU=0 dieselbe Ordnung wie g, insbesondere ist diese Ordnung maximal für Elemente von G/U. Nach Induktionsvoraussetzung ist G/U=g+UH¯ für eine Untergruppe H¯<G/U. Ist H<G das Urbild von H¯, so folgt G=gH. Damit ist das Lemma bewiesen.


Wir beweisen auch die Existenzaussage des eigentlichen Satz durch Induktion nach n. Der Fall n=1 ist klar, denn die triviale Gruppe ist das leere Produkt.

Sei daher jetzt n>1 und die Aussage des Satzes gelte für alle Gruppen kleinerer Ordnung.

Wir betrachten zunächst den Fall, dass n=rs gilt mit teilerfremden Zahlen r,s>1. Dann gibt es ganze Zahlen u,v mit ur+vs=1.

Für gG gilt g=(ur+vs)g=urg+vsg. Hierbei ist wegen surg=ung=0 der erste Summand in kerμs und ebenso der zweite aus kerμr, folglich gilt G=kerμr+kerμs. Für gkerμrkerμs gilt g=urg+vsg=u0+v0=0, folglich kerμrkerμs=0. Zusammen mit G=kerμr+kerμs bedeutet dies G=kerμrkerμs.

Nach Lemma 1 und wegen der Teilerfremdheit von r und s kann weder G=kerμr noch G=kerμs gelten, d.h. beide direkten Summanden sind echte Untergruppen, folglich nach Induktionsvoraussetzung von der behaupteten Form und damit gilt der Satz auch für G.

Es bleibt noch der Fall, dass keine Zerlegung n=rs wie oben existiert, d.h. n is eine Primzahlpotenz, n=pr mit p prim, r1. Wähle gG von maximaler Ordnung und zerlege G=gH gemäß Lemma 2. Nach Induktionsvoraussetzung ist H direkte Summe von zyklischen Gruppen von Primpotenzordnung, damit gilt dies aber auch für G.

Damit ist der Satz bewiesen.