Mathe für Nicht-Freaks: Körper: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 18. Dezember 2023, 18:30 Uhr
{{#invoke:Mathe für Nicht-Freaks/Seite|oben}} Ein Körper ist eine algebraische Struktur mit Addition und Multiplikation. Körper sind Ringe, bei denen jedes Element außer der Null ein multiplikatives Inverses bestitzt.
Einführung
Wir haben bereits die algebraische Struktur der Ringe kennengelernt. Zwei wichtige Beispiele für Ringe sind die ganzen Zahlen und die rationalen Zahlen . Diese beiden haben jedoch einen entscheidenden Unterschied. Dazu betrachten wir die Gleichung . Diese Gleichung ist nicht mit lösbar. Lassen wir aber zu, dass eine rationale Zahl ist, so ist die Gleichung auf einmal lösbar! Wir können nämlich die Gleichung umstellen zu . Allgemein ist die Gleichung mit und immer über lösbar, indem wir setzen.
Was ist hier der entscheidende Unterschied zwischen und ? Die Antwort lautet: Ist , so dürfen wir in durch teilen. In ist das zwar manchmal möglich, aber nicht immer. Deshalb teilt man in der Grundschule mit Rest.
Teilen dürfen bedeutet dabei: Für alle , existiert ein , sodass . Durch zu teilen ist nichts anderes, als mit zu multiplizieren. Statt schreiben wir auch oft oder .
Allgemeiner nennen wir Ringe, in denen man durch jedes Element ungleich teilen darf, Körper.
Definition
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Hinweis
Warum fordern wir, dass gilt? Der einzige Ring, bei dem gilt, ist der Nullring. Wir wollen nicht, dass der Nullring ein Körper ist.
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Äquivalente Charakterisierung
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Eigenschaften
Wir haben bereits gesehen, dass die rationalen Zahlen einen Körper bilden. In den rationalen Zahlen gelten einige Rechenregeln. Zum Beispiel verhalten sich Addition und Multiplikation assoziativ, kommutativ und distributiv. Diese gelten für alle Ringe und somit für alle Körper. Wir wollen jetzt noch einige weitere Eigenschaften betrachten, die nicht nur für , sondern für alle Körper gelten.
Eindeutigkeit der neutralen Elemente
In sind die Zahlen bzw. dadurch ausgezeichnet, dass die Addition bzw. Multiplikation mit ihnen "nichts tut". Sie haben diese Eigenschaft und sind jeweils die einzigen rationalen Zahlen mit dieser Eigenschaft. Ähnliche Eigenschaften sind etwa für Gruppen und Ringe bekannt. Sie gelten analog auch für Körper:
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Multiplikation mit Null ergibt Null
Die rationale Zahl hat nicht nur die Eigenschaft, dass sie durch Addition "nichts tut", sondern auch, dass für alle gilt. Multiplikation mit "annuliert" also alle rationalen Zahlen. Analoges gilt in allen Körpern:
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Existenz und Eindeutigkeit von inversen Elementen
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Körper sind Integritätsbereiche
Integritätsbereiche sind Ringe, die die schöne Eigenschaft haben, dass ein Produkt von zwei Elementen nur dann Null ergeben kann, wenn bereits einer der Faktoren gleich Null ist. Körper sind ebenfalls Ringe mit einer schönen Eigenschaft, nämlich, dass man durch jedes Element ungleich Null teilen darf. Es stellt sich die Frage, wie diese schönen Eigenschaften zusammenhängen. Ist eine Eigenschaft vielleicht schöner als die andere?
Die Antwort lautet: Die Körpereigenschaft ist schöner als die Integritätsbereicheigenschaft, denn jeder Körper ist Integritätsbereich, aber nicht umgekehrt. Wir wollen dies nun beweisen.
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Ein Beispiel für einen Integritätsbereich, der kein Körper ist, sind die ganzen Zahlen . Tatsächlich haben wir die Existenz von und die Definition von Körpern dadurch motiviert, dass man in eben nicht immer teilen darf. Im Abschnitt über Quotientenkörper zeigen wir allerdings, dass man jedem Integritätsbereich zu einem Körper erweitern kann. Dies verläuft analog dazu, wie man zu erweitert.
Beispiele
Aus der Schule bekannte Körper und Nicht-Körper
Aus der Schule sind die Zahlenbereiche der natürlichen Zahlen , der ganzen Zahlen , der rationalen Zahlen und der reellen Zahlen bekannt. Wir wissen bereits, dass kein Ring ist. Daher kann es insbesondere kein Körper sein. Im Ringartikel haben wir gesehen, dass ein Ring ist. Allerdings haben wir in der Einleitung gesehen, dass nicht alle Elemente von in invertierbar sind. Tatsächlich sind die einzigen Einheiten von die Elemente und .
Die rationalen Zahlen sind die kleinste "Erweiterung" von , die ein Körper ist. Darauf werden wir im Abschnitt über Quotientenkörper noch näher eingehen.
Die reellen Zahlen bilden ebenfalls einen Körper. Um dies zu beweisen, muss man die sehr analytische Definition von verwenden. Wir verweisen deshalb auf Standardwerke zur Analysis wie etwa "Analysis 1" aus der beliebten Lehrbuchreihe "Mathe für Nicht-Freaks".
