Maxwell-Gleichungen in der klassischen Elektrodynamik/ Relativistische Formulierung der Maxwell-Gleichungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 7. Februar 2023, 19:18 Uhr

In unseren bisherigen Ausführungen über die Maxwell'schen Gleichungen, ausgedrückt mit Hilfe eines Skalar- und eines Vektorpotentials, haben wir bereits von folgenden »Vierervektor-Schreibweisen« Gebrauch gemacht:

  • Viererpotential: Aμ=(A0,A),

Aμ=(A0,A), d.h. A0=A0, Ai=Ai(i=1,2,3);

  • Viererstromdichte: Jμ=(J0,J)=(cρ,J),

Jμ=(J0,J)=(cρ,J), J0=J0=cρ;

  • Vierdifferenzial: μ=(0,),

μ=(0,), 0=0=x0=1ct .

Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter und formulieren auch die elektromagnetischen Felder in einer relativistisch einheitlichen (d.h. »kovarianten«) Weise. Hierzu werden das elektrische Feld und die magnetische Flussdichte in einen sog. »Feldstärketensor« (2. Stufe, d.h. eine Matrix) zusammen gefasst:


Fμν=μAννAμ=Fνμ,


Fαβ=gαμgβνFμν,


Fνμ=gνβFμβ=Fνμ.


Mit Hilfe der bereits bekannten Möglichkeit, das elektrische Feld und die magnetische Flussdichte mit Hilfe des Skalar- und des Vektorpotentials darzustellen, erhalten wir folgenden Zusammenhang zwischen Feldstärketensor und Feldern:


E=A01ctA
Ei=iA00Ai=iA00Ai=Fi0


und


B=×ABi=εijkjAk
εlmiBi=εlmiεijkjAk=(δljδmkδmjδlk)jAk=lAmmAl=mAllAm=Fml


oder umgekehrt


Bi=εijkjAk=εijkjAk=12εijk(jAk+jAk)=12εijk(jAkkAj)=12εijkFjk.


In Matrix-Darstellung sieht also der elektromagnetische Feldstärketensor wie folgt aus:


(Fμν)=(0E1E2E3E10B3B2E2B30B1E3B2B10).


Mit seiner Hilfe können wir nun die Maxwell-Gleichungen relativistisch kovariant formulieren. Dies führen wir zunächst für die beiden inhomogenen Gleichungen durch:

  • Ampère'sches Durchflutungsgesetz, Verschiebungsstrom: ×B=4πcJ+1ctE


4πcJi=1ctEi+[×B]i=0Fi0+εiklkBl=0F0i+kFki=μFμi.


  • Coulomb-Gesetz: E=4πρ


4πcJ0=4πccρ=4πρ=E=iEi=iFi0=0F00=0+iFi0=μFμ0.


Beide Gleichungen zusammengefasst ergeben die »inhomogene Maxwell-Gleichung«:


μFμν=4πcJν.


Aus den beiden homogenen Maxwell-Gleichungen erhalten wir hingegen:

  • Induktionsgesetz, Lenz'sche Regel: ×E=1ctB


0=εikl0Bl+εiklεlmnmEn=0Fki+(δimδknδinδkm)mEn
=0Fki+iEkkEi=0FkikFi0+iFk0=0Fki+kFi0+iF0k.


  • Nicht-Existenz magnetischer Ladungen/ Monopole: B=0


0=iBi=12εijkiFjk
0=12εijkiFjk=12(ε1jk1Fjk+ε2jk2Fjk+ε3jk3Fjk)
=1F23+2F31+3F12=1F23+2F31+3F12.


Die letzten beiden Gleichungen zusammengefasst, ergeben die »homogene Maxwell-Gleichung«:


0=μFνλ+νFλμ+λFμν.


Mit Hilfe des elektromagnetischen Feldstärketensors ist es nun auch möglich, die Lorentz-Kraft relativistisch kovariant zu formulieren: Aus


f0=γβqE=qcγviFi0=qcuiFi0=qcuμFμ0=qcF0μuμ


und


F=qE+q(β×B)


resultiert


Fi=qEi+q[β×B]i=qFi0+qεiklβkBl=qFi0+qβkFki
=qc1γ(γcF0i+γvkFki)=qc1γ(u0F0i+ukFki)=1γqcuμFμi=1γqcFiμuμ.