Restklassenkörper von
Wir haben im Artikel über Ringe gesehen, dass einen Ring bildet für alle . Aber wann ist ein Körper? Die Antwort lautet:
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Quotientenkörper von Integritätsbereichen
Wir haben in der Einleitung gesehen, dass einen großen Vorteil gegenüber besitzt. Genauer gesagt sind Gleichung wie mit festen Werten und über stets lösbar. Wir konstruieren dafür die Lösung .
Da eine ganze Zahl gleich der rationalen Zahl ist, ist eine Teilmenge von . Außerdem kann man jede rationale Zahl als Bruch von zwei ganzen Zahlen auffassen. Wir erzeugen also aus . Gleichzeitig erweitern wir dadurch zu . Dies hat den Sinn, dass alle linearen Gleichungen lösbar werden.
Diese Darstellung von rationalen Zahlen als Brüche ganzer Zahlen ist aber bekanntlich nicht eindeutig, denn wir können Brüche kürzen und erweitern. Für mit gilt für alle . Zwei Brüche und sind gleich genau dann, wenn wir zu erweitern können. Wenn wir zu erweitern können, finden wir ein , sodass und . Es gilt dann . Umgekehrt gilt auch, dass , falls (weil dann . Ganz allgemein gilt also: Zwei Brüche und (mit sind genau dann gleich, wenn gilt. Daher kann man auffassen als die Menge versehen mit der Äquivalenzrelation .
Die Summe von zwei Brüchen und ergibt .
Wir wollen dieses Konzept jetzt von auf allgemeine Integritätsbereiche verallgemeinern. Wir tun dies nur für Integritätsbereiche, damit der Nenner des Produktes zweier Brüche ungleich ist. Genauer: Seien irgendein Ring und mit . Dann wollen wir natürlich definieren: Vorlage:Einrücken Die Zahlen und sind nach Voraussetzung ungleich . Damit das Objekt rechts wieder ein valider Bruch ist, muss gelten. Das ist genau dann sichergestellt, wenn Integritätsbereich ist.
Wir wollen die allgemeine Konstruktion nun formal aufschreiben. Zunächst müssen wir die Menge der "Brüche" von Elementen von definieren. Ein Bruch besteht aus einem Zähler und einem Nenner, die beide aus stammen. Allerdings soll der Nenner ungleich Null sein. Eine erste Idee wäre also, Brüche einfach also Paare aus zu definieren. Wir müssen allerdings beachten, dass Brüche, die durch Kürzen oder Erweitern auseinander hervorgehen, als gleich aufgefasst werden. Dies motiviert folgende Definition.
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Die Menge der Brüche soll die Grundlage des Quotientenkörpers werden. Auf der Menge der Brüche wollen wir nun eine Addition und die Multiplikation definieren. Diese orientieren sich an den entsprechenden Operationen auf wie oben dargestellt.
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition
Nun zeigen wir, dass die Menge der Brüche mit diesen Operationen tatsächlich einen Körper bildet. Dabei müssen wir insbesondere darauf achten, dass die Operationen wohldefiniert sind. In unserem Fall heißt das, dass die Operationen unabhängig von der Darstellung eines Bruches als Paar von Zähler und Nenner sind.
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Die Äquivalenzklassen von Tupeln wollen wir nun auch in der altbekannten Bruchschreibweise schreiben: Statt schreiben wir von nun an also einfach .
Wir erinnern uns außerdem daran, dass wir eine ganze Zahl als rationale Zahl auffassen können. Genauso fassen wir ein Element als das Element von auf. Das "verträgt" sich mit den Operationen von und . Es ist zum Beispiel dasselbe wie . Es ist also egal, ob wir "in " addieren und dann den Bruch bilden, oder erst die Brüche bilden und diese dann addieren.
Um auf unsere Motivation zurückzukommen, können wir den Körper der rationalen Zahlen neu definieren: Vorlage:Einrücken
Charakteristik
Wir haben den Körperbegriff am Beispiel motiviert. Im Abschnitt Eigenschaften haben wir auch gesehen, dass in jedem Körper gewisse Eigenschaften gelten, die wir vom Rechnen in gewohnt sind. Allerdings haben manche Körper auch Eigenschaften, die auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen.
Ein Beispiel dafür sind Restklassenkörper. Wir haben oben gezeigt, dass ein Körper ist, falls eine Primzahl ist. In diesem Körper gilt dann, dass . In oder ist sowas natürlich nicht der Fall. Dies motiviert den Begriff der Charakteristik.
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Definition
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Satz
Mathe für Nicht-Freaks: Vorlage:Beispiel
Körperbeweise führen
Wir haben Körper definiert als Ringe, die besondere Eigenschaften erfüllen. Um also nachzuweisen, dass eine Menge zusammen mit zwei Operationen einen Körper bildet, müssen wir also die Ringaxiome zeigen und diese Eigenschaften. Wir wollen hier nochmal auf einen Blick zusammenfassen, welche Eigenschaften das alles umfasst.
Ein Körper ist eine Struktur, die aus einer Menge und zwei verschiedenen inneren Verknüpfungen besteht:
Die Verknüpfungen sind Abbildungen von nach , sie bilden Paare von Elementen aus auf Elemente aus ab. Wir bezeichnen sie mit „" und „" und nennen sie Addition und Multiplikation.
Die Struktur muss dabei folgende Bedingungen erfüllen: Vorlage:Liste
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