Das zweite Newton'sche Axiom nimmt ja relativistisch folgende Gestalt an:


fi=ddτ(mui)=γddt(mui)=γFi.


Dies alles zusammengefasst ergibt


mddτuλ=qcFλμuμ


oder als 4er-Vektor-Gleichung geschrieben:


mddτu=qcF_g_u.


Als 4er-Vektor verhält sich die Geschwindigkeit u unter einer Lorentz-Transformation wie u=Λ_u, woraus für die Lorentz-Kraft folgt:


mddτu=mddτΛ_u=Λ_mddτu=qcΛ_F_g_u=qcΛ_F_g_Λ_1u=qcΛ_F_Λ_Tg_u=qcF_g_u,


d.h. F_=Λ_F_Λ_T oder in Komponenten Fμν=ΛαμΛβμFαβ.

Dies folgt auch aus dem Transformationsverhalten von xμ und Aμ:


xα=Λμαxμ


xα=(Λ_1)μαxμ=(Λ_T)μαxμ=Λμαxμ


so dass


μ=xμ=xαxμxα=Λμαxα=Λμαα
μ=Λαμα


gilt und


Aν=ΛβνAβ.


Hieraus resultiert:


Fμν=μAννAμ=ΛαμΛβν(αAββAα)=ΛαμΛβνFαβ.


Unter einem Lorentz-Boost mit der Geschwindigkeit v entlang der x-Achse verhält sich der elektromagnetische Feldstärketensor also folgendermaßen:


Λ_F_Λ_T=(γγβ00γβγ0000100001)(0E1E2E3E10B3B2E2B30B1E3B2B10)(γγβ00γβγ0000100001)=


(γβE1γE1γE2+γβB3γE3γβB2γE1γβE1γβE2γB3γβE3+γB2E2B30B1E3B2B10)(γγβ00γβγ0000100001)=


(0E1γ(E2βB3)γ(E3+βB2)E10γ(βE2B3)γ(βE3+B2)γ(E2βB3)γ(βE2B3)0B1γ(E3+βB2)γ(βE3+B2)B10)=


F_=(0E1E2E3E10B3B2E2B30B1E3B2B10)


Mit den Bezeichnungen


β=βe^1,


und Rechnungen


β×B=βe^1×B=βεj1kBke^j=βε1kjBke^j=β(B2e^3B3e^2)


sowie den folgenden Konventionen


E=E1e^1,
E=E2e^2+E3e^3


und analoges gelte für B und die gestrichenen Felder,

erhalten wir für die elektromagnetischen Felder unter Lorentz-Boosts:


E=E,
E=γ(E+β×B),
B=B,B=γ(Bβ×E).


Mittels elektromagnetischen Feldstärketensor lassen sich natürlich auch umgekehrt die Maxwell-Gleichung, ausgedrückt mit Hilfe des 4er-Vektorpotentials, formulieren: Aus


Fμν=μAννAμ


folgt


4πcJν=μFμν=μμAνν(μAμ),


woraus sich wegen


Jμ=(J0,J)=(cρ,J),μμ=(1c2t22)


und


μAμ=1ctA0+A


die beiden Gleichungen


(1c2t22)A=4πcJ(1ctA0+A)


und


2A01ctA=4πρ


ergeben.

Lorentz-Invariante sind Größen, die sich unter Lorentz-Transformationen nicht verändern. Im Folgenden stellen wir zwei Lorentz-Invariante vor:

Wegen F_=Λ_F_Λ_T und der Spur-Eigenschaft Sp(A_B_)=Sp(B_A_) gilt


Sp(g_F_g_F_T)=Sp(g_Λ_F_Λ_Tg_Λ_=g_F_TΛ_T)=
Sp(g_Λ_F_g_F_TΛ_T)=Sp(Λ_Tg_Λ_=g_F_g_F_T)=Sp(g_F_g_F_T),


d.h. der Skalar


Sp(g_F_g_F_T)=gμαgνβFαβFμν=FμνFμν


ist eine Lorentz-Invariante.

Der Skalar


JμAμ=JαgαμAμ=JTg_A


ist wegen J=Λ_J und A=Λ_A gleichermaßen eine Lorentz-Invariante:


JTg_A=JTΛ_Tg_Λ_=g_A=JTg_A.


Um eine sog. »Lagrangedichte« aufzustellen, benötigen wir eine Ableitung der Lorentz-Invarianten FμνFμν nach αAβ, weswegen wir die Lorentz-Invariante wie folgt ausschreiben:


FμνFμν=(μAννAμ)(μAννAμ)=
2[(μAν)(μAν)(μAν)(νAμ)]=2gμαgνβ(αAβ)(μAννAμ).


Jetzt lässt sie die Ableitung relativ einfach bilden:


(αAβ)FμνFμν=2gμαgνβ(μAννAμ)=Fμν+2gμκgνλ(κAλ)(αAβ)(μAννAμ)=(gαμgβνgανgβμ)αAβ
=2gμαgνβFμν=Fαβ+2gμκgνλ(δαμδβνδανδβμ)(κAλ)=4Fαβ.


Daher folgt aus der sog. »Lagrangedichte« =116πFμνFμν1cJμAμ mit der Euler-Lagrange-Gleichung Aνμ(μAν)=0 die inhomogene Maxwell-Gleichung μFμν=4πcJν. Die Lagrangedichte ist eine Lorentz-invariante skalare Größe. Die aus der Mechanik geläufige Lagrangefunktion hängt übrigens folgendermaßen mit der Lagrangedichte zusammen: L=d3x.

Energie-Impuls- und Spannungstensor werden in der relativistischen Formulierung mit Hilfe des elektromagnetischen Feldstärketensors zusammengefasst. Hier die Herleitung für den mikroskopischen Fall:


4πcJν=μFμν
Fλμ4πcJμ=FλμνFνμ=ν(FλμFνμ)FνμνFλμ,


worin der letzte Term mittels der homogenen Maxwell-Gleichung berechnet werde kann:


0=μFνλ+νFλμ+λFμν
FνμνFλμ=12(FνμνFλμFμννFλμ)=
12Fνμ(νFλμμFλν=νFμλλFνμ)=12FνμλFνμ=14λ(FνμFνμ).


D.h.


4πcFλμJμ=κ(FλμFκμ14gλκFνμFνμ),


wobei der Energie-Impuls- und Spannungstensor


Tλκ=14π(FλμFκμ+14gλκFνμFνμ)


ist, da wir daraus mit Hilfe der folgenden Gleichung


FμνFμν=F0νF0ν+FmνFmν=F0nF0n+Fm0Fm0+FmνFmν=


2Fn0EnFn0En+εmniεmnj=δnnδijδnjδin=2δijBiBj=2(B2E2).


Energie- und Impulsdichte/ den Poyntingvektor und den Maxwell'schen Spannungstensor bestimmen können:

  • Energiedichte:


4πT00=14g00FνμFνμFμ0F0μ=12(B2E2)+E2,
w(x)=T00=18π(E2+B2),


  • Impulsdichte:


4πT0i=Fμ0Fiμ=Fm0Fim=Fm0Fim=EmεimjBj=[E×B]i
cPi(x)=Ti0=14π[E×B]i,


  • Poynting-Vektor:


1cSi(x)=T0i=14π[E×B]i,


  • Maxwell'scher Spannungstensor:


4πTkm=14gkmδkmFλνFλν2(B2E2)FνkFmνF0kFm0EkEm+FnkFmn=12(E2+B2)δkm(EkEm+BkBm),


da


FnkFmn=εknjεmnlBjBl=(δkmδjlδklδjm)BjBl=(δkmB2BkBm),


sodass sich


Tik=14π(EkEi+BkBi12δik(E2+B2))


ergibt.

Aus κTκμ+1cFμνJν=0 folgt

  • für μ=0:


0=κTκ0+1cF0νJν=01ctT00w+kTk01cSk+1cF0nEnJnJn
tw+S=JE.


  • für μ=m:


0=κTκm+1cFmνJν=
01ctT0mcPm+kTkm+1cFm0EmJ0cρ+1cFmnεmnjBjJnJn,


d.h.


0=tPm+ρEm+1c[J×B]m+kTkm=
t14πc[E×B]m+ρEm+1c[J×B]m+kTkm.